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Mortlock

Mortlock

Titel: Mortlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Mayhew
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stöhnte Alfie.
    »Es gibt nicht viel, was wir tun können.« Josie zuckte mit den Schultern, aber ihre Stimme zitterte. »Fliehen können wir noch nicht, also müssen wir tun, was er sagt, und hoffen, dass er uns nicht da unten einsperrt.«
    »Jetzt esst erst mal euer Frühstück«, sagte Arabella, doch Josie schob ihren Teller von sich und schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, wir sind fertig.« Sie sah zu Alfie, der kalkweiß geworden war.
    Wieder führte Arabella sie durch das dunkle, staubige Haus. Josie schwieg bedrückt. Sie hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Was hatte Corvis vor? Er wollte wissen, wo die Amarant war. Wie weit würde er gehen, um diese Information zu bekommen?
    Als sie in der Eingangshalle waren, brachte Arabella sie zu einer kleinen Tür unterhalb der Treppe. »Er hat gesagt, ihr sollt da reingehen und auf ihn warten«, murmelte sie.
    Josie stieß die Tür auf. Das Quietschen der Scharniere hallte in der Dunkelheit wider.
    »Hört sich ja sehr gemütlich an«, brummte Alfie hinter ihr. »Seid vorsichtig«, sagte Arabella, als Josie und Alfie durch die Tür auf die oberste Stufe einer langen, schmalen Steintreppe traten, die steil nach unten führte.
    Vorsichtig stiegen sie Stufe um Stufe hinab. Bei dem Geräusch ihrer Schritte, das sich in der weiten, dunklen Leere verlor, kam Josie sich klein und unbedeutend vor. Wenn sie nach unten sah, wurde ihr schwindelig; vier Lampen brannten weit unter ihr am Fuß der Treppe.
    »Dieser Raum scheint ja fast so groß zu sein wie das ganze Haus«, flüsterte sie.
    »Noch größer, würde ich sagen«, erwiderte Alfie undblickte vorsichtig über den Rand der Treppe. »Da unten sind Bänke und Tische. Sieht aus wie eine Werkstatt.«
    »Oder eine Folterkammer.« Josie gruselte es.
    Unten angekommen, sahen sie sich um. Entlang der Wände standen seltsame Gerätschaften, unter anderem auch Käfige, von denen einige groß genug waren, um einen ausgewachsenen Mann einzusperren, sowie mehrere Fässer und Kisten, auf denen Ketten und Handschellen lagen. In der Mitte des Raumes waren drei lange Tische u-förmig aneinandergereiht. Auf einem davon befanden sich Skalpelle, Messer und verschiedene Flaschen mit Chemikalien, der zweite war leer.
    »Sieh mal.« Alfie ging zu dem dritten Tisch und deutete auf eine Reihe kleiner schwarzer Federbündel. Josie trat neben ihn. Bei dem Verwesungsgeruch, der ihr entgegenschlug, rümpfte sie angewidert die Nase.
    »Tote Vögel«, sagte sie und wich zurück. »Warum hebt Corvis lauter tote Vögel auf?«
    »Das sind Krähen. Erinnerst du dich nicht an sein Tagebuch? Er hat mit ihnen herumexperimentiert. Er wollte eine Armee von Ghulen erschaffen, so wie die Tanten.«
    »Aber wozu?«
    »Keine Ahnung.« Alfie zuckte die Achseln. »Aber anscheinend braucht er dafür die Amarant …«
    »Und deshalb werdet ihr mir jetzt sagen, wo sie ist.« Corvis stand oben auf der Treppe. Dahinter konnte Josie die schwarzen Umrisse der Tanten erkennen. Er setzte sich in Bewegung. »Wie ich gehört habe, habt ihr euch im Haus umgesehen. Das dürfte ja wohl bedeuten, dass ihr wieder bei Kräften seid.«
    Stumm sahen Josie und Alfie zu, wie Corvis und die Tanten die Stufen hinabstiegen.
    »Zu schade, dass wir sie nicht bei einem Fluchtversuch ertappt haben«, krächzte Tante Mag. Hinter ihr lachten Tante Veronica und Tante Jay keckernd.
    »Ich bitte dich, Mag«, sagte Corvis, der nun unten angekommen war und eines der stinkenden Bündel vom Tisch nahm. »Alfie und Josie werden uns vielleicht noch helfen, also dürfen wir nicht unfreundlich zu ihnen sein.«
    Corvis warf die tote Krähe auf den leeren Tisch in der Mitte und lächelte die beiden grimmig an. »Ich werde euch etwas zeigen.« Er nahm ein langes, gefährlich aussehendes Messer von der Bank neben ihm und öffnete die andere Hand. »Das hier habe ich einst gemacht, um einen Eid zu schwören – mit eurem ach so edlen Vormund und Sebastian Mortlock.« Er fuhr mit der Klinge über seine Handfläche, sodass sich eine rote Linie bildete, und ballte die Hand zur Faust. »Jetzt passt auf …«
    Er hielt seine Faust über den toten Vogel und drückte, bis ein Tropfen Blut hinunterfiel. Josie trat einen Schritt zurück, angeekelt von dem widerwärtigen Gestank, der von dem halb verwesten Vogel aufstieg. Die drei Tanten drängten sich hinter Corvis und verfolgten das Spektakel gebannt.
    »Ich war der Amarant nämlich einmal sehr nah«, sagte Corvis und drückte einen weiteren Blutstropfen auf das

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