Mortal Kiss
offenbar das Gleiche dachte. »Soll das heißen … ? Du glaubst doch nicht, er wurde ermordet , Dad? Hier? In Winter Mill ?«
Ihr Vater nahm noch einen Schluck Tee und warf Faye über seine Tasse hinweg einen seltsamen Blick zu. Liz fragte sich, was er bedeutete, doch schon war er verschwunden, und Mitch zuckte erneut mit den Achseln. »Wie gesagt, wir schließen nichts aus .«
»Aber Winter Mill ist doch so friedlich « , erwiderte Faye atemlos und mit großen Augen. »Ich hab nie gehört, dass hier ein Mord geschehen wäre. Du etwa, Tante Pam ?«
Pam schüttelte den Kopf. »Seit ich hier wohne, ist nichts dergleichen gewesen, und ich schätze, auch davor ist so etwas schon lange nicht passiert .«
»Tja, noch wissen wir nicht, ob es wirklich Mord war « , mahnte Sergeant Wilson. »Die Todesursache ist noch unklar. Ich muss auf den Befund des Gerichtsmediziners warten, ehe ich die Fahndung einleite. Und um ehrlich zu sein … « Er schüttelte den Kopf. »Bei diesem Wetter wird es schwierig, draußen überhaupt von der Stelle zu kommen. Alle Straßen in der Stadt und außerhalb sind eisglatt und tückisch .«
Liz war beunruhigt. »Meinst du, wenn es weiter so schneit, werden wir von der Welt abgeschnitten? Haben wir für diesen Fall denn genug Vorräte und so ?«
»Das dürfte kaum passieren « , sagte Faye. »Die Stadt ist auf so was vorbereitet .«
Sergeant Wilson tätschelte seiner Tochter die Hand. »Faye hat recht. Mach dir keine Gedanken. Wir räumen die Straßen, damit das nicht geschieht. Wir müssen nur dafür sorgen, dass das Streugut nicht ausgeht, und hoffen, dass der Kälteeinbruch nicht lange anhält .«
»Und wenn doch ?« , überlegte Liz. »Seit fünf Tagen ist es jetzt schon eisig. Vielleicht schneit es ja weiter so .«
»Das kann doch nicht sein, oder ?« , fragte Faye. »Es ist schließlich erst September !«
»Ich habe heute ein wenig recherchiert « , sagte Pam. »In den Annalen unserer Stadt gibt es keinen Hinweis, dass es je so früh so heftig geschneit hat, seit 1680 nicht. Das ist erstaunlich. Ich glaube, dieser Schnee ist einmalig in der Geschichte von Winter Mill und vielleicht von ganz Neuengland .«
»Der Schnee macht mir weniger Sorgen « , sagte Sergeant Wilson. »Mein Problem sind im Moment die Motorradfahrer .«
»Glauben Sie, die haben etwas mit der Leiche zu tun ?« , fragte Faye.
»Es gibt keine direkte Verbindung, jedenfalls noch nicht. Das ist nur so ein Gefühl. Diese Leute bedeuten Ärger, und ich glaube nicht an Zufälle. Kaum sind sie aufgetaucht, ermittle ich im ersten ungeklärten Todesfall in Winter Mill seit Jahrzehnten .« Sergeant Wilson schüttelte den Kopf. »Das gefällt mir nicht .«
Pam goss dem Polizisten noch Tee ein. »Beurteilen Sie die Menschen nicht nach dem Erscheinungsbild, Mitch. Einer von ihnen war vorgestern bei mir im Laden. Er war vor allem jung .«
Mitch runzelte die Stirn. »Was hat er hier gesucht ?«
»Er hat in einigen Büchern geblättert, wollte aber wohl hauptsächlich aus der Kälte raus. Sein Name ist Finn. Ich sagte ihm, er sei willkommen, doch wenn er es wirklich warm haben wolle, müsse er mir die Heizung reparieren helfen, die seit dem Kälteeinbruch verrücktspielt .« Pam setzte sich an den Tisch. »Und das hat er gut gemacht. Er erschien mir harmlos, Mitch, wenn auch etwas still. Sind Sie sicher, dass die Black Dogs in die Sache verwickelt sind ?«
»Die Black Dogs ?« , wiederholte Liz verwirrt.
Ihr Vater sah von seinem Tee auf. »So heißt ihre Gang. Sie gehören zu den Leuten, die gern einen guten ersten Eindruck hinterlassen « , fügte er ironisch hinzu.
»Was hat das alles mit uns zu tun, Sergeant ?« , fragte Faye. »Sie sagten, Sie müssten mit Liz und mir reden .«
»Ich will einfach nicht, dass ihr Mädchen euch da oben im Wald rumtreibt « , seufzte Sergeant Wilson. »Und nicht nur ihr beide. Ich habe vor, das allen Kindern von Winter Mill zu verbieten. Ich weiß, der Wald lockt wegen des Schnees. Der liegt schon hoch und ist perfekt zum Skilaufen, Schlittenfahren, Snowboarden. Ich möchte kein Spielverderber sein, aber solange die Biker noch in der Gegend sind, und ich nicht weiß, wie dieser Mann gestorben ist … «
Faye nickte. »Wir sind vorsichtig « , versprach sie.
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen « , pflichtete Liz ihr bei und nahm noch einen Keks. »Wir werden uns nicht mit ihnen anlegen .«
Sergeant Wilsons Handy klingelte, und er warf Pam einen entschuldigenden Blick zu, ehe er
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