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Morton, Kate

Morton, Kate

Titel: Morton, Kate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fernen Stunden
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London, Percy, und du kannst mich nicht daran hindern.«
    Verdammte
Saffy, sie machte es ihr nicht leicht. Percy dröhnte jetzt schon der Schädel,
die Hochzeit hatte sie erschöpft, und dann hatte sie auch noch für Merediths
Eltern die Gastgeberin spielen müssen. Einen Streit mit Saffy konnte sie jetzt wirklich
nicht gebrauchen. Saffy stellte sich absichtlich stur, zwang sie, die Dinge
beim Namen zu nennen. Also gut, wenn sie es unbedingt so haben wollte, dann
würde Percy ihr eben klarmachen, was in Milderhurst Gesetz war. »Nein.« Sie
blies den Rauch aus. »Du wirst nicht nach London gehen. Du gehst nirgendwohin,
Saff. Du weißt es, ich weiß es, und jetzt weiß es auch Mr. Wieks.«
    Saffy ließ
die Arme sinken, das Geschirrtuch fiel auf die Steinfliesen. »Du hast ihm
gesagt, dass ich nicht komme. Einfach so.«
    »Einer
musste es ihm ja sagen. Er wollte dir schon das Geld für die Zugfahrt
überweisen.«
    Saffys
Augen füllten sich mit Tränen, und obwohl Percy wütend auf sie war, stellte
sie doch mit Genugtuung fest, dass ihre Schwester versuchte, die Tränen
zurückzuhalten. Vielleicht würde ihr ja doch eine Szene erspart bleiben.
    »Komm
schon«, sagte sie. »Irgendwann wirst du einsehen, dass es das Beste ...«
    »Du wirst
mich also wirklich nicht gehen lassen.«
    »Nein«,
sagte Percy. »Das werde ich nicht.«
    Saffys
Unterlippe zitterte, und als sie antwortete, war es kaum mehr als ein Flüstern.
»Du kannst nicht ewig über uns bestimmen, Percy.«
    Sie rang
die Hände, als forme sie widerspenstige Flusen zu einem Ball. Eine
Angewohnheit, die Saffy schon als Kind gehabt hatte, und plötzlich überkam
Percy das tiefe Bedürfnis, ihre Zwillingsschwester an sich zu drücken und nie
wieder loszulassen, ihr zu sagen, dass sie sie liebte, dass sie nicht grausam
sein wollte, dass sie es nur zu Saffys eigenem Besten tat. Aber sie rührte sich
nicht. Sie brachte es nicht fertig. Und es hätte auch nichts genützt, wenn sie
es getan hätte, denn niemand möchte hören, etwas sei nur zu seinem Besten, auch
wenn er tief in seinem Innern weiß, dass es stimmt.
    Stattdessen
sagte sie sanft: »Ich versuche nicht, über dich zu bestimmen, Saffy. Vielleicht
kannst du irgendwann, später einmal, von hier fortgehen«, Percy machte eine
vage Handbewegung, »aber nicht jetzt. Jetzt brauchen wir dich hier, jetzt, wo
Krieg herrscht und Daddy so krank ist. Ganz abgesehen davon, dass wir kaum noch
Personal haben. Hast du dir mal überlegt, was mit uns passieren würde, wenn du
fortgingest? Kannst du dir vorstellen, dass Juniper oder Daddy oder — Gott
bewahre — ich mit der Wäsche fertig würde?«
    »Es gibt
nichts, womit du nicht fertig wirst, Percy«, entgegnete Saffy verbittert. »Es
hat noch nie etwas gegeben, womit du nicht fertig geworden wärst.«
    Da wusste
Percy, dass sie gewonnen hatte, und vor allem, dass Saffy es auch wusste. Aber
sie empfand keinen Triumph, nur die übliche Last der Verantwortung. Sie sehnte
sich von ganzem Herzen nach ihrer Schwester, nach dem jungen Mädchen, das sie
einmal gewesen war, dem die Welt noch offenstand.
    »Miss
Blythe?« Merediths Vater stand in der Tür, neben ihm seine kleine, hagere Frau,
und sie wirkten beide sehr besorgt.
    Percy
hatte sie völlig vergessen. »Mr. Baker«, sagte sie und strich sich einige
Haarsträhnen hinter die Ohren. »Verzeihen Sie. Ich habe ewig gebraucht, um
frischen Tee ...«
    »Das macht
überhaupt nichts, Miss Blythe. Wir haben genug Tee getrunken. Es geht um
Meredith.« Er schien völlig aufgelöst. »Meine Frau und ich wollten sie mit
nach Hause nehmen, aber sie hat sich in den Kopf gesetzt hierzubleiben, und
ich fürchte ... sie ist fortgelaufen ...«
    »Oh.« Das
hatte Percy gerade noch gefehlt. Sie drehte sich um, aber Saffy war ebenfalls
verschwunden. »Tja, dann machen wir uns wohl am besten auf die Suche nach ihr,
nicht wahr?«
    »Das ist
es ja gerade«, sagte Mr. Baker betrübt. »Meine Frau und ich müssen den Zug nach
London um drei Uhr vierundzwanzig bekommen. Es ist der einzige, der heute
fährt.«
    »Aha«,
sagte Percy. »Dann müssen Sie sich natürlich auf den Weg machen. Die Züge sind
heutzutage schrecklich unzuverlässig. Wenn man einen verpasst, kann es
passieren, dass man eine Woche auf den nächsten warten muss.«
    »Aber
meine Tochter ...« Mrs. Baker machte eine Miene, als würde sie gleich in Tränen
ausbrechen, was ihr hartes, spitzes Gesicht ziemlich hässlich aussehen ließ.
Percy kannte das Gefühl.
    »Machen
Sie sich

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