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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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somalischer Staatsbürger, ich stamme aus Französisch Somaliland! Zum Teufel, ich gehöre zum Stamm der Issa!«
    Baal Anak hielt inne. »Wirklich?«
    »Ehrenwort!«, keuchte Byron in der riesigen Faust. »Und ich hasse Ammoniter!«
    »Ach, wirklich?«
    »Bei allem, was mir heilig ist!«
    »Hmm …« Der Riese zog eine enttäuschte Grimasse. »Na schön.« Er öffnete die Faust und ließ den Schwarzen aus zwanzig Metern Höhe zu Boden fallen. Es gab einen dumpfen Aufschlag, als Byrons Körper ins Gras fiel. Er federte auf dem nachgiebigen Untergrund noch einmal einen halben Meter ab, bevor er reglos liegen blieb. »Oh«, machte Baal Anak. »Runtergefallen!« Er grinste und sah aus wie ein dreißig Meter großer Lausbub, der nun allerdings mich ins Visier nahm. »Und du, kleiner Mann«, donnerte er. »Kommst du auch aus diesem Somaliland?«
    »Nein«, antwortete ich mit belegter Stimme. »Aus Alexandria.«
    »Aahaa!« Die Pranke schoss herab, packte zu und riss mich in die Höhe. Ich hatte das Gefühl, in einer Schrottpresse zu klemmen. »Das liegt doch in Ammon!«, grölte Baal Anak. »Ja, ich weiß es ganz genau, das liegt am Jabbok-Fluss! Du bist Ammoniter, das hab ich doch gleich gesehen, du Lämmerfresser! Haaa …!«
    Der Gigant riss seinen Mund auf, und ich sah mich auf eine zahnbewehrte Höhle von der Größe eines Scheunentores zuschweben.
    »Nein!«, schrie ich entsetzt. »Das liegt in Ägypten … Ich meine, in Schottland … In Schottland!«
    Einen Meter vor dem klaffenden Maul endete mein Flug. Aus der Tiefe des Rachens wehte mir ein Odem entgegen, der schlimmer roch als eine Wagenladung toter Hunde. Baal Anak hob mich vor sein Gesicht und sah mich schief an.
    »Ja, wo denn jetzt?«, fragte er. »Ägypten oder Schottland?«
    »Schottland …« Mir rann der Schweiß in Strömen über den Körper.
    Der Riese sah mich frustriert an. »Kein Ammoniter? Auch keine ammonitischen Vorfahren?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nicht mal ein kleiner Zweig auf der Ahnentafel?«
    »Nein.«
    Baal Anak zog einen Flunsch. »Was sucht ihr dann hier?«
    »Wir wollen auf den Limbus.«
    Der Gigant brach in homerisches Gelächter aus. »Ihr wollt auf den Limbus«, japste er, als er sich wieder etwas beruhigt hatte. »Und wie wollt ihr dort hinaufgelangen?«
    »Mit Hilfe des Aufzuges dort drüben.« Ich nickte mit dem Kopf in Richtung des Artefaktes an der Steilwand.
    »So? Da wird mein Freund Gomagog wohl etwas dagegen haben.« Baal Anak grinste sein Klaviertastenlächeln. »Aber da ihr Kriechlinge keine Ammoniter seid, habe ich euch etwas Besseres anzubieten. Je schneller ihr aus meinen Augen verschwindet, desto eher finde ich mich damit ab, um meinen Schmaus betrogen worden zu sein.«
    Der Koloss stapfte mit mir in der Rechten zum Waldrand, riss mit der freien Hand zwei dicke Ranken von den Bäumen, steckte sich eine davon in den Mund und begann zu meinem Entsetzen, mich mit der anderen zu umwickeln, bis ich aussah wie eine fransige, menschliche Kanonenkugel. An Atmen war nicht mehr zu denken, beide Beine, ein Arm und eine größere Anzahl Rippen schienen gebrochen zu sein. Baal Anak legte mich mehr oder weniger behutsam auf dem Boden ab, schnappte sich Byron, der inzwischen das Bewusstsein wiedererlangt hatte, und vollführte mit ihm die gleiche Prozedur. Alles Schreien und Jammern war vergebens, am Ende lagen wir nebeneinander im Gras wie zwei Wollknäuel.
    »Ho, ho!«, freute sich der Gigant und klatschte so heftig in die Hände, dass die Druckwelle das Gras platt drückte. Gewandt zückte er den Baumstamm, der in seinem Lendentuch steckte, und hielt ihn stolz in die Höhe. Jeglicher Rest Blut, der in meinem verschnürten Körper noch zirkulierte, gerann mir in den Adern, als ich erkannte, um was es sich bei dem vermeintlichen Knüppel wirklich handelte: Baal Anak hielt eine riesige Steinschleuder in seiner Pranke!
    »Das habe ich seit der großen Schlacht in Ashteroth-Karnaïm nicht mehr gemacht!«, rief der Riese begeistert. Er packte mich und verstaute mich in einer gegerbten Stierhaut, die mit einem Tau, so dick wie eine Ankertrosse, am Baumstamm befestigt war. Dann begann er langsam die Schleuder zu schwingen, während er erwartungsvoll vor sich hinkicherte.
    Dieses Ungeheuer hatte tatsächlich vor, mich über eine zweitausend Meter hohe Steilwand zu katapultieren! Da ich mit dem Rücken im Leder lag, sah ich, wie die Umgebung immer rasanter an mir vorbeizog. Abgesehen davon, dass mich die Zentrifugalkraft fast

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