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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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verdammte Nebel bereits verschluckt – er zog die Afar einfach in sich hinein, als würden die Schiffschrauben stehen.« Byron stockte. »Was ist los?«, fragte er, als er bemerkte, dass ich mich aufgerichtet hatte.
    »Sagtest du eben Archon!?«
    »Ja«, bestätigte der Schwarze. »Was hast du?«
    Ich entzündete meine eigene Laterne. »Der Kerl, dem ich diesen Trip hier zu verdanken habe, nannte sich ebenfalls Archon!«
    Byron sah mich mit langem Gesicht an. »So ein pyknischer Kerl mit Vollbart und Stirnglatze, der immer in der falschen Reihenfolge spricht?«
    Ich überlegte. »Einen Vollbart trug er nicht, aber davon abgesehen könnte er es sein.« Ausführlich erzählte ich ihm von dem seltsamen Erlebnis, das mich an diesen Ort geführt hatte. Als ich meine Geschichte beendet hatte, beobachtete mein Begleiter eine Weile die Wasseroberfläche. »Donnerwetter!«, entfuhr es ihm schließlich.
    »Gehörte der Kerl etwa zu eurer Crew?«, fragte ich.
    »Ja …«, antwortete Byron gedehnt und schüttelte dabei den Kopf. »Das heißt, eigentlich nicht direkt; er war der Kapitän des Schleppkahns, den wir geborgen hatten.«
    Ich sah Byron an. »Soll das heißen, du kanntest ihn vorher überhaupt nicht?«
    »Nein, ich hatte ihn nie zuvor gesehen. Mich wunderte auch, dass er allein auf dem Kahn fuhr, ohne Steuermann und ohne Maschinisten.«
    Vor meinen Augen begann sich alles zu drehen, als sich das Puzzle in meinem Kopf zusammenfügte. Nein, es musste Zufall sein. Es durfte nur ein Zufall sein. Ich weigerte mich, die Ironie zu akzeptieren, die in Archons Namen steckte.
    »Ich glaube, ich muss kotzen!«, informierte ich Byron schließlich. Dann ging ich auf die Knie und suchte den Boden ab. Für den Schwarzen musste es wirken, als hätte ich soeben den Verstand verloren.
    »Könntest du mir vielleicht verraten, was du vorhast?«, wollte er wissen. »Suchst du einen Platz zum Kotzen?«
    »Warte.« Kurz darauf hatte ich gefunden, wonach ich suchte, und kroch zurück ins Licht. »Weißt du, was ein Anagramm ist?«, fragte ich und strich vor Byrons Füßen den Boden glatt. Dann schrieb ich mit einem aufgelesenen Stein den Namen Archon in den Staub. »Schau genau hin«, forderte ich Byron auf. »Siehst du den Namen?«
    »Selbstverständlich sehe ich den Namen. Willst du mich verarschen?«
    Ich hob beschwichtigend die Hand. »Nicht den, der hier steht; den Namen im Namen!«
    Der Schwarze starrte auf das Wort zu seinen Füßen. »Archon ist griechisch und bedeutet ›Herrscher‹, glaube ich«, antwortete er nach kurzem Überlegen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht. Ein Anagramm ist eine Versetzung der Buchstaben des ursprünglichen Wortes zu einem völlig neuen.« Ich schrieb einen weiteren Namen unter den ersten.
     
    CHARON
     
    Byrons Augen wurden zu derart dünnen Schlitzen, dass es aussah, als wäre er eingeschlafen. »Das ist ein verdammt mieser Scherz!«, meinte er.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Charon, der Fährmann der Unterwelt, der die Toten über den Acheron zu den Pforten der Hölle fährt, das würde doch passen. Mich hat er in diesen Orkus geschleppt, und bei dir war er ebenfalls zugegen. Gealtert scheint er in fünfzig Jahren auch nicht zu sein, obwohl er sich in der realen Welt aufhielt. Schlussendlich wäre es noch eine Antwort auf die Frage, weshalb er diesen Ort wieder verlassen konnte. Unser Freund Archon steht in den Diensten der Architekten und Betreiber dieses Infernos!«
    Byron ließ sich zurücksinken. »Wenn das wahr sein sollte …« Er schwieg eine lange Zeit, ehe er sagte: »Seit damals sind neunundvierzig Jahre vergangen, und ich bin keinen Tag gealtert. Wenn das nicht die Hölle ist, was ist es dann?«
    »Ein riesiger Forschungskomplex«, schlug ich vor. »Oder womöglich doch ein Raumschiff. Glaubt man den Geschichten von angeblichen CE-IV-Opfern, dann wird der Alterungsprozess während der Entführung aufgehoben. Manche von ihnen berichten sogar über eine Verjüngung.«
    »CE IV? Was soll das sein?«
    »Die gebräuchliche Abkürzung für Close Encounter«, erklärte ich.
    »Ach, die Begegnungen der dritten Art … Damit kommst du wohl ein halbes Jahrhundert zu spät. Den Glauben an diesen Unfug habe ich längst verloren. Hier fliegen nur Fliegen hinter Fliegen her.« Byron spuckte Tabakkrümel neben sich. »Charon …«, knurrte er. Es klang wie eine Verwünschung.
    »Es gibt seit frühester Geschichtsschreibung Berichte über seltsame Nebel und ungewöhnliche

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