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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Der frühere Stadtrat, der wegen Amtsmissbrauchs und Bestechung vor Gericht stand. Die Urteilsverkündung des ehemaligen Foot-ballstars wegen Trunkenheit am Steuer. Es ging nicht unbedingt um sie. Noch nicht. Falls es allerdings zu einer Beweisaufnahme käme, würde sich das Medieninteresse blitzschnell ändern.
    Sie stapelte drei der sieben Kisten mit Akten im Fall Der Staat Florida gegen William Rupert Bantling auf den Wagen und setzte den Karton mit den Präzedenzfällen obenauf, die sie am Wochenende kopiert hatte. Dann sandte sie ein stilles Gebet zu Christophorus, den Lieblingsheiligen ihrer Mutter, und bat ihn um Beistand.
    In den letzten Wochen war sie allen Anrufen und Fragen ihrer Eltern ausgewichen, zu sehr war sie mit sich selbst beschäftigt. Ihre Eltern wussten nicht einmal, dass sie in Kalifornien gewesen war, kaum eine Flugstunde von zu Hause entfernt. C. J. wusste, dass sich ihre Eltern wahrscheinlich Sorgen machten. Mom machte sich immer Sorgen, sie behauptete, dass sei ihre Mutterpflicht. C. J. wagte sich gar nicht auszumalen, wie ihr Vater reagierte, wenn er erfuhr, dass seine Tochter den Falschen zum Tod verurteilt hatte. Er war zwar ein Mann, der Vergebung predigte – aber sie wusste, das hier würde er ihr nie vergeben.
    Doch jetzt war es zu spät, darüber nachzugrü-beln, was geschah, wenn sie heute nicht gewann.

    Sie setzte sich die Sonnenbrille auf und verließ das Gebäude durch den Seiteneingang, dann hastete sie über die Straße zum Personalaufzug des Gerichtsgebäudes und betete, dem Wahnsinn zu entkommen, vor dem sie sich so fürchtete.

VIERUNDFÜNFZIG

    Saal 6-8 war kein besonders eindrucksvoller Gerichtssaal. Er war zwar relativ neu, aber auch recht klein, denn er nahm eines der ehemaligen Büros der Staatsanwaltschaft ein, die zu Zeiten von Janet Reno noch im fünften und achten Stock des Gerichtsgebäudes residiert hatten, bevor das Graham Building gebaut worden war. Jahrelang hatten die Räume leer gestanden, bis sie in den neunziger Jahren, als dringend neue Gerichtssäle gebraucht wurden, umgebaut wurden.
    Die frisch gestrichenen Wände sahen bereits nach wenigen Jahren wieder schäbig aus. Die mal-venfarbene Auslegware hatte Flecken und abgewetzte Stellen.
    C. J.s Gebete zum heiligen Christophorus hatten geholfen. Es stellte sich heraus, dass nur ein Teil der Aufmerksamkeit in der Lobby ihr galt. Anders als beim Cupido-Prozess warteten vor dem Gerichtssaal nur wenige Journalisten.
    «Ms. Townsend! Wussten Sie von dem Ton-
    band? Haben Sie es sich angehört?»
    «Wussten Sie, dass Victor Chavez im Zeugenstand gelogen hat? Haben Sie ihn dazu ange-stiftet? Glauben Sie, dass Morpheus es auf ihn ab-gesehen hatte? Glauben Sie an eine Verbindung zwischen den beiden Fällen?»
    «War es ein Komplott?»
    «Sitzt ein Unschuldiger in der Todeszelle?»
    Die Fragen waren die gleichen wie die auf den rosa Telefonnotizen, die sich unbeantwortet auf ih-

    rem Schreibtisch häuften. Auch ihre Antwort war die Gleiche. Sie schwieg.
    «Aha, Ms. Townsend», begrüßte sie Richter Leopold Chaskel III. von seinem kleinen Thron im gut gefüllten Gerichtssaal, noch bevor die Türen sich schlössen und die erregten Stimmen auf dem Korridor verstummen ließen. «Wir konnten bereits von weitem hören, dass Sie kommen. Sie haben da draußen anscheinend ein paar Fans.»
    «Guten Morgen, Herr Richter. Es tut mir Leid, dass ich Ihren Tag durcheinander bringe», sagte sie und sah sich um. Zum Leidwesen der Presse war donnerstags Richter Chaskels Anhörungstag, und so gab es keinen einzigen freien Stuhl im Saal.
    «Mein Termin ist um -»
    «Um zehn. Ich weiß. Setzen Sie sich. Mr. Mann ist auch irgendwo hier. Zumindest hat er sich an-gemeldet. Ich werde jetzt erst mal mein Programm durchziehen, aber lassen Sie sich gesagt sein, was ich Mr. Mann heute Morgen auch schon gesagt habe, als er versucht hat, auf meinem Flur eine Pressekonferenz abzuhalten: Tun Sie’s nicht! Verstanden? Ich will nicht von jemand anderem hören, was ich sagen werde, bevor ich es gesagt habe. Vor allem, wenn nicht vorhabe, es zu sagen. Ich werde nicht zulassen, dass sich das hier zu einem solchen Zirkus entwickelt wie beim letzten Mal.»
    «Meinetwegen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Euer Ehren», antwortete C. J. Halten Sie zu mir, weisen Sie den Antrag ab, dann müssen wir uns beide keine Sorgen mehr machen.
    «Gut. Ich bringe das hier zu Ende, und dann gehört Ihnen der Rest des Vormittags. Auch wenn ich nicht glaube,

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