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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Schüler der achten Klasse bis auf wenige Ausnahmen an getrennten Tischen saßen.
    »Was die Informationen über den Klan betrifft, so ist die Bundespolizei immer auf dem neuesten Stand, egal, in welcher Form diese Informationen eintreffen. Während der Grundausbildung in Quantico erhalten alle Agenten eine Computerausbildung und später gibt es dann, falls nötig, Auffrischungskurse.«
    Der Junge nickte und setzte sich; offensichtlich war er zu jung, um zu erkennen, daß Cavanaugh seine Frage gar nicht beantwortet hatte. Ein Mädchen stand auf. »Wieviel verdient ein FBI-Agent? Wieviel verdienen Sie?«
    »Die Bezahlung hängt von der Tätigkeit und dem Dienstalter ab. Aber ihr erwartet doch nicht wirklich, daß ich hier stehe und euch mein persönliches Einkommen verrate, oder? Das Finanzamt könnte zuhören.«
    Das brachte ihm ein paar Lacher ein. Weitere Fragen betrafen das Waffentraining, Fingerabdrücke, UFOs (Akte X hatte einiges auf dem Kerbholz), Bombenleger und ob er schon mal den Präsidenten persönlich getroffen hätte. Dann stand ganz hinten ein Junge auf. Er war größer als die meisten anderen und sah aus, als hätte er kein Gramm Fleisch auf dem Körper, nur Haut über den hervorstehenden Knochen. Haar, Haut und Augen hatten alle die gleiche Farbe, so hell wie trockener Sand. Er blinzelte zweimal und sagte: »Stellt das FBI auch Entomologen ein?«
    Der ganze Raum explodierte vor Lachen. Cavanaugh sah keinen Grund dafür, außer daß das Gelächter offenbar nicht von der Frage, sondern von dem Jungen an sich hervorgerufen wurde. Schrille Pfiffe folgten und Rufe wie: »Kriech zurück unter deinen Stein, Insekt!«, »Was für ’n Dolm!«, »He, Earl, du siehst aus wie eins von deinen Viechern!« Die Lehrer standen auf und verspritzten giftige Lehrerblicke. Einer klatschte dazu in die Hände und rief: »Herrschaften! Herrschaften!« Die Schüler ignorierten ihn. Dann läutete die Glocke. Die achte Klasse schnappte sich ihre Schulsachen und flüchtete wie vor einem Giftgasausbruch. Die Lehrer folgten den Schülern.
    Nur Earl bewegte sich nicht von der Stelle. Er stand da wie festgewurzelt und starrte Cavanaugh an. In sechzig Sekunden war der Raum leer, bis auf Earl, Cavanaugh und den Direktor. Also sprach Cavanaugh zu diesem rudimentären Publikum, da Earl sich offenbar weigerte zu gehen, ehe er nicht eine Antwort bekommen hatte.
    »Das FBI verfügt natürlich auch über das, was man dort unterstützendes Fachpersonal nennt. Also Mitarbeiter wie Computerspezialisten, Labortechniker, Fotografen. Ich weiß nicht, ob es beim unterstützenden Fachpersonal auch einen Entomologen gibt, aber ich würde annehmen, nein. Wenn es nötig ist, einen wissenschaftlichen Rat einzuholen, der über die üblichen forensischen Aktivitäten hinausgeht, dann wendet sich das FBI für gewöhnlich an das Staatliche Institut für Gesundheitswesen in Bethesda, gleich außerhalb von Washington.«
    Stolz auf seine Antwort wartete Cavanaugh darauf, daß Earl nickte und ging. Das tat er jedoch nicht. Statt dessen blinzelte er zweimal mit seinen hellen Augen und sagte: »Sie sollten einen Entomologen einstellen.«
    »Nun, wie ich schon erklärt habe …«
    Wieder zweimal das Blinzeln. »Insekten verraten uns eine ganze Menge über fast alles.«
    »Vielen Dank, Earl«, sagte der Direktor. »Du solltest jetzt zurück in deine Klasse gehen.«
    Earl warf dem Direktor einen Blick hilfloser Verzweiflung zu – ein Mienenspiel, das in diesem knochigen, bleichen Gesicht verblüffte –, und latschte davon. Der Direktor stieg die Stufen zu Cavanaugh hoch.
    »Ein interessanter Junge, das. Earl Lester. Von fanatischer Wißbegierde, was Insekten betrifft. Weiß alles, ist auf dem allerneuesten Forschungsstand. Leider ermangelt es ihm, wie Sie sehen konnten, an einer gewissen Gewandtheit im Umgang mit anderen, was bedauerlicherweise eine negative Reaktion seiner in ihrer Persönlichkeit noch nicht gefestigten Kameraden hervorruft.«
    Cavanaugh fragte sich, warum Schuldirektoren immer so reden mußten. Der Direktor mischte seinen hochtrabenden Monolog mit Dankesworten, während er Cavanaugh zum Haupttor begleitete.
    Zurückgekehrt in sein Büro in Leonardtown saß er am Computer, rief den Web-Browser auf und tippte KU KLUX KLAN ein. Und da war sie auch schon: die Homepage des KKK mit einem historischen Teil, mit häufig gestellten Fragen, mit einer Ortsgruppenliste der Organisation (einschließlich der Ortsgruppe in Cavanaughs

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