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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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sah sich jedoch vergeblich nach Petunia um – es war, als hätte sie sich einfach in Luft aufgelöst.
    Die junge Frau versuchte, sich keine Sorgen zu machen. Petunia mochte unreif und übertrieben lebhaft sein, aber sie wußte genau, wer ihr jeden Abend den Napf füllte. Früher oder später kehrte sie bestimmt zurück.
    Kathryn nahm auf einer Parkbank Platz und nickte einigen Spaziergängern zu. Im Lauf des Tages lockte der botanische Garten viele Besucher an, und es gefiel ihr, sich als Teil dieser Gemeinschaft zu fühlen. Vielleicht bin ich tatsächlich auf dem Weg der Besserung, dachte sie.
    Sie entsann sich an eine Entscheidung, die bald getroffen werden mußte: Sollte sie einen Kommandoposten bei einer Mission akzeptieren, die in drei Monaten zum Beta-Quadranten aufbrach? Sie bekam dadurch die Möglichkeit, die
    Kommandoleiter schnell einige Sprossen höher zu klettern, aber es bedeutete auch, daß sie zwei Jahre lang von der Erde, ihrer Mutter, Phoebe und Petunia getrennt blieb. Während der vergangenen Monate hatte sie sich hier gut eingerichtet. Sie fühlte sich sicher bei ihrer Familie und im Haus ihrer Kindheit; dort gelang es ihr, die Dämonen der Nacht von sich fernzuhalten.
    Und genau das war der Grund, warum sie glaubte, sich auf den Weg machen zu müssen. Eine Zufluchtsstätte konnte auch zur Falle werden. Über Monate hinweg war ihr Bett ein Refugium gewesen, und erst jetzt wußte sie, daß es gleichzeitig einen Kerker dargestellt hatte. Wenn sie wirklich wollte, daß ihre inneren Wunden heilten, so durfte sie sich nicht länger verstecken und mußte hinaus ins All.
    Ein schwarzer Kopf erschien auf der Anhöhe, und Kathryn lächelte. Petunia kehrte tatsächlich zurück.
    Doch was hing da in ihrem Maul? Kathryn stand auf und schnitt eine Grimasse, als sie das Objekt erkannte: Es handelte sich um die Hälfte eines Sandwichs, und Petunia hielt die weiche Masse so vorsichtig im Maul wie eine Ente. Stolz, mit wedelndem Schwanz und glänzenden Augen, legte sie ihre Beute vor Kathryns Füßen auf den Boden, sah dann auf und schien Lob zu erwarten.
    »Ach, Petunia, was hast du jetzt wieder angestellt? Von wem stammt das?« Kathryn sah zur Anhöhe und fürchtete das
    Erscheinen eines zornigen Picknickteilnehmers.
    Sie sah schließlich einen Mann, der ein wenig unordentlich wirkte, sich mit einem halb über die Schulter geschlungenen Rucksack näherte. Sie bemerkte zerzaustes Haar und ein irgendwie vertraut wirkendes Bewegungsmuster.
    Kathryn sah genauer hin und versuchte, im schwächer
    werdenden Licht der Dämmerung Einzelheiten des Gesichts zu erkennen. Die schwankende Gangart gab ihr schließlich den entscheidenden Hinweis.
    »Hobbes?« fragte sie erstaunt.
    Der Mann blieb stehen und musterte sie erstaunt. »Kath? Bist du das? Ich fasse es nicht.« Er lief auf sie zu, umarmte sie und lachte, als er das halbe Sandwich vor ihren Füßen entdeckte. »Es war meine Schuld«, versicherte er ihr. »Ich habe mein Sandwich geteilt, um deinen Hund mit einer Hälfte zu füttern. Aber er schnappte auch nach der anderen, was man ihm wohl kaum vorwerfen kann.«
    Er wich ein wenig zurück und musterte die junge Frau
    aufmerksam. »Gut siehst du aus. Aber du scheinst abgenommen zu haben.«
    Kathryn nickte. Manchmal mußte sie sich noch immer zwingen, etwas zu essen. Wie dem auch sei: Sie fühlte sich nicht zu einer Erklärung verpflichtet. Hobbes’ Worte waren nur eine
    Feststellung, keine Bewertung.
    »Ich habe von deinem Vater und von deinem… Freund gehört.
    Es tut mir sehr leid.«
    Diese Worte des Mitgefühls von jemandem, den sie seit ihrer Kindheit kannte, entfalteten eine überraschend große Wirkung.
    Kathryn spürte, wie ihr Tränen – Tränen? Sie hatte noch nicht über die Tragödie geweint – in die Augen quollen. Sie blinzelte sie fort. »Danke, Hobbes. Ich freue mich sehr, dich
    wiederzusehen.«
    Er schüttelte ihr die Hand, und sie nahmen nebeneinander auf der Bank Platz. Petunia ließ sich den Rest des Sandwichs schmecken. »Was machst du so?« fragte Kathryn in der
    Hoffnung, die Vertrautheit wiederherzustellen, zu der sie bei ihrer letzten Begegnung gefunden hatten.
    »Ich bin Mitglied eines philosophischen Symposiums in
    Südamerika. Eine großartige Sache, Kath. Wir sitzen zusammen und denken über die bisher noch unbeantworteten Fragen nach, sprechen über sie, diskutieren miteinander und veröffentlichen Berichte über unsere Gespräche. Nie zuvor hatte ich so viel Spaß.«
    »Du bist Mitglied

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