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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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biologische Bedrohung ihren Ursprung hatte, um sie bekämpfen zu können. Vermutlich sind beide Offiziere in Fort Detrick jeden Tag ein und aus gegangen, ohne zu wissen, daß eine seiner fensterlosen, dreifach gesicherten Einrichtungen den wirklichen Feind beherbergt.
    Cavanaugh wechselte die Stellung in seinem unbequemen Sessel. Und erst als Abigail bellte, wurde er auf das Klopfen an seiner Tür aufmerksam.
    Also hatten das USAMRIID und die CIA unter möglichster Vermeidung von Revierkämpfen den medizinischen Karren aus dem Dreck gezogen. Aber für die CIA blieben zwei Probleme: das Team des Zentrums vor Ort und das FBI.
    Das Zentrum wußte zuviel über die Natur dieser Krankheit als ein Kunstprodukt, und zumindest einige Mitglieder des Teams waren von heiligem Eifer beseelt in ihrem Bemühen herauszufinden, wer die Gentechnik dazu geliefert hatte: In der Wissenschaftlergemeinde weiß man sehr viel voneinander, und die Genies darin sind, wie überall sonst auch, selten. Die Chancen für ein Rückverfolgen der biologischen Fährte bis nach Fort Detrick standen nicht schlecht für das Zentrum.
    Doch das FBI setzte dem Zentrum bereits in wilder Verfolgung hinterdrein – und wurde immer wilder, je mehr Öl die Presse in das enorme öffentliche Feuer schüttete. Niemand beim FBI wußte von den Biowaffen im Fort, aber das FBI war verdammt gut, wenn es erst einmal seine volle, weder Geld noch Mühen scheuende Aufmerksamkeit auf etwas konzentrierte. Jetzt konzentrierte es sie. Und es bestand eine gute Aussicht, daß das FBI sie so lange konzentrierte und konzentrierte und konzentrierte, bis es die CIA erblickte. Auch das war schon vorgekommen.
    Also hatte die CIA einen Entschluß gefaßt.
    Es klopfte immer noch an der Tür, und Abigail bellte immer noch. »Mister? Sind Sie da drin?« rief eine weibliche Stimme.
    »Nein!« rief Cavanaugh zurück.
    Sagen wir, daß an diesem Punkt die CIA, in die Enge getrieben, den Entschluß faßt, beiden Nachforschungen an ihrem Ursprung ein Ende zu setzen. Man ruft den Leiter des Zentrums und den Direktor des FBI zusammen und setzt die beiden ins Bild über das, was geschehen ist. Man erklärt eindringlich, daß die nationale Sicherheit auf dem Spiel steht, daß die Geheimhaltung vor der Öffentlichkeit ein Gebot der nationalen Sicherheit ist. Der nationalen Sicherheit, sagt man. Der NATIONALEN SICHERHEIT. Der NATIONALEN SICHERHEIT.
    Direktor Broylin glaubte an die Wichtigkeit der nationalen Sicherheit; andernfalls hätte man ihn nicht zum Chef des FBI gemacht. Cavanaugh wußte nicht, wie es in dieser Hinsicht mit dem Chef des Zentrums für Seuchenkontrolle stand – einem Dr. Saul Wentzel –, aber er wußte, daß der Wissenschaftler einst beim Militär gewesen war. Als Soldat.
    »Machen Sie auf, Mister! Ich weiß, daß Sie da drinnen sind!« Die weibliche Stimme.
    »Gehen Sie! Ich bin beschäftigt!«
    Was geschieht dann? Broylin und Wentzel rufen Farlow und Dunbar zu sich, die beiden Männer, die die Untersuchungen effektiv leiten. Und sagen ihnen, weshalb diese Untersuchungen eingestellt werden müssen. Keinem von beiden gefällt das – siehe Dunbars Unbehagen am Tag von Michael Donohues Festnahme, bei der es sich – wie er weiß – um nichts als faulen Zauber handelt, um Presse und Öffentlichkeit zu beruhigen. Deshalb steht im Haftbefehl auch nichts von nationaler Sicherheit, denn dazu wäre eine ausdrückliche Ermächtigung des Justizministers nötig, der jedoch nicht weiß, welches Spiel die CIA treibt. Und Dunbar beruhigt sein Gewissen damit, daß er sich sagt, die Anklagekammer wird Donohue ohnehin freilassen. Es gibt einfach nicht genügend Beweise.
    Und dann erhalten Dunbar und Farlow ihre Beförderungen und gehen nach Europa, wo ihr Unbehagen nicht mit diesem Fall in Zusammenhang gebracht werden wird.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloß der Zimmertür.
    Cavanaugh sprang auf und riß die Tür auf. Eine wuchtige Frau mit einer schmutzigen Schürze stand neben einem Wägelchen mit Reinigungsmitteln. »Die Zimmerfrau, Mister.«
    »Jetzt? Sie waren die ganze Woche nicht da!«
    »Ich war krank«, sagte sie kurz angebunden. »Jetzt bin ich zurück.«
    »Sie kommen zu spät. Ich reise ab.« Er schloß die Tür, legte die Kette vor und kehrte in seinen Sessel zurück.
    Dunbar und Farlow weit weg auf einen anderen Kontinent versetzt. Und die beiden widerborstigsten Mitglieder des Teams – Melanie und er selbst – ebenso eliminiert: Cavanaugh eines unbedeutenden Verstoßes

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