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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Rest von uns!«
    Jetzt wurde Melanie klar, welch unschätzbaren Wert Joe Krovetz ungeachtet seiner Unerfahrenheit darstellte: Er würde immer aussprechen, was alle anderen nur dachten.
    »Nein, ich bin nicht gefährdet«, sagte sie ruhig. »Ich habe keine Sichelzellenanlage.«
    »Und darüber sind wir alle froh«, meinte Susan Muscato allzu rasch. Sie waren verlegen, das wußte Melanie. Hier, in einer der modernsten wissenschaftlichen Einrichtungen der ganzen Welt in einem der demokratischsten Länder der ganzen Welt, berührte es ihre Kollegen peinlich, über Rassenunterschiede zu reden! Das aufgeklärte Amerika sollte wohl farbenblind sein …
    Sie legte die Hände flach auf den Tisch. »Da ist etwas, das ich nicht kapiere.« Es kam harscher heraus als beabsichtigt – nicht als ein Echo Klein-Joes sondern als sarkastischer Spott. Aber Joe reagierte nicht. Noch ein Plus für den Jungen: Er nahm die Dinge nicht persönlich.
    »Und was, Melanie?« fragte Farlow.
    »Ich kapiere nicht, warum wir uns nicht darüber unterhalten, ob diese P. falciparum- Varietät mit voller Absicht so verändert wurde, daß sie alle Träger von Sichelzellenhämoglobin tötet – das heißt, hauptsächlich Amerikaner afrikanischer Abstammung.«
    »Viel zu früh dafür«, sagte Farlow umgehend. »Und das ist der offizielle Standpunkt, Leute. Ich habe heute früh mit dem Direktor gesprochen. Er will für Anfang nächster Woche ein neuerliches Meeting ansetzen – wir, die Gesundheitsbehörde, das FBI und ein Team vom Heeresinstitut für die Erforschung von Infektionskrankheiten in Fort Detrick. Bis dahin bleiben uns ein paar Tage für eingehende Feldforschungen, so daß wir darauf vorbereitet sein werden, bei dem Meeting unsere Empfehlungen abzugeben. In der Zwischenzeit heißt unser offizieller Auftrag, die Sache von der Presse fernzuhalten, bis wir mehr Informationen haben. Wenn wir gefragt werden, sagen wir, daß es noch zu früh ist für irgendwelche Theorien.«
    »Was ja stimmt«, sagte Susan. »Ganz besonders für Ihre Theorie, Melanie. Es gibt überhaupt keinen Hinweis darauf, daß P. reading eine Verschwörung gegen Amerikaner dunkler Hautfarbe darstellt. Es könnte sich einfach um eine ganz natürliche Mutation handeln. Das wissen Sie so gut wie ich.«
    Alle schauten verlegen drein. Susan hatte recht, das wußte Melanie. Sie hatte keinen Hinweis darauf, daß P. reading etwas anderes war als eine natürliche Mutation. Außer wenn man die statistische Wahrscheinlichkeit dreier völlig unterschiedlicher genetischer Mechanismen berechnete, die genau zur selben Zeit im selben Parasiten mutierten, um daraufhin eine Erkrankung hervorzurufen, die nur für eine Bevölkerungsgruppe tödlich war, welche rein zufällig seit dreihundert Jahren unterdrückt und diskriminiert wurde. Ja, Susan hatte ganz recht.
    Sie sagte: »Im Moment beträgt die offizielle Opferbilanz bei P. reading eins. Sobald wir mit der Feldarbeit beginnen, könnten wir jedoch auf viel mehr Opfer stoßen. Meine Frage ist nun: Wieviele Menschen, die andernfalls gerettet werden könnten, müssen da draußen sterben, wenn wir die Presse nicht informieren und die Leute so auf ihr mögliches Problem aufmerksam machen? In Radio und Fernsehen sollte es Verhaltensmaßregeln geben, die die Menschen auffordern, sich von Moskitobrutgebieten fernzuhalten oder sie zu zerstören, Insektizide zu verwenden, Moskitonetze …«
    »Kommt alles, Melanie«, sagte Farlow, »kommt alles. Das steht beim Meeting nächste Woche auf der Tagesordnung. Aber zuerst müssen wir wirklich sicher sein, daß es ein Problem gibt. Es hat keinen Sinn, eine Panik heraufzubeschwören, wenn sich dann herausstellt, daß wir keine Epidemie haben, sondern nur einen lokal begrenzten Krankheitsherd, der mit einer einzigen Generation von Moskitos wieder verschwindet. Schließlich kann die Anophelesmücke den Parasiten nicht an ihre Larven übertragen.«
    »Jim«, sagte Melanie, »versichern Sie mir, daß wir nicht lang auf dieser Sache sitzen werden? Menschenleben könnten in Gefahr sein!«
    »Natürlich werden wir das nicht! Nicht, wenn tatsächlich Menschenleben in Gefahr sind. Aber geben Sie uns wenigstens Gelegenheit für ein paar Tage Feldarbeit, Melanie. Wir wollen nicht unnötig Alarm schlagen, wenn sich herausstellen sollte, daß wir nicht mehr haben als einen Todesfall, der auf natürliche Ursachen zurückzuführen ist.«
    »Wenn Sie wirklich glauben, daß Senator Readings Tod ein isolierter Fall war, ›der auf

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