Morton, Kate
Buchhandel sorgen. Alle NPC-Titel werden
nummeriert erscheinen, um die Leser zum Sammeln anzuregen, und den Auftakt
macht als Nr. i der Modermann.
Am unteren
Rand des Schreibens befand sich eine handschriftliche Notiz von Judith: Edie, was
Sie schreiben, bleibt natürlich Ihnen überlassen, aber als wir das Projekt in
Angriff nahmen, waren unsere Überlegungen folgende: Über Raymond Blythe ist
bereits vieles bekannt, auch dass er sich konsequent darüber ausgeschwiegen
hat, was ihn zu der Geschichte inspiriert hat. Es wäre daher vielleicht
interessant, wenn das Vorwort ein besonderes Augenmerk auf die drei Schwestern
richtet und beschreibt, wie es für sie war, an dem Ort aufzuwachsen, wo der Modermann entstand.
Sie werden
feststellen, dass unser ursprünglicher Autor, Adam Gilbert, den
Interview-Abschriften detaillierte Beschreibungen seiner Eindrücke von Schloss
Milderhurst beigefügt hat. Diese können Sie gern als Grundlage für Ihren Text
benutzen, aber Sie werden zweifellos Ihre eigenen Recherchen anstellen wollen.
Was diese angeht, hat Persephone Blythe sich überraschend entgegenkommend
gezeigt und vorgeschlagen, dass Sie den Schwestern einen Besuch abstatten. (Es
erübrigt sich zu erwähnen, dass wir, falls sie etwas über den Ursprung der
Geschichte verlauten lässt, großes Interesse daran hätten, dies in Ihrem
Vorwort zu lesen!)
Unser
Budget ist nicht sehr groß, aber es reicht, um Ihnen einen Aufenthalt im Dorf
Milderhurst zu finanzieren. Wir haben ein Arrangement getroffen mit Mrs.
Marilyn Bird von der nahe gelegenen Pension »Home Farm«. Mr. Gilbert war sehr
zufrieden mit dem Service und der Sauberkeit des Zimmers. Die Mahlzeiten sind
im Zimmerpreis inbegriffen. Mrs. Bird hat uns mitgeteilt, dass das Zimmer ab
dem 5. Oktober für vier Tage frei ist.
Bitte lassen Sie mich bei nächster Gelegenheit wissen, ob wir das Zimmer für
Sie reservieren sollen.
Ich legte
den Brief weg, fuhr mit der Hand über das Deckblatt von Adam Gilberts
Manuskript und kostete den wunderbaren Augenblick aus. Ich glaube, ich habe
tatsächlich gelächelt, als ich die erste Seite umblätterte. Auf jeden Fall
habe ich mir auf die Lippe gebissen, und zwar ein bisschen zu fest, weswegen
ich mich so genau daran erinnere.
Vier
Stunden später hatte ich alles gelesen und saß nicht mehr in einem stillen Büro
in London. Also, natürlich saß ich dort, aber andererseits auch nicht. Ich war
meilenweit weg in einem düsteren, verwinkelten Schloss in Kent, in Gesellschaft
dreier Schwestern, eines überlebensgroßen Vaters und mit einem Manuskript, das
noch zu einem Buch werden musste, das wiederum erst zu einem Klassiker
avancieren musste.
Ich legte
das Manuskript beiseite, stieß mich auf meinem Stuhl vom Schreibtisch ab. Dann
stand ich auf und reckte mich. Ich hatte Verspannungen bekommen - man hatte mir
mal gesagt, dass das leicht passiert, wenn man beim Lesen die Beine auf den
Schreibtisch legt. Während ich meine Schultern massierte, versuchte ich meine
Gedanken zu sortieren. Zunächst einmal war ich von Adam Gilberts Arbeit schwer
beeindruckt. Bei den Aufzeichnungen handelte es sich um Abschriften von auf
Tonband aufgenommenen Gesprächen, sie waren auf einer altmodischen
Schreibmaschine getippt worden, mit sauberen, handschriftlichen Anmerkungen an
den Rändern und so detailliert, dass sie sich lasen wie ein Drehbuch (in Klammern
war vermerkt, wenn einer der Gesprächspartner sich auch nur kratzte). Und das
war wahrscheinlich der Grund, warum mir sofort eins klar wurde: Es fehlte
etwas. Ich kniete mich auf meinen Schreibtischstuhl und blätterte den ganzen
Stapel noch einmal durch, um mich zu vergewissern, sah sogar auf den Rückseiten
der Blätter nach ... Kein Wort über Juniper Blythe.
Ich
trommelte mit den Fingern auf dem Manuskript: Es gab durchaus gute Gründe,
warum Adam Gilbert sie übergangen haben könnte. Das Material war auch ohne ihr
Mitwirken schon umfangreich genug, sie war noch nicht einmal geboren, als der Modermann zum ersten
Mal herauskam, sie war Juniper ... Trotzdem ließ es mir keine Ruhe. Und wenn
mir etwas keine Ruhe lässt, fängt die Perfektionistin in mir an, sich
verrücktzumachen. Und das ist kein angenehmer Zustand. Es gab drei Blythe-Schwestern.
Deswegen sollte - konnte - man ihre Geschichte nicht schreiben, ohne Juniper zu
Wort kommen zu lassen.
Adam
Gilberts Adresse und Telefonnummer fanden sich am unteren Rand seines
Anschreibens, und ich überlegte ungefähr zehn Sekunden lang, ob
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