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Mortlock

Mortlock

Titel: Mortlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Mayhew
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überwintern, Sachen zu reparieren und so weiter. Unter den Künstlern war auch ein großer Zauberer. Manche Leute sagen, er hätte seine Macht vom Teufel höchstpersönlich. Er liebte eine Zigeunerin, die schönste Frau, die es je gegeben hatte. In einem Winter musste er verreisen – angeblich, um sich mit dem Satan zu treffen –, und als er zurückkam, war die Zigeunerin gestorben …«
    Josie starrte hinüber zu dem Licht. Es schien heller zu werden, während Arabella die Geschichte erzählte.
    »Die Leute vom Zirkus hatten ihren Leichnam mitsamt ihrem Wagen verbrannt. Der Zauberer kochte vor Zorn. Er glaubte, er hätte sie dem Tod entreißen können. In seiner Wut belegte er den Zirkus für alle Ewigkeit mit einem Fluch: Jede Nacht müssen sie da draußen in der Marsch auftreten, in der Hoffnung, irgendwelche Zuschauer anzulocken. Und keiner, der dort hingeht, kommt jemals zurück.«
    »Hat es mal jemand versucht?«, fragte Josie leise.
    »Über die Jahre hinweg gab es ein paar Jungs aus der Umgebung, die sich bis in den Teil der Marsch vorgewagt haben. Sie sind nie wieder aufgetaucht.« Arabella hatte die Augen weit aufgerissen, als hätte sie sich mit ihrer Geschichte selbst Angst eingejagt. »Ein paar Reisende sind durch das Licht vom sicheren Weg fortgelockt worden. Ihre Sachen wurden am nächsten Tag von der Flut angeschwemmt. Aber nicht die Leichen.«
    »Meinst du, sie sind in der Marsch ertrunken?«, fragte Josie. »Da draußen an der Flussmündung ist das Meer nicht weit, und die Flut kommt hier nicht in großen Wellen angerollt, sondern es steigt durch Rinnen und Löcher hoch, an manchen Stellen sogar durch das Gras. Da kann’s einen leicht erwischen, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Aber niemand weiß, warum die Leichen nie gefunden werden«, fuhr das verängstigte Dienstmädchen fort. »Es gibt hier eine Redewendung, wenn Leute verschwinden. Dann heißt es, sie sind ›zum Zirkus der Toten gegangen‹.«
    Als die Nacht kam und sie wieder allein in ihrem Zimmer war, lag Josie lange wach. Seltsame Gedanken kreisten ihr durch den Kopf. Schließlich stand sie auf und sah wieder hinüber zu dem seltsamen Schimmer in der Dunkelheit. Das Licht hatte wirklich eine merkwürdige Anziehungskraft. Genau, wie Alfie gesagt hatte: Es war fast, als würde es sie rufen. Und es sah überhaupt nicht gefährlich aus, sondern warm und einladend, wie ein sicherer Hafen, in den man sich flüchten konnte.
    Plötzlich hörte sie Schritte draußen im Flur. Etwas scharrte und kratzte an der Tür. Die Tanten wurden ungeduldig. Lord Corvis würde nicht mehr lange warten.
    Josie kletterte zurück ins Bett und vergrub sich unter den Decken, um das Seufzen des Windes, das Knarzen des Hauses und das beunruhigende Scharren an ihrer Tür nicht mehr hören zu müssen. Dann versank sie in einen unruhigen Schlaf.





»Wer gräbt sein Grab?«
    »Ich«, sagt der Uhu,
    »Stech mit dem Spaten zuhu,
    Ich grab sein Grab.«
    »Wer macht den Pfarrer?«
    »Ich«, sagt der Rabe,
    »Weil ich das Büchlein habe,
    Ich mach den Pfarrer.«
    »Wer trägt ihn in sein Grab?«
    »Ich«, sagt der Sperber,
    »Sonst gibt’s keinen Bewerber,
    Ich trag ihn in sein Grab.«
    Wer tötete Cock Robin?
(Who Killed Cock Robin?)
,
alter Kinderreim

19. KAPITEL

Der Keller
    Endlich wurde es Morgen, doch der neue Tag brachte schlechte Nachrichten. Alfie tauchte mit seinem Frühstückstablett bei Josie auf, gefolgt von Arabella.
    »Ich dachte mir, ich kann genauso gut mit dir zusammen essen«, sagte er grinsend, machte es sich im Sessel am Kamin bequem und nahm sein Rührei in Angriff. Josie spürte, dass irgendetwas nicht stimmte, obwohl Alfie nichts davon zu merken schien. Arabella stand schweigend da und fingerte an ihrer Schürze herum.
    »Was ist los, Arabella?«, fragte Josie und setzte sich auf den Rand ihres Bettes.
    Alfie hob den Kopf von seinem Teller. »Stimmt was nicht?«
    »Merkst du das denn nicht?«, entgegnete Josie. »Sieh sie dir an, sie zittert ja!«
    »Es ist Seine Lordschaft«, sagte Arabella mit bebender Stimme. »Er hat mir befohlen, euch in den Keller zu bringen …«
    »Warum das denn?« Josies Magen krampfte sich zusammen. »Meinst du, er hat das mit Jacob irgendwie herausgekriegt?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Arabella. »Aber dieser Keller … Ich bin noch nie dort gewesen, aber bei den Geräuschen, die manchmal von da unten kommen, gefriert einem das Blut in den Adern.«
    »Verdammt, was sollen wir tun?«,

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