Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mortlock

Mortlock

Titel: Mortlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Mayhew
Vom Netzwerk:
Sammys Stimme, gefolgt von einem widerlichen, schmatzenden Geräusch. »Was zum … O mein Gott!« Dann folgte ein gellender Schrei, und Sammy kam aus dem Nebenraum gewankt, Blut auf der Wange. Derbes, krächzendes Gelächter ertönte, dann wurde die Tür zugeknallt. Sammy stand einen Moment ratlos da und sah sich nach Arabella um, dann rannte er durch die Haustür nach draußen, ohne auch nur die Schubkarre mitzunehmen.
    »Na, wunderbar«, seufzte Alfie. »Und was machen wir jetzt?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Josie und stieg leise die Treppe hinunter in die Halle. Sammy verschwand in der Ferne. Ihr war flau. Ihr Plan war schiefgegangen, aber sie mussten hier weg, und zwar sofort.
    Auf einmal tauchte Arabella aus dem Dienstbotentrakt auf. Ihr Gesicht war blass und verschreckt.
    »Arabella«, flüsterte Josie drängend, »das Ganze ist schiefgegangen. Sammy ist weggelaufen, und –«
    Der Rest des Satzes blieb ihr in der Kehle stecken, denn hinter Arabella tauchte Lord Corvis auf und packte das Dienstmädchen am Handgelenk.
    »Was ist schiefgegangen, junge Dame?«, fragte er spöttisch. »Warum seid ihr nicht in euren Zimmern eingeschlossen? Hm, Arabella? Kannst du mir das erklären?« Das Mädchen schüttelte den Kopf; es zitterte am ganzen Körper. In gespieltem Entsetzen schlug Corvis die freie Hand vor den Mund. »Oh nein! Das kann nicht sein! Du wolltest ihnen doch nicht etwa helfen zu
fliehen
, oder, Arabella?«
    Lord Corvis grinste; offensichtlich genoss er die Angst des Mädchens. Mit einem Ruck verdrehte er Arabella den Arm, sodass sie aufschrie und gegen ihn taumelte.
    »Ich weiß ja nicht, was ich davon halten soll.« Corvis schüttelte den Kopf. »Mein eigenes Personal, das sich gegen mich wendet.«
    »Es ist nicht ihre Schuld, wir haben sie ausgetrickst«, protestierte Josie. »Sie ist unschuldig.«
    »Ausgetrickst? Sodass sie eure Türen von außen entriegelt hat? Das glaube ich kaum.«
    »Bitte, Euer Lordschaft …«, begann Alfie und trat einen Schritt auf ihn zu. Corvis wich zurück, wobei er fast über das Tigerfell gestolpert wäre, das auf den schwarz-weißen Fliesen lag. Die ruckartige Bewegung entriss Arabella erneut einen Schmerzensschrei.
    »Ich sehe schon, ich habe meine Zeit verschwendet. Im Moment sind die Damen mit ihrem Festmahl beschäftigt, aber … He, was tust du da?«
    Corvis starrte Alfie an. Josie sah, wie die Augen ihres Bruderssich verdrehten und er seine Hände ausstreckte. Plötzlich begann das Tigerfell hinter Corvis zu zucken.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wimmerte Arabella, doch Josie sah nur sprachlos zu, wie sich der Kopf des Tigerfells hob und seine langen Fangzähne in Corvis’ Wade hieb. Corvis schrie auf, ließ Arabella los und hieb mit den Fäusten auf den Tigerkopf ein.
    Alfie öffnete die Augen und grinste Josie schwach zu. »Bisschen besser als eine Fliegen-Armee, oder?«, sagte er erschöpft. Der Tiger war wieder nur ein regloses Fell, aber seine Zähne hingen noch immer im Bein von Lord Corvis, der sich schreiend auf den blutverschmierten Fliesen hin und her wand und verzweifelt versuchte, sich von dem eisernen Biss zu befreien.
    »Helft mir! Mag! Jay! Wo seid ihr?«, brüllte er, doch die Tanten antworteten nicht. Josie erinnerte sich an seine Bemerkung, ihre tierischen Anlagen seien immer noch sehr stark. Vielleicht waren sie zu beschäftigt mit ihrem widerwärtigen Festmahl.
    »Los, kommt!«, sagte Josie, packte Arabellas Hand und lief mit ihr zur offenen Tür, wobei sie beinahe Alfie umgerannt hätten, der noch ein bisschen geschwächt von seinem Einsatz war. Doch an der Tür hielt sie inne und riss die schwarzen Hauben und Mäntel von den Haken. »Hier, zieht euch das über.«
    »Spinnst du?« Alfie sah sie entgeistert an.
    Josie warf einen Blick über die Schulter. Corvis versuchte aufzustehen, doch sein Bein sackte unter ihm weg. Wenn sie nicht solche Angst gehabt hätte, wäre es komisch gewesen.
    »Jetzt mach schon«, entgegnete sie. »Von oben sehen wir vielleicht aus wie die Tanten, die einen Spaziergang machen.Mit etwas Glück reicht das, um die Krähen zu täuschen.« Die Hauben rochen ranzig, und Josie konnte Läuseeier und dicke, schwarze Haare im Stoff erkennen. »Los, wir müssen uns beeilen. Die Tanten werden bald merken, das etwas nicht stimmt.«
    »Wenn sie’s nicht schon gemerkt haben!«, sagte Alfie und schlüpfte mit angeekelter Miene in den Mantel.
    Auch Josie zog eine Grimasse und versuchte, nicht daran zu denken, dass die

Weitere Kostenlose Bücher