Moskito
Problem.«
»Ja, das stimmt. Es betrifft Abigail.«
»Abigail? Deinen Hund?«
»Ja. Seit ich hierher gezogen bin, ist sie ein echtes Problem. Sie heult den ganzen Tag, wenn ich weg bin, und die Nachbarn regen sich schon auf.«
Ihr Hund. Sie hatte ihn hergeholt, um ihm den Hund anzuhängen!
»Bevor du nein sagst, hör mir bitte zu, Robert. Du hast Hunde doch immer schon gemocht. Erinnerst du dich, wie du ihr stundenlang Tennisbälle geworfen hast? Und du bist mehr zu Hause als ich, du mußt beruflich nicht so viel reisen. Außerdem lebst du auf dem Land; das Büro hat mir deine neue Adresse gegeben, und ich habe auf der Karte nachgesehen.«
»Nein. Ich kann es einfach nicht glauben, daß du mir sagst, du hättest Probleme, und dann geht es nur darum, daß du deinen Hund loswerden willst!«
Zu seiner Verblüffung füllten sich ihre Augen mit Tränen. Marcy. Die niemals weinte, die niemals ihre blankpolierte Gelassenheit verlor …
»Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte, Robert. Wenn ich sie ins Tierheim gebe, wird sie einfach eingeschläfert. Sie ist kein süßer kleiner Welpe mehr, den irgend jemand bei sich aufnimmt. Die Reisen werden immer mehr bei meinem Job – und ich habe sogar heute abend um halb zehn einen Flug nach Dallas. Abigail ist unglücklich und heult, wenn sie im Hundekäfig mitfliegt. Und seit Hai mich verlassen hat, fällt es … fällt es mir nicht leicht, an alles zugleich zu denken.«
»Seit Hal mich verlassen hat.« Cavanaugh sah Marcy eingehender an. Die Tränen, die Schwäche eines Augenblicks, waren versiegt. Doch selbst das war mehr Schwäche, als er in den vier Jahren ihrer Ehe je an ihr festgestellt hatte.
Er sagte: »Ich lebe mit jemandem zusammen, Marcy.« Wenn sie jetzt auf untröstlich macht, dachte er, dann stehe ich auf und gehe.
Aber Marcy lächelte nur: »Nun, und mag sie Hunde?«
Mochte Judy Hunde? Cavanaugh sah ein, daß er es nicht sagen konnte, was wieder einmal bewies, wie wenig er und Judy eigentlich voneinander wußten. Wie konnte sie ihn heiraten wollen, um Himmels willen, wenn sie nicht einmal wußten, wer von ihnen beiden welche Haustiere mochte? Das war doch wirklich unvernünftig von ihr! Übereilt. Vermessen …
Er steigerte sich gerade in einen milden Groll hinein, als Abigail, ein English Setter gesetzten Alters, ins Zimmer trottete. Auf der Schwelle blieb sie eine Sekunde lang wie angewurzelt stehen, und dann lief sie schwanzwedelnd in großen Sprüngen auf Cavanaugh zu. Sie leckte ihm übers Gesicht, bellte in sein Ohr und wäre ihm liebend gern auf die Knie geklettert.
»Siehst du, sie erinnert sich an dich«, sagte Marcy.
»He, Mädchen. He, altes Mädchen, he! Wie geht’s meinem Mädchen …«
Verdammt. Er war bereits verloren. Marcy hatte gewonnen. Er würde den verdammten Hund nehmen!
»Robert, sie wäre bei dir sicher viel glücklicher als bei mir … oh, vergiß das Fernsehen, es ist für die Neunzehnuhr-Nachrichten programmiert. Ich sehe sie mir immer beim Abendessen an.«
Sie sagte es ganz ruhig, aber in Roberts Ohren klang es traurig. Allein vor dem Fernseher zu Abend zu essen. Aber wo war der Fernseher eigentlich? Er hörte die typische Nachrichtensprecherstimme sagen: »… heute abend Berichte über einen neuerlichen Absturz einer TWA-Maschine und eine sensationelle …«, aber er sah kein Fernsehgerät, auch nachdem er Abigail von seinem Gesicht weggeschoben hatte.
»Also, nimmst du sie?« fragte Marcy nervös.
Jetzt endlich konnte Cavanaugh die Fernsehstimme lokalisieren; sie kam aus einem antiken Kirschholzschrank mit polierten Messingknöpfen. Marcy hielt einen normalen Fernseher wohl für einen Stilbruch in ihrem Interieurgemisch aus chinesischem und amerikanischem neunzehnten Jahrhundert.
»… soeben erfahren, daß seitens des Zentrums für Seuchenkontrolle im südlichen Teil von Maryland Nachforschungen angestellt werden …«
»Robert? Nimmst du sie?«
»… bislang unbekannter Typus von Malaria, der sich auf Blutkörperchen konzentriert, welche …«
Cavanaugh schob Abigail zur Seite, schoß hinüber und riß die Türen des Kirschholzschrankes auf.
Das Gesicht von Tom Brokaw, dem Nachrichtensprecher, sah daraus hervor und dozierte mit eindringlicher Stimme: »… keinen Grund für eine Panik! Ich wiederhole, es handelt sich hier um vorläufige Erkenntnisse, für die eine endgültige Bestätigung noch fehlt. Libby Turner, Journalistin bei der Baltimore Sun, erklärt in ihrem Artikel in der heutigen
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