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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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VIVAX, P. FALCIPARUM UND P. MALARIAE, BESONDERS IM HINBLICK AUF CHLOROQUIN- UND CICLOSPORINRESISTENZ. NÄHERES IN MEINEM ARTIKEL IN DER NEUESTEN AUSGABE DER WOCHENSCHRIFT FÜR MALARIA UND TROPENMEDIZIN. DR. RICHARD KAPPEL, STAATL. INSTITUT F. GESUNDHEITSWESEN
     
    AN JK – SIE ERWÄHNEN DAS SÜDLICHE MARYLAND. GIBT ES EINEN ZUSAMMENHANG MIT DEN GERÜCHTEN ÜBER EINE RASSISCH BEDINGTE HÄUFUNG VON GEHIRNSCHLÄGEN AM DELLRIDGE HOSPITAL IN LA PLATA? ANGEBLICH LAUFEN DORT BEREITS UNTERSUCHUNGEN SEITENS DES ZENTRUMS FÜR SEUCHENKONTROLLE. SIND DIESE GERÜCHTE NOCH JEMANDEM ZU OHREN GEKOMMEN? WÄRE DANKBAR FÜR WEITERE INFORMATIONEN.
    K. MAHONEY, RICHMOND, VA.
     
    Libbys Finger hörten auf zu zittern.
    Nicht weil irgend etwas von dem, was sie gelesen hatte, auf ihre Mutter – eine alte weiße Schreckschraube irischer Abstammung ohne die geringste Sichelzellenanlage – zutraf; nein, Libbys Finger erstarrten, weil sie eine Story witterte.
    Das war es also, was sie brauchte: eine große Story. Eine knallige, gefährlich wichtige Story: ZWEITKLASSIGE BEHANDLUNG VON SCHWARZEN NACH GEHIRNSCHLÄGEN IN MARYLANDER KLINIK – BUNDESPOLIZEI ERMITTELT! Arbeit. Um ihr Gleichgewicht wiederzufinden – zu ihrem eigenen Wohl und zum Wohl ihrer Mutter. Und das hier betraf ein Thema, das sie ohnehin Tag und Nacht nicht losließ. Sie arbeitete immer dann am besten und sorgfältigsten, wenn sie ein persönliches Interesse am Inhalt einer Story hatte. Es schien fast, als wäre diese Story für sie gemacht.
    Libby Turner erhob sich und schritt zum Aufzug der Baltimore Sun, der sie in die Parkgarage hinunterbringen würde. Sie stieg in ihren Wagen und machte sich auf den Weg ins südliche Maryland.
     
    »Tut mir leid, Robert«, sagte Jerry Dunbar, »ich kann doch nicht Personal für die Aufdeckung eines Verbrechens binden, von dessen Existenz nicht einmal ein Haufen Wissenschaftler überzeugt ist! Das Zentrum für Seuchenkontrolle beschäftigt sich bereits mit den medizinischen Aspekten der Malaria, und das ist alles, was gegenwärtig existiert. Was sollten unsere Agenten dabei überhaupt tun? – Die Familienangehörigen befragen, wo die Schlaganfallopfer sich aufgehalten hatten und ob es an diesen Orten auch Moskitos geben könnte? Das macht das Zentrum schon. Ich glaube, wir sollten erst mal abwarten.«
    »Aber …« wollte Cavanaugh einwenden.
    »Hören Sie«, schnitt Dunbar ihm das Wort ab, »wir diskutieren jetzt seit fünfzehn Minuten über diese Sache. Ich habe heute keine weiteren fünfzehn Minuten übrig.«
    Sie saßen in Dunbars Büro in Baltimore, Dunbar hinter seinem Schreibtisch und Cavanaugh auf einem schwarzen Stuhl mit Armlehnen aus Stahl, der aussah, als hätte man ihn aus einem Wartezimmer ausgemustert. Wie ein Stich durchfuhr Cavanaugh plötzlich Sehnsucht nach seinem alten Boss Marty Felders, den zehenwippenden, händezuckenden Exbullen. Mit Felders war das Argumentieren leicht gefallen. Felders war geradezu aufgeblüht bei einem guten Disput, hatte ihn aufgesogen in seine drahtige Figur wie Wasser durch einen Strohhalm. Dunbar, der Überkorrekte, der sich buchstabengetreu an die Vorschriften hielt, betrachtete Einwände und Argumente wie ein Aufbegehren hart am Rande der Subordination. Er gab Cavanaugh das Gefühl, als würde eine schußsichere Glaswand zwischen ihnen beiden stehen.
    Nichtsdestoweniger konnte er es nicht so einfach dabei bewenden lassen. »Jerry, falls es sich aber dabei tatsächlich um eine raffinierte terroristische Waffe handelt, dann sollten wir möglichst früh mit unseren Recherchen beginnen, noch ehe jemand merkt, daß wir es tun und solange die Spuren noch frisch sind! Es wäre doch recht unangenehm für uns, wenn irgendeine radikale Gruppierung plötzlich die Verantwortung für das alles übernimmt, und wir haben sie uns nicht einmal ernsthaft angeschaut. Ich könnte …«
    »Sie könnten genau das tun, was Sie ohnedies tun sollten«, sagte Dunbar kurz angebunden, »nämlich die radikalen Gruppen in Ihrem Zuständigkeitsbereich unter genauester Beobachtung halten. Dazu werden – oder sollten – Sie kein zusätzliches Personal benötigen.«
    »Nein«, sagte Cavanaugh. »Für gewöhnlich nicht. Aber in diesem Fall, denke ich, sollten wir zumindest die Zentrale informieren, daß …«
    Dunbar stand auf und verließ den Raum.
    Cavanaugh, den er einfach so hatte sitzen lassen, zwang sich zur Ruhe. Also gut, er hatte ein und dasselbe immer wieder gesagt – wie oft? Wenigstens sechsmal. Und

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