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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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war, und ihrer Abberufung aus dem Malaria-reading-Team; von seiner eigenen Suspendierung; von Farlows Beförderung in die Schweiz; und von Dunbars nunmehriger Beförderung nach Budapest, von der er gerade eben in den Nachrichten gehört hatte. Cavanaugh war gewissenhaft, er ging auch die Hinweise dafür durch, daß es bei all diesen Vorkommnissen möglicherweise keinerlei Zusammenhang geben könnte.
    Als er schließlich geendet hatte, sagte Felders: »Ziemlich dünn, die Suppe.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn Sie das wissen, warum rufen Sie mich dann an?«
    Cavanaugh sagte: »Das gewisse Kribbeln im Bauch.«
    Felders lachte auf. In Cavanaughs Ohren klang es wie das widerwilligste Lachen, das er je gehört hatte. Aber es war ein Lachen, und Cavanaugh zog umgehend Nutzen aus der Atmosphäre des guten Willens, die sich da soeben aufgebaut hatte, so dürftig sie auch war.
    »Marty, ich würde Sie bitten, etwas für mich zu tun.«
    »Ach ja? Und was?« Cavanaugh hörte, wie Felders’ Haare sich aufstellten.
    »Ich würde Sie bitten, soviel wie möglich über Fort Detrick herauszufinden.«
    »Fort Detrick? Sie meinen, weil USAMRIID bei der Niederschlagung der Epidemie mit dem Zentrum für Seuchenkontrolle zusammengearbeitet hat?«
    »Nein, das ist nicht der Grund.«
    Cavanaugh wartete. Felders brauchte eine Minute, bis er durchblickte. Als es soweit war, sagte er: »Mein Gott, Bob!«
    »Ich sage ja nicht, daß ich es glaube. Es ist bloß so ein Gefühl. Aber jeder weiß, daß Fort Detrick eine zwielichtige Vergangenheit hat.«
    »Welche in der Vergangenheit liegt. Ja, vor langem wurde Fort Detrick für die Entwicklung von biologischen Kampfstoffen benutzt. Sie mußten dort entwickelt werden, Roosevelt selbst gab den Auftrag dazu. Und der wurde auch ausgeführt. Aber das war vor vierzig Jahren!«
    »Schon eher vor sechzig. Und ja, ich weiß, Nixon befahl 1970, die gesamten Vorräte an Biowaffen zu vernichten. Aber als ein Kongreßkomitee im Jahr 1975 das nachprüfte, sagte der CIA-Direktor aus, daß – na sieh mal einer an! – immer noch Biowaffen in Fort Detrick eingelagert sind. Wie bedauerlich. Zusammen mit ein paar Mikroben für die bakteriologische Kriegsführung, die man zwar an kommerzielle Pharmaunternehmen übergeben hatte, zu denen aber immer noch einige wenige – sehr wenige – CIA-Spitzen Zugang hatten, die zugleich auch die einzigen Personen waren, die von ihrer Existenz wußten.«
    Felders sagte: »Und nach dieser Anhörung vor dem Kongreß wurde das Zeug vernichtet.«
    »Wirklich? Können wir dessen im Hinblick auf das Renommee der CIA wirklich sicher sein?«
    Felders war, wenngleich äußerst widerwillig, fair in Diskussionen. »Nein, können wir nicht. Also liegt vielleicht – nur vielleicht – irgendwo etwas von diesem alten Anthrax, oder was auch immer, noch auf Eis. Aber alte Biowaffen zu horten ist dennoch weit entfernt von der Entwicklung neuer – entgegen allen direkten Befehlen von oben.«
    »Stimmt. Aber …«
    »Nichts als heiße Luft, Bob.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich bitte Sie trotzdem, alles über Fort Detrick zusammenzutragen, was Sie in Erfahrung bringen können. Verdeckt, natürlich. Alles, was nicht geheim ist, habe ich schon. Benutzen Sie alle Kanäle, die Ihnen offenstehen.«
    Ein langes Schweigen. Und dann sagte Felders: »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein.«
    Cavanaugh schloß die Augen. Felders war keiner, der sich den Arsch bedeckt hielt. Keiner, der mit verhangenem Blick in die Anbetung des FBI versunken war. Keiner, der eingleisig dachte. Und, was am wichtigsten war, kein Feigling. Wenn Felders nein sagte, dann nicht deshalb, weil Cavanaughs Ersuchen gefährlich wäre, illoyal oder subversiv, sondern weil Cavanaughs Ersuchen lächerlich war.
    »Geben Sie’s auf, Bob«, sagte Felders. »Das ist so weit abseits, daß es nicht mal mehr auf dieser Erde liegt. Ehrlich.«
    »Sie bringen Ihre Metaphern durcheinander, Marty.«
    »Scheiß auf meine Metaphern! Hören Sie zu, das FBI hat vierzigtausend Dollar investiert, um Sie auszubilden! Sie sind ein guter Agent, egal, was die Arschlöcher bei der Dienstaufsicht über Sie sagen werden. Und in zehn Jahren werden Sie noch besser sein. Vermasseln Sie’s nicht wegen irgendeiner paranoiden Spinnertheorie, für die Sie keine greifbaren Beweise haben! Null. Nada. Doppelnull. Hören Sie auf mich, Bob!«
    »Sie haben recht, ich habe keine greifbaren Beweise.« Er brach ab. »Und doch …«
    »Verdammt, Bob …!«
    »Wiederhören, Marty«,

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