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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Hand hielt ich ihr Rückgrat, die andere verirrte sich ebenso geschmeidig zwischen ihre Schenkel. Dieser unbeschreibliche Geruch, der ihren Poren entströmte … Nie zuvor hatte ich ein Wesen in den Armen gehalten, das in solcher Weise duftete. Wir pressten und rieben unsere Körper aneinander, und ihr Unterleib glitt heftiger und heftiger über meinen, bis sie mit einem lauten, tiefen Seufzer nach hinten sank. Dann zog sie sich wieder empor und ruhte schwer auf meiner Brust.
    »Das war für mich«, lächelte sie, als sie wieder bei Atem war. »Und dafür, dass ich dir den Scheck überlassen habe.«
    Ich hoffte, dass unser Liebesspiel für sie nicht bereits mit diesem Akt beendet war, denn außer ihrem Körper auf meinem Schoß hatte mir der Abend noch nicht die ersehnte Erfüllung gebracht. Ich war erregt und gleichzeitig völlig benebelt. Verdammte Shisha-Pfeife!
    Sahias Lippen begannen über meine Brust zu wandern und langsam tiefer hinabzugleiten, dann fühlte ich das Streicheln ihrer Zunge bis in den Neocortex. Kurz bevor ich den Höhepunkt erreichte, ließ Sahia wieder von mir ab, zog sich empor und küsste mich. Ihre Zunge schlängelte sich in meinen Mund, länger und länger, bis sie sich die Speiseröhre hinabzuwinden schien. Sie fühlte sich seltsam an, und ich hatte für einen Augenblick das Gefühl, als seien es zwei Zungen, oder eine gespaltene, wie bei einer Schlange.
    »Hier beginnt die Geschichte der Menschen und der Toten«, flüsterte Sahia, als ihre Lippen sich von meinen lösten. »Hinter den Pforten der Nacht. Unsterbliche werden Sterbliche, Sterbliche werden Unsterbliche, denn das Leben dieser ist der Tod jener und das Leben jener der Tod dieser.«
    Sie ist nekrophil veranlagt!, durchfuhr es mich. Zweifellos!
    Ehe ich einen entsprechenden Kommentar loswerden konnte, fragte sie: »Was bin ich dir wert, Kematef?«
    Ich erstarrte. »Wie kommst du auf diesen Namen?«, krächzte ich in einem Taumel aus Lust und Schrecken.
    »Du trägst mich über deinem Herzen. Nur durch dich lebe ich, und einzig für dich. Für alle Ewigkeit, falls du es wünschst.«
    Ich war nicht fähig, etwas zu erwidern, konnte sie nur anstarren. Dann fragte ich: »Gehörst du irgendeiner Sekte an?«
    Sahias Augen funkelten wie zwei geschliffene Opale. In der Dunkelheit wirkte es, als bestünden sie nur noch aus riesigen Pupillen. Nichts Weißes schimmerte mehr in ihnen, und doch leuchteten sie in der Nacht. Die junge Frau ergriff den goldenen Uroboros, hielt ihn über mich und sah mich lange an. »Das Aphonnon ist die Nacht, in der die Kluft zwischen dem Diesseits und der Duat sich für kurze Zeit schließt. Die Nacht der Wanderer, die Nacht der strahlenden Engel und die der Gefallenen. Und sie haben Wünsche.«
    »Wer bist du? Und was willst du?«
    »Dich wiedersehen, Kematef.« Und nach einer bedeutungsvollen Pause fügte sie hinzu: »Begleite mich zurück nach Sarara!«
    »Sarara?«, echote ich, in der Erwartung, mich verhört zu haben. Offenbar meinte sie Sakkara, jenes kleine Dorf im Süden Kairos, in dessen Nähe die Totenstadt von Memphis und die Pyramiden von Giseh lagen. »Ist das dein Wunsch?«, erkundigte ich mich.
    Sahia hob leicht den Kopf. Ihr Blick signalisierte ein deutliches ›Ja‹.
    »Nun gut, okay … Und wie kommen wir dort hin?«
    »Mit der Barke.« Sie deutete hinab zum Flussufer.
    »Aha.« Das Spiel um den Scheck wurde zusehends absurder. »Und wann?«
    »Heute Nacht.«
    Ich musste laut auflachen. Nein, das ging jetzt wirklich zu weit. »Kind, es sind zwanzig Kilometer Luftlinie bis dorthin! Mit dem Schiff sind es über dreißig. Und das flussaufwärts, gegen die Strömung! Das dauert einen halben Tag. So viel Zeit habe ich nicht!«
    Sahia blieb ungerührt. Lediglich eine kleine Unmutsfalte hatte sich über ihrer Nasenwurzel gebildet.
    »Zu meiner Zeit«, hauchte sie mir ins Ohr, nachdem sie sich zu mir herabgebeugt und ihre Arme auf meiner Brust verschränkt hatte, »wärst du für eine derart dreiste Antwort an den Füßen aufgehängt worden. Man hätte dir die Haut in Streifen abgezogen und Salz hineingerieben und sieben Ziegen die Wunden lecken lassen.« Sie lächelte zuckersüß, wobei sie mit dem Uroboros demonstrativ über meine Brust strich. »Wie willst du den gestohlenen Aphoes eigentlich aus dem Land schmuggeln?«
    Dieses verdammte Luder! Ich zog Sahia den Reif aus der Hand und drückte sie an den Schultern von mir fort. »Es war also kein Zufall, dass im Casino niemand etwas an deiner

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