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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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bisher keine Beweise dafür. Außerdem war keineswegs sicher, dass dieser Komplize zwangsläufig auch der Mörder war.
    In den nächsten Wochen kam Moser im Mordfall am Münchweiler Tunnel nicht weiter. Er beschäftigte sich die meiste Zeit vor allem mit der unbekannten Toten aus der Isar, die als russische Gräfin identifiziert wurde, die den Freitod gewählt hatte.
     
    Nach einer Besprechung im Ministerium Mitte August fragte Pfister: »Moser, haben Sie heute schon in die Zeitung gesehen? Hier. Auf Seite drei«, und schob ihm die aufgeschlagene Zeitung hin.
    »Welchen Artikel meinen Sie denn? Hier steht etwas von einer Frau aus Mannheim, die am Anfang dieses Monats eine Fahrt nach Pforzheim mit dem Patentmotorwagen ihres Mannes, eines kaum bekannten Konstrukteurs, unternommen hat. Ach, es soll sich tatsächlich um die weiteste Fahrt mit einem solchen Vehikel gehandelt haben. Die glauben doch nicht im Ernst, dass so ein Ding eine wirkliche Konkurrenz für die Eisenbahn darstellt …«
     
    »Nein, nein, Moser«, sagte Pfister, »hier, der Bericht über die kurz bevorstehende Fertigstellung des Ausbaus der Bahnlinie zwischen Zweibrücken und Germersheim in der Pfalz.«
    Der Kriminalrat überflog den Artikel, aus dem hervorging, dass ein wesentliches Teilstück des zweigleisigen Ausbaus der Strecke durch den Münchweiler Tunnel noch in diesem Jahr fertiggestellt werde, was zu einer beachtlichen Fahrtzeitverkürzung zwischen München und Metz führen würde.
    »Moser, Sie wissen, was das bedeutet«, meinte Pfister, »Sie müssen sich beeilen. Wenn die erst mit dem Ausbau fertig sind, wird das Lager aufgelöst und die Arbeiter sind schnell in alle Winde zerstreut. Dann wird man den Fall niemals lösen können. Sie müssen etwas unternehmen. Am besten fahren Sie in nächster Zeit noch einmal nach Pirmasens.
    Ach ja, das hätte ich ja beinahe vergessen: Ich habe gestern eine Nachricht erhalten, dass Henri Trautmann, der von Tschulnigg erwähnte und in den Waffenschmuggel verwickelte Gepäckwagenschaffner, den Kollegen in Landau ins Netz gegangen ist. Er sitzt nun dort in Untersuchungshaft. Die Beteiligung am Waffenschmuggel konnte man ihm nachweisen. Er schweigt jedoch beharrlich und will die übrigen in die Sache verwickelten Personen nicht preisgeben. Nach seiner Aussage hat er keine Kenntnis, wer die abgeworfenen Waffenteile in Empfang nahm. Übrigens wurden auf diese Weise mehrere Gewehre aus Frankreich ins Land geschmuggelt. Am besten verhören Sie diesen Trautmann noch einmal, Moser.«
    Moser willigte nur widerwillig ein, telegrafierte aber noch am selben Tag an Sehnert, er komme in drei Wochen nach Pirmasens. Dieser solle im Hotel Lamm ein Zimmer besorgen.
     
    Die ganze Bahnfahrt überlegte der Kriminalrat, was sie bisher übersehen hatten und wo möglicherweise ein Ansatzpunkt war. Vielleicht würde die Suche nach dem vermuteten Komplizen Somodys weiterführen. Es musste einen Ortsansässigen geben, der als Mittelsmann diente für Nachrichten zwischen Tschulnigg und dem Eisenbahner, der die Waffenteile aus dem Zug werfen sollte.
    Mosers Instinkt sagte ihm, dass Somody viel zu vorsichtig war, um direkte Nachrichten ins Lager schicken zu lassen. Es wäre viel zu auffällig und gefährlich gewesen.
     
    Dieses Jahr schien es einen frühen Herbsteinbruch zu geben. Die Bäume im Pfälzer Wald zeigten bereits vereinzelt gelbe Blätter, als der Zug am Eisenbahnerlager beim Münchweiler Tunnel vorbeifuhr. Anders als im Februar waren die Baracken nun durch das dichte Laub vom Zug aus kaum wahrnehmbar. Moser erblickte auf der Nordseite der Strecke den vertrauten Posten 471, wo der alte Krautwurst gerade mit der Apfelernte beschäftigt war und dem vorbeifahrenden Zug zuwinkte. Als der Schnellzug in den neunhundert Meter langen Tunnel hineinrauschte, überkam Moser eine gewisse Wut, weil er es seit über einem halben Jahr nicht geschafft hatte, den Mörder Somodys zu finden. Was geschah hier nur an diesem 31. Januar – außer der Explosion?
     
    Der Kriminalrat kam spätabends auf dem Pirmasenser Bahnhof an, wo ihn der Kutscher des Bezirksamtes abholte und ihm eine Nachricht von Sehnert übergab, wonach dieser morgen nach dem Frühstück ins Hotel kommen würde. Durch Zufall hätte der Fall vorgestern eine entscheidende Wende genommen.
    Moser konnte kaum schlafen vor Aufregung und wartete nach dem Frühstück ungeduldig auf Sehnert.

Tante Lenchen
     
     
    Sehnert kam um halb neun und bat Moser, ihn die paar Meter ins

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