Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
Vom Netzwerk:
gesprochen hatte.
    «Hallo, Schätzchen!» Das Wasser wurde abgedreht, und das Klappern hörte auf. Sie sah ihre Mutter vor sich, wie sie in der Küche stand und sich die Hände an der Schürze abtrocknete. Wahrscheinlich räumte sie gerade die Küche nach dem Abendessen auf. «Deine Ohren müssen klingeln. Dein Vater und ich haben gerade von dir geredet. Dad», rief sie. «Florida ist am Telefon. Dein Mädchen! „Wo warst du bloß?», fragte sie, wieder an C. J. gewandt.
    «Ich weiß. Tut mir Leid. Ich… ich hatte viel um die Ohren.» Sie konnte das Spülmittel förmlich durch das Telefon riechen und die orangefarbene Sonne sehen, die draußen vor dem Küchenfenster unterging. Es war ein tröstliches Bild. Ihre Eltern lebten immer noch in dem Haus, in dem sie aufge-wachsen war. «Wir geht es euch beiden? Habt ihr viel zu tun? Was macht die Arbeit?»
    «Du hast doch irgendwas. Ich höre es dir an», sagte ihre Mutter. Ihr Radar war hochsensibel.

    «Was ist es? Die Arbeit? Geht es dir gut?»
    «Ach, Mom, ich -»
    Doch ihre Mutter hörte schon nicht mehr zu.
    Wenn schlechte Nachrichten drohten, wurde sie so nervös, dass sie immer ihren Mann ans Telefon holte. «Hier ist dein Vater», sagte sie.
    «Chloe?»
    «Hallo, Dad.»
    «Ist etwas nicht in Ordnung?»
    «Das hat Mom gesagt. Es ist alles okay, Dad. Ich habe nur… also, ich habe da diesen Fall.» Sie rieb sich die Stirn. Selbst wenn sie versuchte, nur über das Wetter oder Tante Pat zu sprechen, hatte ihr Vater diesen weichen, sachlichen Ton an sich, der ihr jedes Geheimnis entlockte. Er hätte Psychologe werden sollen. Und jetzt, gestand sie sich ein, brauchte sie jemanden zum Reden. «Es ist dieser Serienmörder, den ich vor ein paar Jahren angeklagt habe. Am Montag findet eine Anhörung statt, und wahrscheinlich bin ich einfach nur nervös.»
    Er schwieg. Sie sah sein Stirnrunzeln vor sich. Es machte ihn immer so alt. «Ist das derjenige, der vor Gericht diese Behauptungen da gemacht hat? Über dich und -»
    «Ja», sie unterbrach ihn, bevor er das Wort aussprechen musste. «Cupido. Er legt Berufung ein, und der Richter hat eine neue Beweisaufnahme angesetzt. Und er wird da sein, Dad. Im Gerichtssaal.»
    «Kann das nicht jemand anders übernehmen, Chloe? Ein Kollege aus deiner Abteilung?»
    «Schön wär’s. Nein», seufzte sie. «Ich muss selbst dahin.»

    «Und was passiert, wenn du es nicht schaffst?»
    «Dann bekommt er vielleicht einen neuen Prozess. Und dann wird er vielleicht freigesprochen. Ich muss es schaffen.»
    «Gut, dann musst du es eben tun. Wie lange dauert so eine Beweisaufnahme?»
    «Ein paar Tage, schätze ich.»
    «Mit demselben Richter wie beim letzten Mal?»
    «Ja.»
    «Gut. Ich mochte ihn», sagte er. «Er hat sich nicht zum Narren halten lassen. Wird genug Wachpersonal da sein?»
    «O ja. Der ganze Saal wird voll sein.»
    «Hast du Angst, dass er dir etwas antun könnte?»
    Sie seufzte. «Nur, wenn er freikommt.»
    «Wird Dominick bei dir sein?»
    C. J. zögerte. «Das ist gerade etwas schwierig, Daddy. Eine lange Geschichte. Wir… wir haben uns getrennt.» Sie konnte nicht anders. Sie begann leise zu weinen. Obwohl sie die Hand über die Sprechmuschel legte, hörte er es wahrscheinlich.
    «Deswegen?»
    «Es ist eine lange Geschichte.»
    Sie hörte ihn seufzen. «Du bist stark, Chloe. Du schaffst es. Ich weiß, dass du es schaffst.»
    «Dad, darf ich heimkommen?», fragte sie mit einem trockenen Lachen, als ein paar Sekunden vergangen waren und sie die Tränen hinunterschluck-te.
    «Wenn du es geschafft hast. Mom macht dein Zimmer fertig. Und dann feiern wir.» Wieder schwieg er. «Das wolltest du wahrscheinlich nicht hören.»
    «Nein», seufzte sie.
    «Lass nicht zu, dass er dir zusetzt, Schätzchen.
    Wenn er das spürt, versucht er wieder, dich fertig zu machen. Denk dran, du warst es, die ihn hinter Gitter gebracht hat. Er hat Angst vor dir.»
    «Danke, Daddy. Ich sollte jetzt auflegen. Sag Mom liebe Grüße. Ich hab dich lieb.»
    «Ich hab dich auch lieb. Hör mal, warte das nächste Mal nicht so lange, bis du anrufst.»
    C. J. legte auf und wischte sich tapfer die Tränen weg. Ihr Vater hatte das Richtige gesagt, sie hatte es gewusst. Sie würde sich nicht in die Flucht schlagen lassen. Sie würde nicht zulassen, dass er sah, wie sie zitterte, wie ihr Herz hämmerte. Sie war stärker. Sie drückte die Zigarette aus und trank den letzten Schluck Wein. Dann ging sie zurück in die Küche, um ihre Lektüre zu beenden.
    Dann musst

Weitere Kostenlose Bücher