Morton Rhu - Leben und Werk
die der Autor auch in Deutschland unter seinem tatsächlichen Namen Todd Strasser veröffentlicht.
»Wish u were dead« und seine hier vorgestellten Nachfolger sind spannende Jugendthriller, die auch eine kluge Botschaft enthalten, auf soziale und emotionale Problemfelder aufmerksam machen und Wertvorstellungen vermitteln. Diese Verbindung von Unterhaltung und sozialkritischem Engagement stellt die Bücher in Kontrast zu vielen anderen Actionthrillern für junges Publikum, die sich ganz und gar auf den Spannungsbogen und den »Lesesuchtfaktor« konzentrieren.
»Wish u were dead« ist ohne Frage ein Pageturner, wie auch die Süddeutsche Zeitung in ihrer Rezension vom 6. August 2010 bestätigt: »Man muss diesen packenden, sehr modernen Thriller unbedingt zu Ende lesen, bis zum bitteren, völlig überraschenden Schluss.« Die fesselnde Lektüre ist in erster Linie einer spannenden Handlung und einem klug angelegten Aufbau geschuldet. Im ersten Kapitel finden sich einige Blogeinträge der mysteriösen »an-G-kozzt« und Kommentare anderer Blogger, deren Web-Namen einmal mehr Morton Rhues Vorliebe für sprechende Namen verdeutlichen. »Realgurl4013« kann den Hass der Bloggerin verstehen, »Ru22cool« gibt mehr oder weniger hilfreiche Ratschläge (Wie wär’s, wenn du erst mal was an deinem Aussehen änderst, statt hier rumzujammern?), »ApRilzDay« wirkt vernünftig und erwachsen, und nEmEsIs (Nemesis, die griechische Rachegöttin) verkündet: Manchmal werden Wünsche wahr. 250 Seiten später – dem Leser ist der sprechende Name dank versteckter Schreibweise wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen – erfährt man, dass Nemesis die Blogidentität der Mörderin ist.
Das zweite Kapitel schildert die letzten Momente vor Lucys Entführung und endet mit einem Cliffhanger. Im dritten Kapitel setzt Rhue seine erzählerische Montage fort. Die Ich-Erzählerin Madison führt die Leser nun ins Geschehen ein: Der Roman spielt in Soundview, einem reichen New Yorker Vorort. Die Protagonistin befindet sich im letzten Jahr der Highschool und ist Teil einer sich durch Geld und Schönheit auszeichnenden Gruppe von Schülern. Madison ist keine zickige Intrigantin, sondern geht ohne Vorurteile auf andere zu. Ihr für ein It-Girl untypisches soziales Gewissen wird von ihrem Cyberstalker P Bleeker angezweifelt:
Ich hab mal mitgekriegt, wie du gesagt hast, dass du die Cliquenwirtschaft an der Schule bescheuert findest, aber ich wette, dass du dich trotzdem nie mit jemandem wie mir abgeben würdest. Du tust zwar so, als hättest du keine Vorurteile, aber manchmal denke ich, dass du in Wirklichkeit vielleicht doch genau wie die anderen bist und Menschen nur nach Äußerlichkeiten beurteilst. Okay, ich weiß, dass du nicht so arrogant bist wie sie, weil du eigentlich immer zu allen nett bist. Aber warum hängst du dann nur mit den Leuten aus der In-Clique ab?
Nach den Blogeinträgen, der filmischen Schilderung von Lucys Entführung, Madisons Bericht und den Mails des Cyberstalkers wird die Mosaiktechnik nun um eine mitreißende Komponente ergänzt. Die Leser werden uneingeschränkte Zeugen der diffusen Gedankenwelt des Mörders.
Na, na, na. Lucy. Deine herzzerreißenden Krokodilstränen nützen dir hier leider gar nichts. Versuch es doch mal so zu sehen: Du hast es viele Jahre sehr gut gehabt. Jetzt ist eben der Moment gekommen, wo du die Quittung dafür bekommst. Das ist doch nur gerecht, meinst du nicht? Du hast so vielen Menschen wehgetan. Jetzt bekommst du am eigenen Leib zu spüren, wie man sich fühlt, wenn man wie deine Opfer leben muss.
Haben wir gerade »leben« gesagt?
Das war wohl ein Versprecher.
Die Verwendung des Personalpronomens »wir« legt zunächst den Gedanken an ein Täterduo nahe – die spätere Entdeckung der schizophrenen Einzeltäterin lässt einen daher umso mehr schauern.
Ab dem vierten Kapitel wird die Handlung temporeich vorangetrieben. an-G-kozzt wünscht in ihrem Blog zuerst Lucy (Ich hasse dich, Lucy. Ich hasse dich wirklich aus tiefstem Herzen. Du bist die Nummer eins auf meiner Liste. Ich wünschte, du wärst tot.), dann Lucys Freund Adam und schließlich Madisons bester Freundin Courtney den Tod – alle drei Schüler gehören zur In-Clique der Highschool und werden nacheinander entführt. Nach und nach lernen die Leser immer mehr verdächtige Charaktere kennen und verfolgen Madisons emotionale Achterbahnfahrt in ihrer Schwärmerei für den neuen exzentrischen Mitschüler Tyler. Geht es bei den
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