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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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mir fort. »Und was hoffst du dort zu finden? Dreckige, fiese, grüne Aliens, oder grinsende japanische Wissenschaftler in abartigem wissenschaftlichem Eifer, oder russische Militärs mit Kalaschnikows im Anschlag?« Obwohl ich sein Gesicht nicht erkennen konnte, konnte ich mir gut vorstellen, wie er da lag und grinste. »Es gibt da jemanden, der dir auf einige deiner Fragen mit Sicherheit eine Antwort geben könnte«, meinte er schließlich.
    »Wen?«
    »Sein Name ist Elijah.«
    »Der Rabbiner?«
    »Ah, du kennst ihn.«
    »Man hat mir von ihm erzählt …« Ich starrte einen Augenblick lang in die Dunkelheit. Suche den Priester der heiligen Erde, hatte Sahia mir vor meiner Flucht aus Merets Palast geraten. Hatte sie damit etwa Melioschs Meister gemeint – einen Diener Gottes, der toten Lehmklumpen ketzerisches Leben einhauchen konnte? »Wir sollten diesem Rabbiner unbedingt einen Besuch abstatten«, entschied ich schließlich.
    Byron gab einen spöttischen Laut von sich. »Klar doch«, bemerkte er mit einem Blick zum Tunnelausgang. »Wird sowieso langsam Zeit, dass wir einen Unterschlupf finden. Es wird bald Nacht.«
    »Nacht?«
    »Was ist daran so besonderes?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie lange dauert diese Nacht?«
    »In Stunden? Tagen? Wochen? Elijah kann es dir genau sagen. Wie zum Teufel heißt du eigentlich?«, versuchte Byron, das Thema zu wechseln. »Kematef ist ja wohl nicht dein bürgerlicher Name.«
    »Krispin. Hippolyt Krispin.«
    »Na, das klingt zwar bescheuert, aber wesentlich irdischer. Woher dann Kematef?«
    »Meret pflegt mich so zu nennen.«
    »Einfach so? Die Chroner nannten dich ebenfalls Kematef. War das vielleicht dein Deckname, als du für die Kommunisten gearbeitet hast?« Er lachte dreckig, verstummte dann abrupt und hob den Kopf, als habe er eine Witterung aufgenommen. Einen Herzschlag später vernahm ich unmittelbar vor uns ein Plätschern im Wasser. Es rührte von mehreren Quellen her, fast so, als ob etliche Personen vom gegenüberliegenden Ufer herüberschwammen. Byron ergriff meine Laterne, hielt sie empor und beleuchtete etwas, das ich im ersten Moment für übergroße Rückenflossen von Fächerfischen hielt. Ein halbes Dutzend der Geschöpfe glitt durch das Wasser heran. Als sie das Ufer fast erreicht hatten, entpuppten sich ihre vermeintlichen Rückenflossen als dornenbesetzte Hautkämme, ähnlich den Rückensegeln prähistorischer Wasserechsen. Statt Reptilienköpfen und krallenbewehrten Pranken besaßen die Kreaturen jedoch haarlose, unterentwickelte Menschenschädel und Arme, die in mit Schwimmhäuten versehenen Händen endeten. Eines der Geschöpfe glitt ein Stück weit das Ufer empor, und ich konnte erkennen, dass die Bauchseite seines Körpers unterhalb der Brust in einen monströsen Schneckenfuß überging.
    »Verdammt, was sind denn das schon wieder für Viecher?«, entfuhr es mir. »Sagtest du nicht, wir seien hier sicher?«
    »Beruhig dich«, brummte Byron. »Das sind nur die Kinder …«
    »Kinder?« Ich starrte auf das vorderste Schnecken-Mensch-Dimetrodonmonster. »Kinder?«
    »Sie sind nur neugierig geworden, sonst nichts. Wahrscheinlich befindet sich irgendwo in unserer Nähe der Eingang eines Nestes.«
    Ich musterte die vor Schlamm triefende Kreatur. »Du musst sie mit deinem Gebrüll angelockt haben«, vermutete ich.
    Das Geschöpf am Ufer sah abwechselnd zu Byron und zu mir, als erwartete es, eine Leckerei zugeworfen zu bekommen. Zwei weitere dieser Wesen tauchten aus dem Wasser auf, flüsterten mit dem ersten und entfernten sich wieder. Lediglich ihre Rückenflossen schnitten durchs Wasser.
    »Sie können sprechen!«, staunte ich. »Sie haben miteinander geredet!«
    »Tojachne!«, zischte das Wesen wie zur Bestätigung mit kehliger Stimme. »Iall bachai meha.« Dabei starrte es auf meine Füße, als betrachte es zwei fünfzehige Ambrosia.
    »Tojachne, Manom«, gab Byron zurück.
    »Sie sprechen Kobe!«, erkannte ich.
    »Was denn sonst«, sagte der Schwarze.
    »Melschaba sil?«, wandte sich das Geschöpf an meinen Begleiter.
    »Iva mea«, antwortete Byron. »Ich fürchte, dieses Greenhorn kann dich nicht verstehen.«
    »Aah … «, machte das Schneckenwesen. »Se Irdai.« Es katapultierte seinen Körper aus dem Wasser und tat einen blitzschnellen Satz nach vorn, wobei es Byron die Laterne aus der Hand riss. Ehe ich es verhindern konnte, saß die Kreatur mit ihrem monströsen Schneckenfuß auf meinen Beinen und drückte mich mit ihrer freien Hand gegen die

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