Moskito
wütend zu werden, sagte sie ehrlich zerknirscht: »Entschuldige. Ich dränge dich zu sehr, nicht wahr? Das kann dir nicht angenehm sein. Und schließlich hat dein Standpunkt ebensolche Gültigkeit wie der meine.«
»O Judy«, sagte er unbeholfen, überwältigt von Liebe und Schuldgefühlen und Wachsamkeit und dem Wunsch, das Thema zu wechseln. Plötzlich hatte er eine Inspiration. »Liebes, ich weiß, ich war in letzter Zeit ein wenig unzugänglich, aber mir geht soviel durch den … es geht da etwas vor sich, für das ich deine Hilfe brauchen würde!«
»Meine Hilfe?«
»Allerdings. Du bist Wissenschaftsjournalistin. Du hast viele gute Verbindungen in der Welt der klugen Leute. Und außerdem kannst du mit dem Internet umgehen. Die Situation ist folgende …«
Er sollte das nicht tun, das wußte er. Über FBI-Fälle durfte mit Außenseitern nicht gesprochen werden, nicht einmal mit dem Ehepartner, was Judy nicht war. Doch diese Sache mit den Schlaganfällen konnte man wohl kaum schon als Fall bezeichnen – noch gab es keinen Hinweis darauf, daß es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Und Judy hatte tatsächlich fundierte Beziehungen in der wissenschaftlichen Gemeinde. Außerdem würde es sie von dem Gedanken an eine Heirat ablenken … Selbstverständlich hatte Cavanaugh auch einen Analytiker in der Zentrale darauf angesetzt, Jim Neymeier, seinen Lieblingsanalytiker, der Daten – ganz besonders Computerdaten – auf ähnliche Weise liebte wie Motten das Licht. Aber natürlich hatte Cavanaugh nicht vor, Judy von Neymeier zu erzählen.
»Schwarze und Inder«, sagte Judy nachdenklich, als er mit seinem Bericht über Schwester Pafford, das Dellridge und das Soldiers und Sailors Memorial Hospital fertig war. »Und du denkst, es könnte sich um irgendeinen genetischen Unterschied im Gehirn handeln, etwas in der Chemie des Gehirns …«
»Das ist nur eine Hypothese«, sagte Cavanaugh. »Aber könntest du das für mich herausfinden?«
»Sicher«, sagte sie. Jetzt klang sie wieder fröhlich. Fast scheu berührte sie ihn am Arm. »Es freut mich, daß du mich um meine Hilfe gebeten hast, Robert. Ich fühle mich gern nützlich.«
Er nahm ihre Worte kaum wahr, sehr wohl aber ihre Berührung, und plötzlich hatte er zu seiner großen Überraschung eine gigantische Erektion. Er erhob sich aus dem Liegestuhl, zog Judy hoch und küßte sie inbrünstig.
»Schau an«, sagte sie. »Und wie kommt das?« Er spürte, wie sie an seinem Hemd grinste.
»Komm, gehen wir rein, Kleines.«
»Aber gern«, hauchte sie und küßte ihn wieder.
Das war also alles, was es brauchte! Ein bißchen Zärtlichkeit, ein bißchen Lüsternheit … Sex war also die Antwort. Oder wenigstens eine vorläufige Antwort. Sex brachte sie von dem Gedanken ans Heiraten ab. Sex war sein bester Verbündeter.
Zufrieden mit sich selbst ging Robert voran ins Haus.
ZAP! machte das violette Licht hinter ihm.
Melanie Anderson ließ den Blick über die anderen drei Mitglieder des neugebildeten Teams schweifen, die am Tisch saßen: Gary Pershing, der Spitzenmann des Zentrums für Seuchenkontrolle für die Labor-Seite der Malaria; Susan Muscato, erfahrene alte Frontkämpferin bei zahllosen Ausbrüchen von Infektionskrankheiten in den Vereinigten Staaten – sie hatte sich beim Hantavirus äußerst erfolgreich an der Spurensuche beteiligt; und Joe Krovetz, sehr jung, eine unbekannte Größe. Wahrscheinlich wollte Jim Farlow ihm eine Chance geben, seinen praktischen Assistenzdienst zu absolvieren, der Voraussetzung war, um ein vollwertiger Beamter beim Epidemischen Informationsdienst am Zentrum zu werden. Und dann war noch Farlow selbst da, der eigentlich die Abteilung für spezielle Pathogene am Zentrum leitete, es aber einfach nicht ertragen konnte, ausgeschlossen zu sein, wenn sich irgendeine heiße Sache zusammenbraute. Melanie nahm Farlows Anwesenheit als Hinweis darauf, daß die Implikationen der Blutproben von Senator Reading ernst genommen wurden. Es war ein gutes Team.
Es war aber auch, mit Ausnahme ihrer eigenen Person, ein Team von Weißen.
»Also gut«, faßte Farlow zusammen, »wir haben die Laborbefunde. Wir haben die Rohdaten der Schlaganfälle in Form von wöchentlichen Erkrankungsziffern für den letzten Monat. Wir haben …«
»Etwas kapiere ich nicht«, sagte Joe Krovetz. Er war ein schwergewichtiger junger Mann mit einem Hals, der so dick und kräftig war wie der einer Bulldogge. Alle Anwesenden – ausgenommen vielleicht Joe selbst –
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