Moskito
zwar, seit Franklin Delano Roosevelt das Programm zur Erforschung biologischer Kampfstoffe im Jahr 1942 angeordnet hatte. Auf irgendeine Weise hatte sich dann die Zuständigkeit für die Biowaffen zur CIA verlagert. Im Jahr 1975 sagte CIA-Direktor William Colby vor dem Kongreß aus, daß nicht alle Biowaffen vernichtet worden waren, als sowohl der Präsident wie auch der Verteidigungsminister eine entsprechende Weisung gegeben hatten – ein kleiner Schnitzer, lieber Kongreß, tut mir leid. Statt dessen hatte die CIA Bestände ausgewählter biologischer Kampfstoffe weiterbehalten, teils in Fort Detrick selbst gelagert, teils bei privaten Pharmaunternehmen, mit denen Fort Detrick seit langem zusammengearbeitet hatte. Nur wenigen – sehr wenigen – Leuten war das damals bekannt; der Präsident befand sich nicht auf der Liste, ebensowenig wie der Verteidigungsminister, der Justizminister und der Direktor des FBI. Colby wurde beauftragt, alle noch vorhandenen biologischen Kampfstoffe zu vernichten und die Entwicklung neuer einzustellen.
Das waren Fakten. Jahrzehntealte Fakten, aber immerhin Fakten. Nahm irgend jemand an, die CIA war dem zweiten Befehl nachgekommen, wenn sie den ersten ignoriert hatte? Oder daß die CIA nun dem Präsidenten gegenüber absolut offen und ehrlich war – noch dazu einem demokratischen Präsidenten gegenüber?
Cavanaugh nahm es nicht an.
Okay, und jetzt wollen wir auf den Fakten aufbauen. Mögliches Szenario: Fort Detrick experimentiert insgeheim immer noch mit biologischen Kampfstoffen und begrenzt die Kenntnis davon auf eine Handvoll Außenstehende, die wahrscheinlich CIA-Angehörige sind. Die führenden gewählten und ernannten Staatsdiener – und möglicherweise das ganze USAMRIID – wissen nicht unbedingt davon. Bei diesen geheimen Forschungsaktivitäten wurde die Malaria reading für einen Einsatz in, sagen wir, Afrika entwickelt und in Maryland getestet …
Cavanaughs Denkprozesse stoppten. Das glaubte er einfach nicht. Ja, möglicherweise entwickelten die Leute in Fort Detrick im Namen der nationalen Sicherheit immer noch biologische Kampfstoffe. Aber Zentralafrika – zumeist arm, zumeist desorganisiert, zumeist in Kämpfe verwickelt – stellte einfach keine Bedrohung für die Vereinigten Staaten dar! Oder für irgend jemand anderen in der Welt der intelligenten Raketen und der Satellitenüberwachung. Für die Vereinigten Staaten ergaben Biowaffen gegen Afrika einfach keinen Sinn, was die nationale Sicherheit betraf. Nicht einmal als Abschreckungsmittel. Und sie an den eigenen Staatsbürgern zu testen – nein. Cavanaugh glaubte einfach nicht, daß die Regierung seines Landes das getan hatte oder je tun würde. Ja, es gab rassistische Individuen genug, Millionen vielleicht, die das tun würden, aber die CIA hatte nichts zu gewinnen und sehr viel zu verlieren, wenn sie auf diese Weise ins Scheinwerferlicht geriet. Nein, das war es nicht, was geschehen war. Zurück zum Ausgangspunkt.
Also bleiben wir dabei: Fort Detrick entwickelt das Zeug aus unbekannten Gründen, und es wird unbeabsichtigt irgendwo in der Nähe von Newburg, Maryland freigesetzt. Fort Detrick oder eine der Organisationen unter seinem Dach wissen davon. Sie wollen die Epidemie stoppen, bevor sie bekannt wird. Das versuchen sie mit Hilfe von Elefantenmoskitos, T. rutilus, die sie auf die übliche Art und Weise von Fielding’s in Baltimore beziehen. Das ist das ›Projekt Geburtstag‹. Die Elefantenmoskitolarven sollen die Larven der Anophelesmücke fressen und den Überträger der Parasiten somit ausrotten. Aber es funktioniert nicht. Anopheles gedeiht weiter prächtig, der Plasmodium-reading- Parasit verbreitet sich, und die Epidemie kommt voll zum Ausbruch. Senator Malcolm Peter Reading stirbt, und dann steht das ganze Problem im Licht der Öffentlichkeit. Fort Detrick ist in Schwierigkeiten.
Man versucht eine andere Vorgangsweise: das gute alte Verstecken vor aller Augen. Man läßt vom Zentrum für Seuchenkontrolle das USAMRIID beiziehen, und in patriotischer Pflichterfüllung hilft die U.S. Army mit, die Malaria auszurotten, die die CIA hervorgebracht hat. Weiß man beim USAMRIID, daß sowohl der Bösewicht als auch der Retter in Fort Detrick sitzen, Seite an Seite? Vermutlich nicht. Wie bei den meisten anderen militärischen Institutionen geht man auch beim USAMRIID nach dem Grundsatz vor: Keiner muß mehr wissen als unbedingt nötig. Colonel Colborne und Colonel Sanchez müssen nicht wissen, wo eine
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