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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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auch noch gute Menschen gab. «Wir haben alle eine Brille auf», hatte eine Polizistin einmal zu ihr gesagt, «mit schwarzen Gläsern.»

    Wegen der tiefen Loyalität, die sie für die Frauen und Männer mit der Marke empfand, würde C. J.
    selbstverständlich mit allen Mitteln helfen, die ihr zur Verfügung standen. Wie hätte sie nein sagen können? Diesen Angelillo kannte sie vielleicht nicht, aber Victor Chavez… Selbst wenn er nicht der hellste Polizist und nicht der beste Zeuge gewesen war, immerhin hatte sie ihn persönlich gekannt. Sie hatte mit ihm gesprochen, hier in ihrem Büro, mit ihm gearbeitet, ihn auf dem Zeugenstand befragt.
    Anders als bei den Opfern in anderen Mordfällen hatte sie diesmal ein Gesicht, einen Geruch, eine persönliche Begegnung, an die sie immer denken würde. Und sie würde tun, was sie konnte, um der Task-Force zu helfen, den Mörder zu fassen und anzuklagen. Das schuldete sie ihm.
    Und doch hatte sie ein ungutes Gefühl. Sie wusste, wie verdreht die Logik eines Serienmörders, eines Sadisten war – eines Menschen, dem es Lust bereitet, seinen Opfern Schmerzen zuzufügen. Und so betete sie still, während sie sich auf den Weg zu den Fahrstühlen machte, dass die Morde das Werk rachsüchtiger Bandenmitglieder waren, wie Dominick meinte und die Journalistin auf CNN gestern Abend so arglos spekuliert hatte. Und hoffte, dass es nicht das Werk eines Menschen war, dessen Denken jenseits aller Vernunft war.

ACHTZEHN

    «Wie kommt es eigentlich, dass immer im Herbst die Psychopathen aus ihren Löchern gekrochen kommen?», fragte eine vertraute polternde Stimme hinter Dominick. «Die Dolphins verlieren, und alle rasten aus.»
    Der Raum, in dem bis vor drei Stunden die acht Ermittler des MROC-Betrugsdezernats gesessen hatten, war jetzt das Hauptquartier der zwanzigköp-figen Task-Force. Als Dominick sich umdrehte, stand vor ihm sein alter Freund Detective Manny Alvarez. Er musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen zu sehen. Mit seinen massigen eins sechsundneunzig überragte Manny der Bär ihn fast um einen Kopf. «Hey, Manny.» Dominick grinste. «Bist du freiwillig hier oder hat dich jemand verdonnert?»
    «Scheiße, natürlich nicht freiwillig.» Manny zupfte an seinem dichten schwarzen Schnurrbart, den neuerdings ein paar silberne Strähnen zierten. Obwohl es noch keine zehn Uhr morgens war, hatte Manny auf den Wangen schon Bartstoppeln. Tatsächlich war die einzige Stelle, wo bei ihm bis Einbruch der Nacht kein Härchen spross, sein braun gebrannter Schädel, den er glatt und glänzend über dem Stiernacken trug. «Mein Lieutenant hat sich neulich anscheinend mächtig aufgeregt, als ich gefragt habe, ob seine Tochter noch solo ist. In dem Outfit konnte ich ja nicht ahnen, dass sie erst fünfzehn ist.» Er lachte. «Jetzt will er mir eins reinwür-gen und verpasst mir eine Neunzig-Stunden-

    Woche, dabei könnte mir nichts Besseres passieren als Überstunden.»
    «So kenn ich dich», sagte Dominick.
    «Nicht, dass ich was dagegen habe, einem verdammten Cop-Killer die cojones auszuquetschen.
    Wenn dann in zehn Jahren die Glühbirne flackert, weiß man wenigstens, was man geleistet hat. Aber noch so eine verdammte Task-Force ist nicht gerade meine Vorstellung von Spaß am Arbeitsplatz.
    Nimm’s nicht persönlich, Dommy Boy.»
    «Keine Sorge.»
    Manny sah sich um. Es herrschte bereits allgemeine Betriebsamkeit. Detectives von verschiedenen Abteilungen und Agenten des FDLE kamen und gingen – alle in Zivil -; man hätte unmöglich sagen können, wer zu welcher Truppe gehörte, sofern man ihn nicht persönlich kannte. Manny selbst gehörte zur City of Miami RD. «Zwei Fragen», sagte er. «Wer sitzt sonst noch mit uns im Fegefeuer, und bist du der Kopf der Bande?»
    «Vielleicht kennst du Marlon Dorsett und Ted Nicholsby vom Beach; Steve Yanni von Miami-Dade kommt auch dazu, und natürlich Fulton und ich.
    Mehr weiß ich selbst noch nicht. Und was die Leitung angeht, sind alle gleichgestellt. Es gibt keinen Kopf. Ich bin so eine Art Vermittler. Ich sorge dafür, dass jeder mit offenen Karten spielt und keiner dem anderen das Wasser abgräbt.»
    «Also bist du der Boss», Manny lachte und ließ seine haarige Pranke auf Dominicks Schulter fallen.
    «Ich schätze, das heißt, ihr habt’s geschafft, die Feds fürs Erste rauszuhalten. Hab gehört, sie wollten sich gestern über den Tatort hermachen. Mann, die können nicht mal übers Wetter reden, ohne die Lorbeeren für die

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