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Morphogenesis

Morphogenesis

Titel: Morphogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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über die abscheuliche Rolle, die diese Kreatur mir zugedacht hatte, als Schöpfer ihres neuen, irdischen Körpers, ihres Reinkarnations-Habitus, in dem sie sich selbst zu gebären und diesem Reich der Verdammten zu entkommen hoffte.
    Was, in Gottes Namen, war in jener Nacht in Kairo geschehen, ehe ich des Morgens blutüberströmt vor dem Sheraton-Hotel erwacht war?
    »Wenn du nicht willst, dass dies dein letzter Brüller war, Kreuzbeißer, dann hör jetzt gut zu«, grollte Meret. »Dieser Kematef dort drüben gehört mir! Mir! Wo immer er sich in der Stadt aufhält, er ist mein! Das ist es, was du den anderen sagen wirst, hast du mich verstanden?« Der Chroner verharrte noch eine Weile in seiner Pein, dann nickte er kaum merklich, ohne aufzusehen. »Sehr gut, mein Freund«, zischte Meret. »Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.« Sie warf die Zunge vor Kreuzbeißer auf den Boden. Es gab ein widerliches, klatschendes Geräusch, das Blut spritzte bis zu mir herüber. »Und gnade euch jener, der über den Kronen herrscht, falls ihr es wieder vergesst!«, fügte sie hinzu, ehe sie sich abwandte und in meine Richtung glitt.
    Ich starrte auf die Zunge, die so groß war wie die eines Ochsen. Sie bewegte sich! Erschüttert beobachtete ich, wie das herausgerissene Organ einer fetten Schnecke gleich auf den Chroner zukroch, der nun seinen Kopf hob und dem Unding entgegensah. Der bluttriefende Fleischklumpen zog sich zusammen und streckte sich wieder, bewegte sich mit der Wunde voran auf das Gesicht des Teufels zu, während die Zungenspitze die unförmige Masse nachschob. Als sie Kreuzbeißer erreicht hatte, öffnete dieser sein Maul, und das Organ schlüpfte hinein wie eine fette Made, die sich in ein Stück faules Fleisch fraß. Schließlich verschwand sie in Kreuzbeißers Rachen, und der Aufseher klappte sein Maul wieder zu. Er bedachte mich mit einem letzten hasserfüllten Blick, dann wandte er sich ab und starrte an die gegenüberliegende Wand.
    Ich lehnte immer noch an den Schienbeinen des zweiten Corrigans. Meret glitt heran, während sie sich mit den Händen auf dem Boden abstieß wie eine Eidechse. Als sie mich erreicht hatte, richtete sie sich auf, nahm mein Gesicht in ihre Hände und sah mich forschend an.
    »Du wirst vergessen, was du hier gesehen hast«, säuselte sie. »Es ist noch viel zu früh für Erkenntnisse.«
    Ich schnaufte wie ein Blasebalg, als ihre Pupillen ihre Farbe und ihre Form veränderten und ihr hypnotischer Blick in meinen Geist einzudringen begann. Blitzartig fuhr ich herum, sprang auf und riss dem überraschten Corrigan das Kurzschwert aus der Hand. Mit einem Aufschrei, in dem sich meine ganze Furcht und Fassungslosigkeit entluden, wirbelte ich um die eigene Achse und schlug blindlings zu. Die Klinge traf auf irgendeine Form von Widerstand, doch ich achtete nicht darauf, was oder wen ich getroffen hatte, sondern stürzte auf den Ausgang zu. Hinter mir ertönte ein Röcheln, und etwas plumpste zu Boden, dann war ich aus dem Raum und hetzte wie von Sinnen die Stufen empor. Erst als ich zwei Stockwerke erklommen hatte, wurde mir bewusst, dass ich nach unten hätte rennen sollen, nicht in die offensichtliche Sackgasse hinauf. Falls es in diesen Mauern eine Pforte gab, die zurück ins Megaron führte, dann befand sie sich unten, nicht in meinem Zimmer. Unten!
    Ich hätte Sahia nach dem Standort der Tür fragen sollen. Was für eine Chance hatte ich vergeben! Was für ein ignoranter Dummkopf war ich doch gewesen! Einen Moment lang hielt ich inne, mit mir hadernd, ob ich umkehren oder weiter emporsteigen sollte. Nahende Geräusche aus der Tiefe verkündeten, dass der Weg hinab versperrt war. Es sei denn, ich hackte alles nieder, was sich mir in den Weg stellte.
    Auch Meret?
    Meine Kehle wurde trocken, das Schwert lag plötzlich unglaublich schwer in meinen Händen. Dunkles Blut war von der Klinge getropft und hatte eine schwarze Spur auf den Stufen hinterlassen. Während ich weiter überlegte, ob hinauf oder hinab, tauchte jäh Merets Kopf aus dem Dunkel auf. Der Schlangenleib machte sie unglaublich schnell, zumal sie sich im Turm viel besser zurechtfand als ich. Atemlos stolperte ich die Treppe hinan. Bei meiner Flucht schnitt ich mir mit dem Schwert fast ins eigene Bein, ehe ich in mein Gemach torkelte. Doch bevor ich die Tür schließen und mich verbarrikadieren konnte, hatte das Schlangenwesen sie ebenfalls erreicht und verharrte im Eingang. In den

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