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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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angezettelten Attentatsversuch auf Kaiserin Elisabeth konnten wir gerade noch vereiteln. Dabei gilt doch unsere Kaiserin als sehr ungarnfreundlich und ist gerade dort besonders beliebt. Tschulnigg steckte außerdem hinter einer groß angelegten Flugblattaktion der ungarischen Freischärler, wobei er auch an dieser kräftig verdiente.
    Das Wirtshaus in Steilfurt war uns schon lange als Umschlagplatz von Waffen und Informationen bekannt. Früher oder später musste Tschulnigg hierher zurückkehren. Da war es ein glücklicher Zufall, dass Sie ihn für uns ausfindig gemacht haben. Wir wussten ja, dass er irgendwann aus der Hütte kommen musste, denn wen sonst hätten Sie hier aufsuchen können …Für einen Moment glaubten wir sogar, er habe Sie dort drin umgebracht. Tschulnigg wollte eindeutig fliehen und wir mussten ihn deshalb erschießen. Ich danke Ihnen, Herr Kriminalrat. Können wir noch etwas für Sie tun?«
    »Ich möchte allein sein …«
    Moser fühlte sich absolut unwohl in seiner Haut. Natürlich war Tschulnigg ein Verbrecher. Ein solches Ende hätte er ihm jedoch nicht gewünscht. Tschulnigg war tot, aber der Mörder von István Somody war er definitiv nicht. Er hatte durch dessen gewaltsamen Tod nur Nachteile. Letztendlich führte dies auch zu seinem eigenen Ableben.
    Moser war also von der Lösung seiner Aufgabe, den Mörder von Somody zu finden, noch weit entfernt.
     
    Der Kriminalrat wollte keine Minute länger in Steilfurt bleiben. Er ging zurück zu seinem Quartier bei der Kasmüllerin und blieb, bis seine Kleider getrocknet waren. Miezi war inzwischen eingeschlafen und hatte von der ganzen Sache nichts mitbekommen. Moser fand dies gut, weil sie die Aufregung über den Tod von Tschulnigg wohl kaum verkraftet hätte. Er bezahlte sein Quartier und begab sich zurück zum Bahnhof.
    Auf dem Weg dort hin fühlte er sich von den Blicken der Einheimischen hinter den Stubenfenstern verfolgt. Man schien den deutschen Kriminalrat für den Tod von Tschulnigg, der hier mehr Freunde als Feinde hatte, irgendwie verantwortlich machen zu wollen.
    Moser war froh, als er an diesem Abend im letzten Zug zurück nach Wien saß. Sein Hotel erreichte er erst kurz vor Mitternacht.
     
    Am nächsten Morgen, einem Samstag, trat Moser dann die Rückreise nach München an. Er hatte sich auf eine ziemlich heftige Reaktion seines Vorgesetzten eingestellt, als er montags im Büro eine Nachricht aus dem Ministerium vorfand, die ihn sofort nach seiner Rückkehr zu Pfister beorderte.

Wieder in München
     
     
    Im Deutschen Reich herrschte seit dem Tod von Kaiser Friedrich Staatstrauer. München war an diesem Morgen deshalb fast ausgestorben. Als Moser in das Büro von Pfister im Ministerium eintrat, stand dieser am Fenster, mit dem Rücken zur Tür.
    Er raunzte: »Na endlich, Moser«, und drehte sich um, »es ist höchste Zeit, dass Sie wieder da sind. Ich habe Ihnen die Dienstreise nach Österreich nur genehmigt, damit Sie incognito neue Erkenntnisse im Mordfall am Münchweiler Tunnel sammeln können. Nicht, dass Sie sich mit der österreichischen Geheimpolizei anlegen … Außerdem hätten Sie sich zwischendurch wenigstens telegrafisch melden müssen. Der Minister ist sehr empört über Ihr Verhalten … Solche Alleingänge machen Sie mir in Zukunft keine mehr, Moser. Auch wenn Sie zufällig einen der meistgesuchten Waffenhändler Europas zur Strecke gebracht haben. Sie hätten tot sein können! Ich hoffe, Sie haben mich verstanden!«
     
    »Jawohl, Herr Ministerialdirigent«, verteidigte sich der Kriminalrat, »aber ich habe in Steilfurt wesentliche neue Erkenntnisse in unserem Mordfall gewonnen …« Moser erläuterte Pfister seine Ergebnisse und berichtete ausführlich, was er von Miezi erfahren hatte. Immerhin war nun die Identität des Toten klar, ebenso die Frage, zu welchem Zweck er bei der Eisenbahngesellschaft angeheuert hatte.
    »Trotzdem, Moser, Sie hätten mich unterrichten müssen …«
    »Vielleicht war es ja wirklich ein Fehler«, meinte der, »aber der Waffenschmuggel ist nun wenigstens aufgeklärt.«
    »Stimmt«, erwiderte Pfister, »aber der ging uns eigentlich gar nichts an. Im Mordfall an diesem Somody, oder wie auch immer er hieß, sind wir bisher jedoch kein Jota weiter …«
     
    Moser fand, dass Pfister durchaus recht hatte. Da Tschulnigg wohl kaum der Mörder seines Freundes und Handlangers war, wer war es dann?
    Er dachte schon länger, Somody müsse einen örtlichen Komplizen gehabt haben. Nur gab es

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