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Moskauer Diva

Moskauer Diva

Titel: Moskauer Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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    Sie dreht sich erschrocken zum Garten um, als berge der die Gefahr. AuchSoga dreht sich um, die Hand am Schwert. Beide erstarren.
     
    Das Licht erlischt langsam, der Vorhang schließt sich.
Die Bühne wird gedreht.
     
    Drittes Bild
     
    Ein verlassener Tempel. Nacht. In der Tiefe eine große, dunkle Buddha-Statue.
    Der Erzähler schlägt die Trommel. Nervös um sich blickend, kommt Futoya herein. Er trägt einen kleinen, aber schweren Sack, in dem etwas klirrt.
    Er wartet eine Weile, sich umschauend und bei jedem Geräusch zusammenzuckend. Hin und wieder donnert und blitzt es.
     
    ERZÄHLER
    Die Nacht war trüb und dunkel, als sich Futoya-san,
    Der Kaufmann, schlich zum Tempel, verborgen vor der Welt.
    Warum kam dieser reiche und große Kaufmann her,
    Zu diesem düst‘ren Tempel, und noch dazu allein?
    In finsteren Geschäften ist er hier unterwegs,
    Mit einem Mann, den man nur den »Unsichtbaren« nennt.
    Die Ninja, auch Shinobi, sind jedem ein Begriff.
    Es ist ein Clan von Mördern, der im Verborg’nen lebt.
    Sie bieten ihre Dienste in dunklen Dingen an.
    Sie morden voller Tücke und völlig skrupellos.
    »Jonin« heißt ihr Anführer, ein sehr brutaler Mann,
    Mit dem Futoya sich nun im Tempel treffen will.
     
    Der Erzähler schlägt die Trommel, ein Blitz zuckt.
     
    DIE STIMME DES UNSICHTBAREN
(dumpf, nicht auszumachen, woher sie kommt)
Hier bin ich. Lass uns reden. Ein wichtiges Geschäft brennt dir wohl auf der Seele, wenn ich es regeln soll.
     
    Futoya macht vor Überraschung fast einen Satz. Er weiß nicht, wohin er schauen soll. Schließlich wendet er sich an die Statue.
     
    FUTOYA Ja, ja, in großen Nöten bin ich zu euch geeilt. Eine Person zu töten geht mir nicht von der Hand. Schon vier Mal habe ich es mit Samurais versucht, mit Landstreichern und Räubern, die töten ohne Hass … Doch allzu streng bewacht wird die nämliche Person. Nur ein Shinobi kann mir helfen bei dem Problem.
     
    DER UNSICHTBARE Wie heißt sie? Wann? Was zahlst du? Das brauche ich von dir.
     
    FUTOYA Ihr Name ist Ijumi. Geisha ist sie. Und wann? Das ist ein wenig schwierig. Am besten nicht sofort. Ich gebe euch ein Zeichen, ein deutliches Signal. Im Garten des Yanagi, da steht ein Apfelbaum. Wenn dort ein Zweig gebrochen – nun, dann ist es soweit.
     
    DER UNSICHTBARE Aha, kein festes Datum, auf Abruf jederzeit. Ein Auftrag erster Güte, das heißt, zum höchsten Preis.
     
    FUTOYA
(hastig)
Mir hat euer Vermittler die Preise schon genannt. Hier ist die ganze Summe – tausend Ryo genau.
     
    Er zeigt den Sack vor, unschlüssig, wie er ihn übergeben soll.
     
    DER UNSICHTBARE Ich hoffe, der Vermittler hat dich auch eingeweiht in unsre feste Regel? Ist der Vertrag geschlossen, so gibtes kein Zurück. Wer sterben soll, muss sterben, slbst wenn es dich dann reut.
     
    FUTOYA
(sich verbeugend)
Warum sollt mich denn reuen, wofür ich Geld gezahlt?
     
    DER UNSICHTBARE Dann leg den Sack zum Buddha. Damit gilt der Vertrag.
     
    Der Erzähler schlägt die Trommel. Futoya legt den Sack am Fuß der Statue nieder und entfernt sich rückwärts.
     
    DER UNSICHTBARE Mein allerbester Krieger führt deinen Auftrag aus. »Der Unhörbare« heißt er, den Namen gab ich ihm.
     
    FUTOYA
(schüchtern)
Ich habe sagen hören, statt einer Unterschrift müsst ihr mir etwas geben, ein Ding als Unterpfand …
     
    DER UNSICHTBARE Ja, meinen Jaspis-Drachen. Ich habe einen Dolch, den Griff, den ziert ein Drachen als Zeichen meines Rangs. Er bleibt bei dir so lange, bis der Vertrag erfüllt. Dann gibst du ihn mir wieder, den heil’gen Talisman.
     
    FUTOYA Und wie soll ich erkennen, wem ich ihn geben muss?
     
    DER UNSICHTBARE Das Zeichen meines Boten ist dieser Schlangendolch.
     
    Ein Trommelschlag. Ein Scheinwerferstrahl fällt auf die Buddha-Statue. Eine Hand mit einem langen Dolch, der gewunden ist wie eine Schlange, kommt dahinter hervor. Die andere Hand schraubt den Aufsatz vom Griff und wirft ihn dem Kaufmann zu. Der fängt den Jaspis-Drachen auf, hält ihn sich respektvoll an die Stirn und verbeugt sich. Der Strahl verlischt.
     
    DER UNSICHTBARE Noch eins, Kaufmann Futoya: Gib auf den Drachen acht. Du zahlst mit deinem Leben, wenn er verloren geht.
     
    Der Kaufmann erstarrt in der Pose des Erschreckens. Ein Trommelschlag, gleichzeitig zuckt ein Blitz. Dunkelheit.
     
    Der Vorhang schließt sich. Die Bühne wird gedreht.
     
    Viertes Bild
     
    Der Garten vor Ijumis Pavillon. Die Falttür ist geschlossen. Auf der Engawa sitzt

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