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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Robert angerufen?«
    »Also weißt du, dieser Salat ist wirklich beachtlich. Besonders für eine Cafeteria. Ich glaube, sie machen die Soße selbst.«
    »Hör auf, ewig das Thema zu wechseln, Judy.«
    »Der Salat ist das Thema!«
    »Nein, du bist das Thema!« widersprach Tess. »Denkst du, ich würde die Chance auf ein Pfefferonibaguette zusammen mit meinem Partner im Streifenwagen hinschmeißen, wenn ich nicht besorgt um dein Wohlergehen wäre?«
    »Mir geht’s gut.« Sie spießte eine Olive auf.
    »Okay, also geht’s dir gut. Und was ist mit Robert? Wie geht’s ihm? Hat er angerufen?«
    »Nein. Und das erwarte ich auch nicht.« Judy aß die Olive, doch sie blieb ihr in der Kehle hängen.
    Tess sah ihr dabei zu, wie sie die Olive mit einem ganzen Glas Wasser hinunterschwemmte. »Mhm, ich verstehe«, sagte sie. »Hast du ihn in dem Fernsehbericht über die richterlich angeordnete Durchsuchung von Donohues Wohnsitz gesehen?«
    »Ja, zufällig hatte ich eingeschaltet. ›Richterlich angeordnete Durchsuchung von Donohues Wohnsitz.‹ Du hörst dich an wie ein Bulle, Tessie.«
    »Ich bin ein Bulle.«
    »Nun, hör auf mit meiner Einvernahme.«
    »Ich dachte, wir reden über Robert?« sagte Tess mit Unschuldsmiene. »Er sah im Fernsehen gar nicht gut aus. Irgendwie bleich. Und jetzt diese neuen Vorwürfe, daß er interne Belange an einen Außenstehenden weitergegeben hat. Hattest du bei diesem Bericht auch zufällig eingeschaltet?«
    »War gar nicht nötig«, sagte Judy gelassen. »Die Zeitungen sind voll davon.«
    »Alles Quatsch. Robert hat die Frau bloß klug bearbeitet, hat sie warm laufen lassen, damit sie redet. Wenn man allen Polizeibeamten, die das tun, ein Amtsvergehen anhängt, gibt es keine Bullen mehr auf den Straßen. Hast du Arnfelds Kommentar dazu in der Post gelesen?«
    »Ja.«
    »Und hast du gelesen, daß Roberts Boss, Dunbar, an die Internationale Polizeiakademie in Budapest berufen wird? Er wurde zum Leiter der FBI-Truppe ernannt, die dort Polizisten aus aller Welt ausbilden soll.«
    »Ja.«
    »Nicht schlecht, wie? Und hast du auch die Erklärung von Donohues Anwalt gelesen, daß Donohue einen privaten Lügendetektortest mit dem Ergebnis ›keinerlei Täuschung‹ bestanden hat? Das ist die beste Benotung. Und jetzt hat er sich einverstanden erklärt, sich auch beim FBI einem solchen Test zu stellen. Wußtest du das?«
    »Das wußte ich.«
    »Ach«, sagte Tess, »aber du schenkst Roberts Fall keinerlei Aufmerksamkeit. O nein.«
    »Es ist nicht bloß ›Roberts Fall‹! Es sind Berichte über eine wahre Tragödie!« brauste Judy auf. »Und auf wessen Seite stehst du übrigens? Auf meiner oder auf Roberts?«
    »Ich bin auf deiner Seite. Werde ich immer sein. Aber du wirst damit nicht so gut fertig, wie du denkst, Judy. Sieh dich doch an! Du nimmst viel zu stark ab, du ißt nichts, du hast diesen Salat, der dich gerade so begeistert hat, kaum angerührt, du deckst dich bis obenhin mit sinnlosen Tätigkeiten ein, du siehst schrecklich aus!«
    »Tausend Dank.«
    Tess schob ihr Sandwich zur Seite und beugte sich vor. Sie senkte die Stimme, und das hieß, daß Judy, um sie in dem Lärm aus menschlichem Gebrabbel und fallengelassenen Gabeln zu verstehen, sich auch vorbeugen mußte.
    »Du kannst vor dem Schmerz nicht davonrennen, Judy. Ich habe zwei Ehen gebraucht, um daraufzukommen. Du mußt es einfach durchstehen! Auf lange Sicht hilft es nicht, dir einzureden, daß es dir nichts ausmacht, daß Robert abgehauen ist, und daß du ihn ohnehin nicht mehr liebst. Es macht dir was aus, und du liebst ihn immer noch.«
    Judy sagte nichts. Sie starrte hinab auf ihren kaum berührten Salat. Und dann sagte sie sehr leise: »Ich habe das Gefühl, er hat mir in die Brust gefaßt und das Herz aus dem Leib gerissen.«
    »Ich weiß. Ich weiß, wie das ist. Aber laß das Gefühl zu, sei ehrlich zu dir selbst, und du wirst es durchstehen. Und vielleicht ruft er doch an.«
    »Nein«, sagte Judy mit klarer Stimme. »Ich will nicht, daß er anruft. Ich hänge mich nicht mehr an jemanden, der mich so behandelt. Ich habe mich an Ben gehängt, und das führte nur dazu, daß ich mir Dinge gefallen lassen mußte, die sich kein Mensch gefallen lassen sollte!«
    »Also gut«, sagte Tess, »dann hoffen wir, daß er nicht anruft. Er geht mich sowieso nichts an – du bist meine Freundin. Oh, Scheiße, es ist spät! Ich muß los.«
    »Gib acht auf dich, Tessie. Und danke für alles.«
    »Du solltest auf dich achtgeben, Mädchen. Ich melde

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