Morpheus #2
Schädel und suchte nach den richtigen Worten. «Dom arbeitet nicht mehr an diesem Fall, C. J. Er arbeitet an überhaupt keinem Fall mehr, dank deinem falschen Fuffziger. Dom ist vom FBI verhaftet worden wegen Verletzung der Bürgerrechte. Seit letzter Woche ist er vom FDLE suspendiert.»
EINUNDFÜNFZIG
Die Wohnanlage in Miami Beach war einmal ein betreutes Altenheim gewesen, das zu schicken Ei-gentumswohnungen im Art-déco-Stil umgebaut worden war. C. J. hatte einen der begehrten Gäste-parkplätze ergattert, doch was sie als Nächstes tun sollte, wusste sie nicht. Auf seinem überdachten Parkplatz stand nicht der Pontiac Grand Prix, sein Dienstwagen, sondern der alte Toyota-Geländewagen. Er schien zu Hause zu sein. Mit der Dienstwaffe hatte er wahrscheinlich auch gleich den Wagen abgeben müssen.
Obwohl man als Vermieter erfahrungsgemäß jede Menge Scherereien bekam, hatte Dominick es für klug befunden, angesichts des brodelnden Im-mobilienmarkts seine Wohnung in Miami Beach zu behalten; sie konnte im Wert nur steigen. Ursprüng-lich hatten sie nach der Hochzeit beide ihre Wohnungen verkaufen und sich nach einem Häuschen umsehen wollen, mit Swimmingpool und gemauer-tem Grill im Garten. Vielleicht Kinder adoptieren.
Doch jetzt erwies sich Dominicks Geschäftstüchtig-keit als sehr praktisch. C. J. sah hinauf zu seinem Apartment im dritten Stock, wo sie zu Beginn ihrer Beziehung mehr als ein paar Nächte verbracht hatte. Sie kämpfte mit den Tränen.
Es war Mittwoch, vier Uhr am Nachmittag. Normalerweise war er um diese Uhrzeit nie zu Hause anzutreffen, doch sie waren weit entfernt von jegli-cher Normalität. C. J. versuchte sich die Worte zu-rechtzulegen, die sie sagen wollte, und doch ihr fie-
len keine ein. Auch wenn sie wusste, dass sie dieses Gespräch von Angesicht zu Angesicht führen mussten, wünschte sie jetzt, sie hätte ihren Besuch telefonisch angekündigt.
Über den Parkplatz gelangte sie zur gläsernen Eingangstür und von dort mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock. Sie war diesen Weg hundertmal gegangen, doch dieses Mal war alles anders. Der Flur roch nicht wie früher, die Luft war kühl, und sie fühlte sich unwillkommen, wie ein Eindringling. Sie klopfte an seine Tür und wartete, doch von drinnen kam kein Geräusch. Sie rief ihn übers Handy an und hörte es klingeln, dann war der Anrufbeantworter dran.
Jetzt wieder nach Hause zu fahren kam nicht in Frage. C. J.s Nachbarin, Mrs. Crombsy, die in ihrer Abwesenheit auf Lucy und Tibby aufpasste, hatte sie gewarnt, dass die Reporter schon vor dem Haus kampierten. Also setzte sich C. J. auf dem kühlen Flur auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Die Handtasche auf dem Schoß, das Gesicht in den Händen, beschloss sie zu warten.
Zu warten, bis er endlich kam – oder ging. Oder bis sie schließlich aufgeben würde.
ZWEIUNDFÜNFZIG
Um die Ecke kamen gedämpfte Schritte. In den letzten drei Stunden hatte C. J. die Glocke des Fahrstuhls hundertmal gehört und sah nicht einmal mehr auf. Doch als die Schritte kurz vor ihr stehen blieben, wusste sie, dass er es war.
Sie blickte auf und sah ihm direkt ins Gesicht.
«Hallo», sagte sie lächelnd, dann streckte sie vorsichtig ihren steifen Rücken. Er half ihr nicht auf, sondern blieb wie angewurzelt stehen. «Ich habe mich schon gefragt, ob du überhaupt nochmal kommst.» Er trug Laufschuhe und ein T-Shirt, das feucht aussah. Sein dunkles Haar war zerzaust, und er hatte sich seit ein paar Tagen nicht rasiert. Das melierte Ziegenbärtchen war zu einem melierten Vollbart ausgewachsen. Er sah sie an, als sei sie ein Gespenst. Dann wandte er den Blick ab und sah sich im Flur um, als suchte er nach einem Fluchtweg.
«Ich habe mit Manny gesprochen», sagte sie, als er nicht reagierte. «Warum hast du mir nichts davon erzählt?»
Er starrte sie ungläubig an. «Du hast nicht ein Mal angerufen», sagte er schließlich, dann ließ er weitere unangenehme Sekunden verstreichen.
«Nichts. Nicht ein Wort. Du verschwindest an einem sonnigen Nachmittag, und ich höre nichts mehr von dir. Was zum Henker hat das zu bedeuten, C. J.?»
«Dominick, bitte», sagte sie. Tränen schossen ihr in die Augen, obwohl sie sich geschworen hatte, nicht vor ihm zu weinen. «Du weißt, warum ich ge-
hen musste.»
«Blödsinn. Als ich versucht habe, es rauszufinden, bin ich gefeuert und verhaftet worden.»
«Ich habe dich nicht darum gebeten, den Helden zu spielen», gab sie zurück, doch im
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