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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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dreihundert Meter von uns entfernt. Chroner tauchten am Eingang auf und begannen, entlang des gegenüberliegenden Flussufers in unsere Richtung zu laufen. Einhundert Meter von uns entfernt versperrte ihnen eine Palisadenwand den Weg. Ich erkannte Marderkralle und Kreuzbeißer, die die Rotte anführten.
    »Bald kriege ich dich, Schlangenficker!«, brüllte Letzterer zu uns herüber und hob wie zum Triumph seine Rebasche. »Dann spieße ich dich hiermit auf wie den alten Ben Sira und paradiere mit dir durch die Straßen!«
    »Geh nicht darauf ein«, riet mir Byron, als ich bereits Luft holte, um auf die Drohungen des Chroners etwas Angemessenes zu erwidern.
    »Mich würde interessieren, wie sie uns finden konnten. In die Katakomben sind sie uns jedenfalls nicht gefolgt.«
    »Warum auch? Es existieren nur zwei Zugänge: Einer im Tempersektor, der andere in Nimrods Taverne. Diese Bestie, aus deren Haus ich die Laternen habe, muss ihnen den entscheidenden Tipp gegeben haben.«
    »Vielleicht hättest du die Zigarren nicht mitnehmen sollen.« Ich dachte eine Weile nach, dann fragte ich: »Existiert hier eine Währung?«
    »Leid«, schnaubte Byron. »Schmerzen.«
    »Es muss doch etwas geben, womit man die Chroner bestechen kann.«
    Byron verzog das Gesicht. »Warum musstest du auch ausgerechnet Kreuzbeißer ans Messer liefern? Er ist ein Fanatiker und hat einen hohen Rang unter seinesgleichen. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann bringt er es auch zu Ende. Du kannst nicht ewig vor ihm davonrennen. Früher oder später wirst du dich stellen müssen – oder er wird dich ewig jagen!« Er ließ sich zurück ins Wasser gleiten und wechselte ein paar Worte mit Manom, während ich die in der Ferne herumlungernde Chronermeute im Blick behielt. Einige der Aufseher begannen damit, eine Bresche in die Palisade zu hacken, und lösten damit Unruhe bei jenen aus, die sich innerhalb der Festungsanlage aufhielten. Ich vernahm zunehmenden Tumult vom gegenüberliegenden Ufer her.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Byron. »Bis zum Turm des Rabbiners sind es noch etliche Kilometer. Unsere Chance, ihn über den Fluss zu erreichen, besteht nur, solange es hell ist.«
     
    Elijahs Bastion entpuppte sich als schwarzer, alles überragender Steingigant mit rissiger Fassade und starrenden Fensterhöhlen, der sich auf einer Felsinsel inmitten des Flusses erhob. Er besaß einen ovalen Grundriss und erinnerte an einen ausgebrannten Flakturm. Ich zählte zweiundzwanzig Stockwerke an dem Gebäude, das aussah, als hätte es lange Zeit komplett in Flammen gestanden. Der Abflussschacht, den Byron als Einstiegsluke anvisiert hatte, lag etwa anderthalb Meter über den Felsen und damit noch immer knapp drei Meter unterhalb der Brückenbrüstung.
    Ehemals war die Insel durch zwei wuchtige Steinbrücken mit dem Festland verbunden gewesen, doch jene, die den Turm mit der Sektorseite verbunden hatte, aus der wir geflohen waren, war fast komplett in den Fluten versunken. Lediglich ihre Uferfragmente ragten noch auf den Fluss hinaus.
    Während ich in Gedanken die Kletterpartie durchspielte, verschwand Byrons Kopf vor mir unter Wasser. Ich sah Flammenschein am Stadtufer lodern, dann gab ich Manom das Zeichen, ebenfalls unterzutauchen. Von Byron hatte ich erfahren, dass die Chroner die eingestürzte Überführung vorsätzlich zerstört hatten, um Elijahs Isolation zu verschärfen – was logischerweise bedeutete, dass die noch bestehende Brücke gut bewacht war.
    »He, ihr da!«, erscholl es auch prompt über uns, als wir – vermeintlich im toten Winkel – ein Stück zu weit vom Brückenpfeiler entfernt auftauchten. »Zurück ins Wasser, aber zackig!«
    Byron machte sich nicht einmal die Mühe, gleich mir einen Blick über die Schulter zu werfen, sondern kletterte zielstrebig die Felsen empor. Nahe dem gegenüberliegenden Ufer standen zwei Chroner über das Geländer gebeugt und äugten gestikulierend zu uns hinab. Sie kamen ein Stück näher, wobei sie uns Pest und Krätze an den Hals wünschten, gingen jedoch nicht weiter als bis zur Mitte der Überführung. Ihr Zyklop hatte spinnengleich das Geländer erklommen und starrte unverwandt auf uns herab, doch auch er traute sich nicht weiter als seine beiden Herrchen. Was er von unserem Tun aufzeichnete und an Bildinformationen weiterleitete, würde mir einen weiteren Eintrag in meiner Deliktkartei bescheren.
    Aus irgendeinem Grund trauten die Aufseher sich nicht näher an den Turm heran. Einer der

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