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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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natürliche Ursachen zurückzuführen ist‹, warum nimmt dann das FBI am morgigen Meeting teil?«
    »Keine Ahnung«, sagte Farlow. »Vielleicht weil Reading Senator war und Präsidentschaftskandidat. Morgen werden wir mehr wissen.«
    Melanie schwieg. Sie hatte keine andere Wahl. Noch nicht.
    Das Team begann mit der Planung der zeitraubenden Befragungen von Krankenhauspersonal und Verwandten. Das war der erste Schritt, um herauszufinden, wer sich zuerst infizierte, wo und wie. Ein unvermeidbarer Schritt, sagte sich Melanie. Sie benötigten die Informationen, um diese Sache zu ihren Ursprüngen rückzuverfolgen.
    Doch mittlerweile mochten weitere Menschen sterben. Schwarze Menschen, in erster Linie.
    Das war der Preis.

VIER
     
    Die Natur bewegt sich nicht in Sprüngen vorwärts.
    - Carolus Linnaeus, Philosophica Botanica, 1751
     
     
    Cavanaugh saß in seinem Büro und füllte Spesenabrechnungen aus. Diese Aufgabe weckte immerzu ein vages Schuldgefühl: Einerseits lag es auf der Hand, daß es notwendig war; schließlich mußten die Agenten eine Rückerstattung ihrer korrekt verwendeten Ausgaben erhalten, und das FBI benötigte Aufzeichnungen darüber, wo und wie es sein Budget verbrauchte. Außerdem verlieh es Cavanaugh ein Gefühl der Befriedigung, die Zahlenreihen in seiner kleinen, präzisen Handschrift einzusetzen. Andererseits wurde dieses Gefühl der Befriedigung dadurch beeinträchtigt, daß das Ausfüllen von Spesenformularen schließlich keinen einzigen Kriminellen zur Strecke brachte. Jede Stunde Papierkram war eine Stunde weniger richtige Polizeiarbeit.
    »Wenn wer anruft, ich bin erst morgen wieder zurück«, sagte Seton.
    Cavanaugh sah von seinem Formular hoch. »Irgend was Besonderes?«
    »Betreuung von Informationsquellen für den Marinestützpunkt«, erklärte Seton mit einem Zwinkern.
    »Diese Informationsquellen nehmen aber viel Betreuung in Anspruch«, bemerkte Cavanaugh sachlich. »Wie kommt das, Don?«
    »Nun ja, Bob …«
    »Robert.«
    »Es ist so. Die meisten von denen sind ja nicht sehr helle. Man muß ihnen immer wieder dieselben Fragen stellen, bevor sie sich zu einer Antwort bequemen. Und das braucht seine Zeit.«
    »Na klar.«
    »Tragen Sie meinen Dienstschluß für achtzehn Uhr ein«, sagte Seton. »So lange wird es wahrscheinlich dauern.« Er zwinkerte erneut und stapfte zur Tür hinaus.
    Cavanaugh war nicht böse darüber; schon beim Anblick von Seton fingen seine Nackenhaare an sich aufzustellen. Seton war ein Geschwür, eine grinsende, hinterhältige Eiterbeule am Arsch der Polizeibehörden, ein … Das Telefon klingelte.
    »Robert? Jerry Dunbar. Hören Sie, ich habe da etwas für Sie.«
    Cavanaughs Hand schloß sich fester um den Hörer. O Gott, endlich … »Was, Jerry?«
    »Wahrscheinlich alles heiße Luft. Aber es hat einen Zusammenhang mit Ihrem Bericht von letzter Woche über die Häufung von Schlaganfällen bei Patienten afrikanischer Abstammung im Dellridge und Sailors and Soldiers.«
    »Welchen Zusammenhang? Ist jemand bereit, über eine Verletzung der Bürgerrechte zu reden? Jemand in einem der Krankenhäuser?«
    »Es handelt sich nicht um eine Verletzung von Bürgerrechten. Es ist … etwas anderes.«
    Was außer einer Verletzung von Bürgerrechten konnte ein Unterschied in der medizinischen Behandlung von Schwarzen und Weißen schon sein? Cavanaugh wartete ab.
    Dunbar sagte: »Ich weiß wirklich nicht, ob da ein Zusammenhang besteht. Aber jemand anderer weiß es offenbar. Das Zentrum für Seuchenkontrolle hat ein Expertenteam zusammengestellt, das die Häufung von Schlaganfällen untersuchen soll.«
    »Das Zentrum für Seuchenkontrolle?« Cavanaugh war verblüfft. Das Zentrum führte natürlich Statistiken über die verschiedensten Gesundheitsprobleme. Cavanaugh hatte sogar einige Nummern der entsprechenden Veröffentlichung des Zentrums, die sich Wochenbericht über Erkrankungs- und Sterblichkeitsziffern nannte, im Haus herumliegen sehen; Judy benötigte sie manchmal für die Abfassung ihrer wissenschaftlichen Artikel. Aber was hatte ein Expertenteam des Zentrums mit dem FBI zu tun?
    »Das Expertenteam meint«, sagte Dunbar, »daß die Schlaganfälle möglicherweise keine natürlichen Ursachen haben. Oder vielleicht meint das nur die Gesundheitsbehörde. Von dort kam die eigentliche Kontaktierung des FBI. Anscheinend hält es die Gesundheitsbehörde für möglich, daß die Schlaganfälle die Auswirkung einer Art selektiven Giftes aus der biologischen Kriegsführung sein

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