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Morton, Kate

Morton, Kate

Titel: Morton, Kate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fernen Stunden
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man jemanden,
der in Tenterden, Old Mill Cottage, wohnte, um halb zehn Uhr abends noch
anrufen konnte, dann griff ich zum Telefon und wählte die Nummer.
    Eine Frau
meldete sich: »Hallo, hier Button.«
    Etwas an
ihrem langsamen, melodischen Tonfall erinnerte mich an die Filme aus den
Vierzigerjahren, wo noch ein Fräulein vom Amt die Verbindung herstellte.
»Hallo«, sagte ich. »Mein Name ist Edie Burchill, aber ich fürchte, ich habe
mich verwählt. Ich wollte eigentlich Adam Gilbert sprechen.«
    »Nein,
nein, Sie sind richtig verbunden. Ich bin Mr. Gilberts Krankenschwester.«
    Krankenschwester.
O Gott. Ein Invalide. »Tut mir leid, Sie so spät noch zu stören. Vielleicht
sollte ich ein andermal anrufen.«
    »Aber
nein, das ist nicht nötig. Mr. Gilbert ist noch in seinem Arbeitszimmer. Ich
sehe noch Licht unter der Tür. Er hält sich einfach nicht an das, was der Arzt
ihm rät, aber solange er sein schlimmes Bein nicht belastet, kann ich nicht
viel tun. Er ist nun einmal ein Sturkopf. Einen Moment, ich stelle Sie zu ihm
durch.«
    Ein
Krachen, als die Frau das Telefon ablegte, dann eilige, sich entfernende
Schritte. Ein Klopfen an einer Tür, ein paar gemurmelte Worte, und wenige
Sekunden später nahm Adam Gilbert das Gespräch entgegen.
    Nachdem
ich mich vorgestellt und den Grund meines Anrufs genannt hatte, schwieg er
zunächst, und ich entschuldigte mich noch einmal für die unerfreulichen
Umstände, die uns in Kontakt gebracht hatten. »Bis heute wusste ich noch nicht
einmal etwas von einer neuen Klassikerreihe bei Pippin. Ich habe keine Ahnung,
warum Percy Blythe sich quergestellt hat.«
    Er sagte
immer noch nichts.
    »Es tut
mir wirklich sehr leid. Ich verstehe das alles nicht. Ich bin der Frau erst
einmal begegnet, und wir haben uns nur ganz kurz unterhalten. Ich habe diese
Situation auf keinen Fall willentlich herbeigeführt.« Dann merkte ich, dass
ich ohne Sinn und Verstand drauflosplapperte, riss mich zusammen und hielt den
Mund.
    Endlich
sagte er in einem fast drohenden Ton: »Also schön, Edie Burchill, ich verzeihe
Ihnen, dass Sie mir den Auftrag weggeschnappt haben. Unter einer Bedingung.
Falls Sie irgendetwas über die Entstehung des Modermann herausfinden,
möchte ich es als Erster erfahren.«
    Mein Vater
würde nicht begeistert sein. »Selbstverständlich.«
    »Abgemacht.
Was kann ich für Sie tun?«
    Ich
erklärte ihm, dass ich gerade sein Manuskript gelesen hatte, brachte meine
Bewunderung für seine Gründlichkeit zum Ausdruck und sagte: »Es gibt nur eins,
was mir ein bisschen Kopfzerbrechen macht.«
    »Und das
wäre?«
    »Die
dritte Schwester. Juniper. Über sie steht nichts in Ihren Aufzeichnungen.«
    »Nein«,
sagte er. »Über sie gibt es nichts.«
    Ich
wartete, und als er nichts weiter dazu sagte, fragte ich: »Sie haben also nicht
mit ihr gesprochen?«
    »Nein.«
    Wieder
wartete ich. Wieder folgte nichts. Offenbar wollte er es mir nicht leicht
machen.
    Schließlich
räusperte er sich und sagte: »Ich habe um ein Gespräch mit Juniper Blythe
gebeten, aber sie stand nicht zur Verfügung.«
    »Ach?«
    »Nun, sie
war natürlich anwesend - ich glaube nicht, dass sie das Schloss häufig verlässt
-, aber die älteren Schwestern wollten mich nicht mit ihr reden lassen.«
    Mir
dämmerte etwas. »Hm.«
    »Sie ist
kränklich, ich nehme also an, dass es daran lag, aber ...«
    »Aber
was?«
    Er
schwieg, und ich konnte ihn förmlich vor mir sehen, wie er nach Worten suchte,
um sich zu erklären. Schließlich ein Seufzer. »Ich hatte den Eindruck, dass sie
bestrebt waren, sie zu schützen.«
    »Wovor zu
schützen? Vor Ihnen?«
    »Nein,
nicht vor mir!«
    »Wovor
dann?«
    »Das weiß
ich nicht. Es war nur so ein Gefühl. Als fürchteten sie sich vor dem, was sie
sagen könnte. Was es für ein Licht auf die Familie werfen könnte.«
    »Auf die
Schwestern? Auf den Vater?«
    »Vielleicht.
Oder auf sie selbst.«
    Ich musste
an das seltsame Gefühl denken, das mich in Schloss Milderhurst beschlichen
hatte, an den Blick, den Saffy und Percy ausgetauscht hatten, als Juniper mich
im gelben Salon angefahren hatte, an Saffys Unruhe, als sie bemerkte, dass
Juniper sich entfernt hatte, dass sie sich im Korridor mit mir unterhalten und
vielleicht etwas gesagt hatte, das sie hätte für sich behalten sollen. »Aber
warum?«, sagte ich, mehr zu mir selbst als zu ihm, während ich an den
verschwundenen Brief dachte, an die Angst, die zwischen den Zeilen zu lesen
war. »Was könnte Juniper zu verbergen

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