Mosaik
Ende des Halms in den Mund und beobachtete, wie Tighe ihrem Beispiel folgte. Dann streckte sie sich auf dem Rücken aus, ließ sich in den eiskalten, brackigen Schlamm sinken.
Sie spürte, wie er über ihr Gesicht rann, Ohren, Wangen, Mund und Augen bedeckte, und dann auch die Nase. Die Masse war so zähflüssig, daß Kathryn zunächst befürchtete, nicht ganz untertauchen zu können. Doch allmählich spürte sie, wie der kalte Matsch auch über den Rest des Körpers kroch, bis der dünne Halm ihre einzige Verbindung zur Außenwelt darstellte. Sie atmete langsam und verdrängte den Gedanken daran, daß sich der Schlamm wie Beton anfühlte, der um sie herum härtete und sie langsam zerquetschte.
Der Schlick füllte ihr die Ohren, aber trotzdem hörte sie die Cardassianer und ihre Hunde. Die gedämpften Geräusche wurden lauter, bis sich die Lautstärke schließlich nicht mehr veränderte.
Kathryn schloß daraus, daß die Gruppe in der Nähe
stehengeblieben war.
Die Hunde heulten noch hingebungsvoller – hatten sie
Witterung aufgenommen? Konnte der Schlamm den
menschlichen Geruch verbergen?
Die junge Frau spürte, wie sich neben ihr etwas bewegte, und sofort hämmerte ihr Herz. Suchten die Cardassianer mit Stangen im Sumpf? In dem Fall war es nur eine Frage der Zeit, bis man sie fand. Doch dann fühlte Kathryn tastende Finger, die nur Tighe gehören konnten. Er drückte ihre Hand, um ihr damit ein wenig Mut zu machen, und sie wiederholte diese Geste. Eine besondere Art von Wärme verscheuchte einen Teil der Kälte.
Nach einer halben Ewigkeit entfernten sich die Cardassianer und ihre Tiere. Trotzdem: Sie wußten beide, daß es besser war, noch etwas länger im Sumpf zu bleiben. Vielleicht hatten die Feinde einen Wächter in der Nähe gelassen. Möglicherweise kehrten sie gleich zurück.
Eine andere Gefahr rückte immer mehr in den Vordergrund: Unterkühlung. Die Kälte ließ Kathryns Leib taub werden; sie hatte bereits das Gefühl in den Füßen verloren. Um gegen den Frost anzukämpfen, rief sie ihre Erinnerungen an die Sommer in Indiana wach: heiße Tennisplätze, Schweiß, Läufe zum Netz…
brennender Sonnenschein auf der Haut… Wasser, das man sich ins Gesicht spritzte, um sich ein wenig abzukühlen… ein feuchtes Handtuch auf dem Kopf, um die Hitze der Sonne fernzuhalten…
Kathryn stellte sich vor, durchs All zu schweben, der Sonne entgegen. Sie kam ihrem goldenen Lodern näher und näher, spürte einen Hauch von Wärme…
Etwas zog sie hoch, aus dem Schlamm. Sie bewegte Arme und Beine, trachtete danach, sich zu orientieren.
»Wir müssen weiter«, hörte sie Tighes Stimme.
Kathryn spuckte den Halm fort, hob die Hände zum Gesicht und wischte genug Matsch fort, um die Augen zu öffnen und sich umzusehen.
»Vielleicht haben wir genug Zeit gewonnen, um den Transferort zu erreichen.«
»Können Sie gehen?« fragte Kathryn. »Nein, aber ich kann hüpfen.«
Und damit setzte er sich in Bewegung, hüpfte auf dem gesunden Bein durch den Wald und biß die Zähne zusammen, um nicht zu schreien: Bei jeder Landung zuckte heißer Schmerz durch den gebrochenen Fuß.
Nach einigen Minuten sah Kathryn eine Lichtung und wußte, daß sie den Transferort erreicht hatten.
Doch dort erwartete sie ein Cardassianer. Mitten auf der Lichtung stand er, mit einem toskanarischen Hund an der Kette.
Das kräftig gebaute Tier sah aus wie eine Mischung zwischen Puma und Bär, hatte muskulöse Beine und einen großen, zottigen Kopf. Es gab keinen Laut von sich, zerrte jedoch an der Kette und fletschte die Zähne.
»Bleiben Sie, wo Sie sind!« befahl der Cardassianer. Kathryn vermutete, daß sie sich noch immer im Innern des transgenen Feldes befanden. Sie mußten auf die Lichtung hinaus, um sich von der Icarus an Bord beamen zu lassen. »Legen Sie sich auf den Boden und falten Sie die Hände hinterm Kopf.«
Kathryn ging in die Knie, um die Anweisung zu befolgen, doch Tighe deutete auf seine Verletzung. »Ich habe mir den Fuß gebrochen.«
»Legen Sie sich auf den Boden und falten Sie die Hände hinterm Kopf«, wiederholte der Cardassianer.
Tighe nickte, stützte sich mit einer Hand auf dem Boden ab und erweckte den Anschein, sich hinlegen zu wollen. Doch dann rollte er plötzlich herum, richtete sich mit gezogenem Phaser halb auf und feuerte.
Nichts geschah.
Kathryn starrte auf den Strahler. Er war mit Schlamm aus dem Sumpf bedeckt und schien seine Ladung verloren zu haben. Sie drehte den Kopf und blickte zu dem
Weitere Kostenlose Bücher