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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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Bezirksamt zu begleiten, wo sie ungestört wären. Dort angekommen, rief Sehnert Greiner zu sich, während er mit Moser am Besprechungstisch in seinem Büro Platz nahm.
    Greiner kam mit einer Karaffe Wasser und drei Gläsern, als Moser ungeduldig lospolterte: »Sehnert, jetzt spannen Sie mich nicht so lange auf die Folter. Welche neuen Erkenntnisse haben Sie denn nun?«
    Sehnert begann mit seinem Bericht: »Manchmal ist der Zufall vielleicht der bessere Polizist. Ich hätte es selber kaum geglaubt, wie klein die Welt doch ist …«
    »Ja, ja, aber nun kommen Sie doch endlich zum Wesentlichen …« Moser zündete sich eine Zigarre an und paffte ungeduldig Rauchschwaden in den Raum.
    »Also, ich habe eine alte Tante in der Höhstraße, die Schwester meines seligen Vaters. Tante Magdalena – wir alle nennen sie nur Tante Lenchen – ist verwitwet und recht wohlhabend. Sie hat von ihrem Mann den Felsenkeller am Seeweg schräg gegenüber von ihrem Haus geerbt. Ist eine alte Hugenottenfamilie, das Haus stammt noch aus der Landgrafenzeit. Weiß nicht, was mein Onkel eigentlich mit dem riesigen Keller wollte. Es muss Unsummen gekostet haben, ihn anzulegen …«
    »Ersparen Sie mir Ihre Familiengeschichte … Was hat das eigentlich mit unserem Fall zu tun?«
    »Dazu komme ich ja jetzt. Also, Tante Lenchen verpachtet diesen Keller, der zu den größten seiner Art in der Stadt zählt, seit Jahren an verschiedene Brauereien und Gastwirte, die hier ihr Bier lagern. Zu diesen Wirten gehört auch der Wadle von der ›Post‹ auf der Kaltenbach. Er kauft immer beim Seitz sein Bier. Zwar hat Seitz seit diesem Jahr mit einer anderen Brauerei fusioniert und verfügt nun selber über einen großen Bierkeller. Vorher besaß er jedoch kaum Lagerkapazität, wie auch der Wadle auf der Kaltenbach nur einen kleinen Keller unter dem Bahndamm hat.
    Also lagert der Wirt von der ›Post‹ das hier in Pirmasens erworbene Bier im Keller meiner Tante und lässt es wöchentlich in kleinen Mengen auf die Kaltenbach schaffen …«
    »Ja, und?«, zischte Moser ungeduldig.
    »Nun, vorgestern war ich bei Tante Lenchen zum Kaffee eingeladen. Sie ist ziemlich neugierig; hat ja sonst kaum noch Unterhaltung und will immer etwas über meine Arbeit wissen. Natürlich sage ich ihr nie etwas Wesentliches. Da sie mich aber jedes Mal vorwurfsvoll fragt, warum ich denn unbedingt zur Kriminalpolizei wollte und nicht in die Fabrik ihres Mannes eingestiegen bin, die nach dem frühen Tod meines Vetters verkauft werden musste, berichte ich ihr ab und zu schon Belanglosigkeiten aus meiner Tätigkeit.
    Sie hatte aus den Zeitungsberichten schon einiges über den Mordfall am Münchweiler Tunnel erfahren und fragte, ob ich denn keine Fotografie des Ermordeten besäße. Sie hätte doch zu gern einmal das Bild eines Erstochenen gesehen. Hatte zufällig immer noch die Fotografie des Toten vom Münchweiler Tunnel in meiner Brieftasche und dachte, warum sollte ich ihr dieses Bild nicht zeigen. Als Tante Lenchen kurz auf die Fotografie geblickt hatte, rief sie: ›Den kenne ich!‹ Ich traute meinen Ohren nicht und wollte wissen, ob sie sich auch ganz sicher sei. Meine Tante kannte das Opfer …«
    »Hoch interessant. Das ist ja wirklich kaum zu glauben! Und wieso kannte Ihre Tante Magdalena den Toten?«, fiel ihm Moser ins Wort.
    »Wadle lässt das Bier wöchentlich durch einen Knecht, in der Regel ist dies Peter Müller, in der Höhstraße abholen. Einmal im Monat muss Müller die Pacht für den Keller bei meiner Tante abliefern, was meistens an der Haustür stattfindet. Sie sagte, dass sie im letzten Herbst unseren Toten gemeinsam mit dem Müller-Peter gesehen habe, als Müller den Pachtzins bezahlte.
    Sie erinnerte sich deshalb so gut, weil sich die Bierkutsche auf der schrägen Straßenrampe vor ihrem Haus schon mehrfach wegen nicht richtig angezogener Bremse selbstständig gemacht hatte und die Pferde scheuten. Sie sah, dass Somody auf dem Kutschbock sitzen blieb, als Müller an die Haustür kam. Da sie den Fremden noch nie gesehen hatte und wie immer neugierig war, ging meine Tante zum Fuhrwerk auf die Straße und fragte Somody im Scherz, ob er denn die Bremse richtig angezogen hätte. Der lachte, versuchte aber trotzdem, die Bremskurbel noch fester zu drehen. Er kam dann kurz mit Tante Lenchen ins Gespräch und erzählte, dass er aus Ungarn stamme. Eigentlich wäre er Arbeiter beim Ausbau der Bahnlinie, aber an diesem Tag hatte er frei und war mit seinem Bekannten Peter

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