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Mortlock

Mortlock

Titel: Mortlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Mayhew
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– ich wette, du hast jede Menge Dinge gesehen,die du dir nicht erklären konntest.« Aufgebracht stapfte Josie zu ihr hinüber.
    »Ich muss gar nichts erklären«, fauchte Arabella. »Ich mache hier meine Arbeit, und ansonsten halte ich mich raus. Ich bin bloß ein Dienstmädchen, und ich würde meine Stelle gern behalten, wenn’s euch nichts ausmacht.« Damit stürmte sie an Josie vorbei aus dem Zimmer.
    »Was ist denn mit der los?«, fragte Alfie und ließ klirrend die Gabel auf den Teller fallen.
    »Sie weiß, dass hier etwas faul ist – warum tut sie so, als würde sie nichts merken? Sie könnte doch wenigstens versuchen, uns zu helfen.«
    »Na, du hast ’ne komische Art, sie auf unsere Seite zu ziehen«, brummte Alfie. »Hast du gehört, was sie über das Boot gesagt hat? Es kommt aus London. Das wär doch unsere Rettung, oder was denkst du?«
    »Nach dem, was Mr Carr gesagt hat, kommt die nächste Lieferung übermorgen.«
    »Dann müssen wir Arabella überreden, diesem Mr Carr eine Nachricht zu bringen«, sagte Alfie mit hochgezogenen Augenbrauen. Josie errötete. Alfie hatte Recht: Sie hätte Arabella nicht so anfauchen sollen. Sie hatte nichts mit der Suche nach der Amarant und Josies Fehde mit den Ghulen zu tun; sie war nur ein Dienstmädchen, das sich in dem alten Gemäuer seinen Lebensunterhalt verdiente.
    »Komm, wir ziehen uns an und gehen zu ihr«, sagte Josie und versuchte, nicht an die Tanten und ihr abstoßendes Festmahl zu denken. »Ich entschuldige mich bei ihr.«
    Josie spähte aus ihrem Zimmer in den dunklen Flur. Beim ersten Mal hatten Aufregung und Neugier sie hinunter indie Halle getrieben. Aber der Anblick des blutigen Gelages hatte ihr das wahre Wesen der Tanten wieder sehr deutlich vor Augen geführt. Hatte Corvis sie wirklich unter Kontrolle? Josie war sich da nicht so sicher.
    »Bist du bereit?« Wie aus dem Nichts tauchte Alfie neben ihr auf. Sie fuhr zusammen und stieß sich den Kopf am Türrahmen.
    »Musst du dich so anschleichen?«, fuhr sie ihn an. Er sah schon viel besser aus, und das nach so kurzer Zeit. Lord Corvis hatte Recht: Es war bemerkenswert.
Vielleicht ist es bei mir genauso
, dachte sie. Vorsichtig ließ sie den Kopf kreisen und streckte die Arme aus. Sie hatte den Verband abgenommen und fühlte sich bereits kräftiger als am Tag zuvor.
    Schweigend gingen sie durch das Haus. Die Luft war stickig und staubig.
Man hätte mal die Fenster aufreißen, die Teppiche ausklopfen und das Ungeziefer aus den dunklen Ecken vertreiben müssen
, dachte Josie, die sich nach allen Seiten umschaute.
    »Mann, ist das hier riesig«, sagte er leise.
    »Ja«, flüsterte Josie. »Aber wenn wir runtergehen, müssten wir irgendwo die Küche und den Waschraum finden …«
    »Dann hoffen wir mal, dass Arabella da ist.« Alfie schlang die Arme um den Oberkörper. »In diesem düsteren alten Kasten kriegt man ja ’ne Gänsehaut.«
    Auf leisen Sohlen schlichen sie durch die Eingangshalle und blickten nervös zu dem Nebenraum hinüber. Alfie stolperte über das Tigerfell, was einen ziemlichen Lärm machte, aber nichts rührte sich.
    Als sie die Halle verließen, wurden die Fliesen durch Teppiche abgelöst, und dicke Wandbehänge hingen über der Holzverkleidung.
    »Nach dem Dienstbotentrakt sieht’s hier nicht aus«, spottete Josie, doch Alfie antwortete nicht. Sie drehte sich um und sah gerade noch, wie er durch eine Tür verschwand. Sofort stürzte sie hinter ihm her und fand sich kurz darauf in einem Raum voller Bücher wieder. In der Mitte stand ein großer, mit Papieren bedeckter Schreibtisch.
    »Scheint das Arbeitszimmer Seiner Lordschaft zu sein«, sagte Alfie und zog ein Buch aus dem Regal. »
Praktische Dämonologie
von Professor Envry Janus. Klingt ja verlockend.«
    Ein Buch lag aufgeschlagen auf dem Tisch. Josie trat näher und blätterte darin. »Das hier ist von Hand geschrieben«, sagte sie und fuhr mit dem Finger über das Datum oben auf der Seite. Dann schnappte sie nach Luft. »Ich glaube, das ist sein Tagebuch … Hier, das Datum ist von gestern.«
    Alfie reckte den Kopf und blickte ihr über die Schulter.
»Ich bewundere ihren Kampfgeist«
, las er.
»Und ich staune immer noch darüber, wie schnell sie sich erholen … Nach der Wunde, die der Ghul ihm beigebracht hat, müsste der Junge eigentlich tot sein …«
    Josie blätterte einige Wochen und Monate zurück.
»All diese Jahre, in denen ich durch die Welt gezogen bin, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern und Lastern,

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