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Morton, Kate

Morton, Kate

Titel: Morton, Kate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fernen Stunden
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der Leitung. »Ein Missverständnis, sagten Sie? Die Verbindung
... Ich verstehe Sie ziemlich schlecht.«
    »Seraphina
... meine Schwester ... wird gewiss keine Stelle in London antreten, bedaure.«
    »Oh.« Es
knisterte in der Leitung. Percy stellte sich vor, wie die Telefondrähte
zwischen den Masten im Wind hin und her schwangen. »So, so«, sagte der Mann.
»Aber das ist sonderbar, denn ich halte den Brief mit ihrer Zusage hier in der
Hand. Und wir haben schließlich ausführlich darüber korrespondiert.«
    Das also
erklärte die vielen Briefe, die Percy in letzter Zeit zur Poststelle und von
dort zum Schloss gebracht hatte, ebenso Saffys Bedürfnis, sich ständig in der
Nähe des Telefons aufzuhalten »für den Fall, dass ein Anruf mit
kriegswichtigen Informationen kommt«. Percy verfluchte sich innerlich dafür,
dass sie sich so sehr von den Pflichten beim Freiwilligendienst hatte vereinnahmen
lassen und nicht besser achtgegeben hatte. »Ich verstehe«, sagte sie zu Mr.
Wieks, »und ich bin mir sicher, dass Miss Seraphina die feste Absicht hatte,
die mit Ihnen getroffene Vereinbarung einzuhalten. Aber der Krieg, wissen Sie,
und jetzt ist auch noch unser Vater plötzlich schwer krank geworden. Ich
fürchte daher, sie wird vorerst hier zu Hause gebraucht.«
    Mr. Wieks
war enttäuscht und konsterniert, aber Percy konnte ihn beschwichtigen, indem
sie versprach, ihm eine signierte Erstausgabe des Modermann für seine
Büchersammlung zu schicken, und sie hatten sich freundlich verabschiedet.
Zumindest war nicht zu befürchten, dass er Saffy wegen Vertragsbruchs
verklagte.
    Saffy
dagegen, dachte Percy, würde nicht so leicht zu besänftigen sein. Sie hörte
die Toilettenspülung rauschen, dann gurgelte es in den Wasserleitungen in der
Küche. Percy setzte sich auf den Hocker und wartete. Wenige Minuten später kam
Saffy die Treppe heruntergelaufen.
    »Percy!«
Sie blieb wie angewurzelt stehen und schaute zur Hintertür, die offen stand.
»Was machst du denn hier? Wo ist Meredith? Ihre Eltern sind doch noch nicht
gegangen? Ist alles in Ordnung?«
    »Ich bin
hereingekommen, um frischen Tee aufzusetzen.«
    »Ach so.«
Saffy entspannte sich ein wenig und rang sich ein Lächeln ab. »Lass mich das
machen. Du willst deine Gäste doch sicher nicht so lange allein lassen.« Sie
nahm die Teedose vom Regal und öffnete sie.
    Percy
überlegte, wie sie es Saffy schonend beibringen konnte, aber das Gespräch mit
Mr. Wieks hatte sie zu sehr aufgewühlt. Daher sagte sie schließlich: »Eben ist
ein Anruf gekommen.«
    Ein kaum
wahrnehmbares Zusammenzucken, ein paar Teeblätter, die vom Löffel fielen. »Ein
Anruf? Wann?«
    »Gerade
eben.«
    »Ach ja?«
Saffy schob die Teeblätter in ihre Handfläche, dort lagen sie beisammen wie
tote Ameisen. »Hatte es etwas mit dem Krieg zu tun?«
    »Nein.«
    Saffy
stützte sich auf den Bankrücken und umklammerte wie eine Ertrinkende ein
Geschirrtuch, das darüberhing.
    Ausgerechnet
in dem Augenblick begann der Teekessel zu spucken und zu zischen, um gleich
darauf ohrenbetäubend laut zu pfeifen. Saffy nahm ihn von der Flamme, blieb mit
dem Rücken zu Percy am Herd stehen und wartete.
    »Es war
ein Mann namens Archibald Wieks«, sagte Percy. »Aus London. Er hat sich als
Sammler vorgestellt.«
    »Ach.«
Saffy drehte sich nicht um. »Und was hast du ihm gesagt?«
    Draußen
ertönten laute Stimmen, und Percy trat an die offene Tür.
    »Was hast
du ihm gesagt, Percy?«
    Ein
Luftzug, der den Duft von Heu hereintrug.
    »Percy?«,
flüsterte Saffy.
    »Ich habe ihm gesagt, dass wir
dich hier brauchen.« Saffy machte ein Geräusch, das fast wie ein Schluchzen
klang.
    Dann sagte
Percy sehr ruhig: »Du weißt, dass du nicht fortgehen kannst, Saffy. Du kannst
keine solchen Versprechungen machen. Der Mann erwartete dich nächste Woche in
London.«
    »Er
erwartet mich in London, weil ich dorthin gehen werde.
    Ich habe
mich auf eine Stelle beworben, Percy, und er hat mich angenommen.« Sie drehte
sich um. Hob die zur Faust geballte Hand, eine seltsam theatralische Geste, die
völlig übertrieben wirkte, weil sie das Geschirrtuch immer noch in der Hand
hielt. »Er hat mich ausgewählt«, sagte sie
und schüttelte die Faust. »Er sammelt alle möglichen schönen Dinge, und er hat
mich - mich — eingestellt, um ihm bei seiner
Arbeit zu assistieren.«
    Percy nahm
eine Zigarette aus ihrem silbernen Etui, hatte Mühe mit dem Streichholz,
schaffte es schließlich, sich die Zigarette anzuzünden.
    »Ich gehe
nach

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