Morton Rhu - Leben und Werk
überschaubaren Vorstadtalltag beschäftigen diese Weltfragen den Zwölfjährigen ebenso wie die heimliche Playboy-Lektüre im Wohnzimmer seines liberal erzogenen Freundes Ronnie.
In »Über uns Stille« ist ein neuer, ein fabelhafter Morton Rhue zu entdecken, der sich als Autor mit anderen stilistischen Mitteln für seine Ideale einsetzt. Und die verdeutlicht er in seinem Nachwort, in dem er seine Heimkehr beschreibt, einen Besuch im Haus seiner Kindheit.
Der Hausbesitzer knipst eine Taschenlampe an und führt mich in den schmalen Vorraum. Die in die Wand einbetonierten Sprossen sind genau wie die darüber liegende Falltür dick mit Spinnweben überzogen. Der Mann lächelt entschuldigend und erklärt, er komme nur selten hier herunter und es sei schon einige Jahre her, seit er den Vorraum zuletzt betreten habe. (…)
Wir verlassen den Bunker und gehen zurück zur Einfahrt, wo mein Wagen steht. Ich bedanke mich bei ihm, dass er so freundlich gewesen sei, mir zu erlauben, noch einmal mein altes Zuhause zu besuchen, und dass er sich die Zeit genommen habe, mir den Bunker zu zeigen. Danach steige ich in mein Auto und mache mich wieder auf den Weg.
Aber ich fahre nicht weit. Ein paar Häuser weiter halte ich auf der Kuppe des Hügels an, nach dem die Straße benannt ist. Diesmal bin ich nicht überrascht, dass er längst nicht so hoch und steil ist wie in meiner Erinnerung. Die Häuser meiner früheren Freunde und Nachbarn stehen noch, einige sehen aus wie damals, andere sind vollständig umgebaut worden. Ich denke daran, wie wir im Frühjahr und im Sommer jeden Tag Baseball und Football auf der Straße gespielt haben und aufgeregt zu unseren Müttern rannten, sobald die Klingel des Eismanns ertönte, um uns einen Vierteldollar für ein Eis zu erbetteln. Wie wir im Herbst in den Laubhaufen spielten und in Pfützen herumsprangen und im Winter Schneemänner bauten. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich hier eine sprichwörtlich »unschuldige« Kindheit verlebt habe.
Heute wird oft gesagt, dass die Vereinigten Staaten am 22. November 1963 durch die tödlichen Schüsse auf John F. Kennedy die Unschuld der Nachkriegsjahre verloren haben. Ich frage mich, ob das nicht vielleicht schon früher geschehen ist – durch das atomare Wettrüsten des Kalten Kriegs, die beiderseitige Bereitschaft zum nuklearen Gegenschlag und die Kubakrise. Zumindest war das der Moment, in dem mir und meinen Freunden zum ersten Mal bewusst wurde, dass es auf der Welt Länder gab, die uns Böses wollten. Noch heute erscheint mir der Gedanke absurd, dass Tausende von Meilen von uns entfernt und durch riesige Ozeane von uns getrennt, Menschen gelebt haben sollen, die unser Land zerstören wollten. Menschen, denen wir nie persönlich begegnet waren und die uns trotzdem hassten.
Wie kommt es, dass es seit Beginn der Menschheitsgeschichte ein paar wenigen mächtigen Männern immer wieder gelungen ist, Massen friedliebender Menschen aufzuhetzen und dazu zu bringen, gegeneinander Krieg zu führen? Hat das denn je zu etwas anderem geführt als zu Leid, Tod und Zerstörung?
Seit jener Woche im Oktober 1962, in der die Welt so nah wie nie zuvor am Abgrund stand, sind fünfzig Jahre vergangen. Kriege werden immer noch geführt.
Werden wir es denn niemals lernen?
Todd Strasser alias Morton Rhue als Thrillerautor
Wish u were dead
an-G-kozzt – 1
Heute hat mich Lucy Cunningham in der Schule mal wieder angeguckt, als wäre ich der letzte Dreck. Zu Lucy muss ich nicht viel erklären. Es gibt nur einen Typ Mädchen, der diesen Blick draufhat. Ich habe das Blog hier heute angefangen, um endlich mal meine wahren Gefühle rauszulassen und offen zu sagen, was mich alles ankotzt – also: Es tut jedes Mal weh, wenn Lucy und ihre Freundinnen (aber die machen bloß nach, was Lucy ihnen vormacht) mich so mit Blicken abstrafen. Aber es gibt etwas, das noch mehr wehtut: Manchmal denke ich, dass sie Recht hat.
Der Beginn von »Wish u were dead« ist in seiner Direktheit typisch für Morton Rhue. Neu hingegen ist die Textform, die der Autor als Einstieg wählt. Die Roman-Leser nehmen als Blog-Leser Anteil an der Wut einer Pseudonym-Stimme und werden unvermittelt in ein sozial relevantes und sehr aktuelles Thema – Hierarchiebildung und Mobbing an Schulen – hineingestoßen.
Nach dem großen Erfolg von Morton Rhues gesellschaftskritischen Jugendromanen bildet »Wish u were dead« den Auftakt zu einer Reihe von Thrillern für Jugendliche ab vierzehn Jahren,
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