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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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kennenzulernen. In einem von Tante Lenchen unbemerkten Augenblick raunzte er: »Sehnert, schaffen Sie sofort dieses Kind hier weg. Es stört unser Vorhaben, außerdem ist es viel zu gefährlich!«
    Sehnert brachte Lilli hinunter zu ihrer Mutter, der Frau seines kürzlich verstorbenen Vetters, und sagte: »Luise, sorge bitte dafür, dass die Kinder im Erdgeschoss bleiben. Warum, erkläre ich dir später. Es geht um eine polizeiliche Aktion. Ich werde die Tür zum Treppenhaus vorsichtshalber abschließen.«
     
    Er war noch keine zehn Minuten wieder in Tante Lenchens Wohnung, als auf dem Straßenpflaster das Rasseln des Bierwagens zu hören war. Moser ging ans Fenster und sah Müller zunächst einige Fässer aus dem Keller holen und dann auf das Haus zugehen.
    »Achtung, er kommt!«, zischte Moser. »Alle auf die Plätze! Haben Sie auch alles verstanden?«
    »Ja, natürlich, Herr Kriminalrat, Sie werden sich auf mich verlassen können«, beruhigte ihn Tante Lenchen, wobei sie an die Haustür ging.
     
    Im nächsten Moment klopfte es und sie öffnete. »Guten Tag, Frau Glück, da bin ich wieder«, sagte Peter Müller.
    »Schön, dass Sie immer so pünktlich den Pachtzins vorbeibringen. Sind Sie allein?«
    »Ach, Sie wissen doch, dass ich die schwere Arbeit immer allein machen muss. Wadle lässt den Hannes die leichten Arbeiten machen, doch ich muss mich mit den Fässern abmühen. Der braucht nur ganz selten das Bier abzuholen und ist nicht bereit, mich zu begleiten. Für mich bleibt immer die Schwerarbeit …«
    »Heute will ich Ihnen etwas mitgeben für den alten Wadle. Weiß nicht, ob er mit Ihnen drüber gesprochen hat. Das Ding ist so schwer, ich kann es nicht selber tragen. Es steht in der Küche. Kommen Sie doch bitte herein und helfen mir«, schwindelte Tante Lenchen.
    »Na, Sie wissen ja, wie kräftig ich bin. Was ist es denn?«
    »Das werden Sie gleich sehen. Gehen Sie erst einmal in die Küche.«
     
    Tante Lenchen führte Müller in den dunklen Hausflur und schloss die Tür. Das war das Signal für die beiden Polizisten, sich beiderseits der Haustür zu postieren.
     
    An der Küchentür warteten Moser und Sehnert. Greiner ging vom Wohnzimmer aus in den Flur und stellte sich vor der Innenseite der Haustür auf.
    »Ach, das hätte ich ja ganz vergessen, da sind zwei Herren von der Polizei, die Sie etwas fragen wollen«, sagte Tante Lenchen zu Müller, der völlig verwirrt auf die beiden Männer am Ende des Flures starrte.
    »Guten Tag, Herr Müller«, fing Moser an, »ich bin Kriminalrat Moser aus München und das ist Inspektor Sehnert von der hiesigen Polizei. Wir haben uns im Eisenbahnerlager am Münchweiler Tunnel im Frühjahr schon einmal gesehen. Herr Sehnert und ich haben noch ein paar Fragen an Sie.«
    Müller wirkte immer noch verwirrt und drehte sich panisch um, wo er Greiner an der Haustür erblickte.
    »Es geht um den Waffenschmuggel sowie den Mordfall am Tunnel. Aber kommen Sie doch erst einmal in die Küche, dort unterhält es sich leichter«, fuhr Moser fort.
    Die Herren setzten sich an den Küchentisch, Tante Lenchen blieb in der Tür stehen und hörte aufmerksam zu.
    »Nun, Herr Müller, wir haben in Erfahrung gebracht, dass Ihnen der Tote nicht unbekannt war. Wie gut kannten Sie ihn denn?«, begann Moser mit der Befragung.
    »Habe den Zoltán ab und zu mit in die Stadt genommen. Sonst hatte ich keinen Kontakt zu ihm«, antwortete Müller.
    »Was wollte denn Ihr Bekannter in Pirmasens?«
    »Er machte hier ab und zu Besorgungen, kaufte Kleidung und sonstige Sachen, die man halt so braucht, aber im Lager nicht bekommt. Manchmal hat er auch eine Zeitung geholt. Mehr nicht …«
    »So. Mehr nicht. Ist Ihnen bekannt, dass Zoltán Koloman nicht der richtige Name des Toten war?«
    »Nein, aber die Ungarn haben doch alle so seltsame Namen. Die kann ich mir sowieso nicht merken. Sagte meistens nur ›Ungar‹ zu ihm.«
    »Ihr Bekannter war kein Gleisbauarbeiter der üblichen Art. Was wissen Sie denn über ihn und seine Nebenbeschäftigung?«
    »Ich sagte doch, ich kannte ihn kaum.«
    »Wollen Sie gar nicht wissen, um welche Nebenbeschäftigung es sich handelte?«
    »Doch, schon …, wenn Sie so fragen …«
    »Er war in einen Waffenschmuggel verwickelt und musste mindestens einen örtlichen Komplizen haben. Könnten Sie sich denn vorstellen, um wen es sich handelte?«
    »Waffenschmuggel …! Dieser Ungar …, kaum zu glauben …«
    »Aber wahr!«, Moser zündete sich eine Zigarre an, dann fuhr er fort:

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