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Morphium

Morphium

Titel: Morphium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Vorschlag, zusammen mit Schwester Hopkins die Kleider für die Bedürftigen herauszusuchen.
    Elinor dachte: Ja, es ist alles wahr – und sie ist sicher, dass ich es getan habe. Und jedes Wort, das sie sagt, ist die Wahrheit – das ist so schrecklich! Es ist alles wahr. Wieder sah sie unter den Zuschauern das Gesicht von Hercule Poirot, der sie nachdenklich – beinahe gütig und wissend anschaute…
    Der Karton, auf den das Stückchen Etikett geklebt war, wurde der Zeugin gereicht. »Wissen Sie, was das ist?«
    »Es ist ein Stück von einem Etikett.«
    »Können Sie den Geschworenen sagen, von welchem Etikett?«
    »Ja – es ist ein Stück von einem Etikett von einem Röhrchen mit Tabletten. Morphium-Tabletten zu 0,02 Gramm. Ein solches Röhrchen ist mir abhanden gekommen.«
    »Sie sind dessen sicher?«
    »Natürlich bin ich mir sicher.«
    »Hat es irgendein besonderes Kennzeichen, dass Sie es als Etikett des verlorenen Röhrchens identifizieren können?«
    »Nein, Mylord, aber es muss dasselbe sein.«
    »Tatsächlich können Sie nur sagen, dass es genauso aussieht?«
    »Nun ja, das meine ich.«
    Das Gericht vertagte sich.

22
     
    A m nächsten Verhandlungstag nahm Sir Edwin Bulmer Schwester Hopkins ins Kreuzverhör. Jetzt war er durchaus nicht mehr verbindlich. Er sagte scharf:
    »Dieses Köfferchen, von dem wir soviel gehört haben – blieb es am 28. Juni die ganze Nacht in der großen Halle von Hunterbury stehen?«
    »Ja.«
    »War wohl etwas nachlässig von Ihnen, nicht?«
    Schwester Hopkins wurde rot.
    »Nun ja, das stimmt.«
    »Ist es Ihre Gewohnheit, gefährliche Drogen herumliegen zu lassen, wo jeder dran kann?«
    »Nein, natürlich nicht!«
    »Oh, wirklich nicht? Aber bei dieser Gelegenheit taten Sie es?«
    »Ja.«
    »Und es ist Tatsache, nicht, dass jeder im Haus das Morphium nehmen konnte, wenn er wollte?«
    »Ich denke, ja.«
    »Da gibt es kein ›denken‹! Es ist doch so, nicht?«
    »Nun – ja.«
    »Es war also nicht nur Miss Carlisle zugänglich, sondern jeder der Diener hätte es nehmen können. Oder Dr. Lord. Oder Mr Roderick Welman. Oder Schwester O’Brien. Oder Mary Gerrard selbst.«
    »Ich denke, ja.«
    »Es ist so, nicht?«
    »Ja.«
    »Wusste jemand, dass Sie Morphium in dem Koffer hatten?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Nun, sprachen Sie darüber zu irgendjemandem?«
    »Nein.«
    »Also konnte Miss Carlisle gar nicht gewusst haben, dass Morphium darin war?«
    »Sie konnte nachgeschaut haben.«
    »Das ist doch sehr unwahrscheinlich, nicht?«
    »Ich weiß wahrhaftig nicht.«
    Sir Edwin machte eine kleine Pause. Dann fuhr er fort:
    »Sie erzählten Schwester O’Brien am Morgen, dass Sie das Morphium vermissten?«
    »Ja.«
    »Ich behaupte, was Sie wirklich sagten, war: ›Ich habe das Morphium zu Hause gelassen. Ich werde zurückgehen müssen, es holen.‹«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt.«
    »Sie sprachen nicht die Vermutung aus, dass das Morphium auf dem Kaminsims in Ihrer Wohnung zurückgeblieben sei?«
    »Nun, als ich es nicht finden konnte, dachte ich, dass ich es dort vergessen haben könnte.«
    »Tatsächlich haben Sie nicht gewusst, was Sie damit getan hatten!«
    »Doch, ich wusste, dass ich es in den Koffer getan hatte.«
    »Warum sprachen Sie dann am Morgen des 29. Juni die Vermutung aus, Sie hätten es zu Hause gelassen?«
    »Weil ich dachte, ich könnte das getan haben.«
    »Ich sage Ihnen, Sie sind eine sehr nachlässige Person.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Sie geben manchmal recht ungenaue Darstellungen, nicht?«
    »Durchaus nicht. Ich gebe sehr acht, was ich sage.«
    »Machten Sie eine Bemerkung über einen Stich von einer Rose am 27. Juli – dem Tag von Mary Gerrards Tod?«
    »Ich sehe nicht, was das damit zu tun hat!« Der Richter fragte:
    »Gehört das zur Sache, Sir Edwin?«
    »Ja, Mylord, es ist ein wichtiger Bestandteil der Verteidigung, und ich beabsichtige, Zeugen beizubringen, die beweisen werden, dass diese Aussage eine Lüge war.«
    Er wandte sich wieder der Pflegerin zu. »Behaupten Sie noch immer, dass Sie sich am 27. Juli Ihr Handgelenk am Dorn eines Rosenstrauchs stachen?«
    »Ja.«
    Schwester Hopkins schaute ihn jetzt herausfordernd an.
    »Wann war das?«
    »Am Morgen des 27. Juli, gerade als ich das Pförtnerhaus verließ und zur Villa hinaufgehen wollte.«
    Sir Edwin sagte skeptisch:
    »Und was für Rosen waren das?«
    »Die Kletterrose beim Pförtnerhaus, mit rosa Blüten.«
    »Sie sind dessen sicher?«
    »Ich bin ganz sicher.«
    Sir Edwin machte eine Pause,

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