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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Zeichen dafür, wie gewissenhaft Cavanaugh die Anweisungen der Zentrale akzeptierte. Felders hätte gewußt, was es außerdem bedeutete: daß Cavanaugh nichts zu tun hatte, wofür sich irgendein Zeitaufwand lohnte.
    »Offiziell bin ich bei diesem Fall Leitender Agent«, fuhr Dunbar fort, und das hieß, die Zentrale mußte der Öffentlichkeit vor Augen führen, daß ein hochrangiger Beamter die Untersuchungen beaufsichtigte. »Doch Sie werden den Großteil des Außendienstes übernehmen, Robert. Es fällt in Ihren Zuständigkeitsbereich. Aber alles, was für die Presse bestimmt ist, geht über mich oder über das Pressebüro. Alles. Ausnahmslos.«
    Die zwölf Agenten – die Anzahl war eine weitere Konzession an den ›Terrorismus‹, den die Öffentlichkeit zu erkennen glaubte und das FBI nicht – nickten wieder. Allen war alles klar: die Sache war heiß, also würden pro forma alle Schritte durchexerziert werden, auch wenn die Schritte Unfug waren. Dann würde Cavanaugh seinen Abschlußbericht schreiben, worauf man die ganze Angelegenheit wieder vergessen konnte.
    »Okay, also zur Einteilung. Firchen, Santos, Phaffer, ihr redet mit den Krankenhäusern und den Familienmitgliedern. Cavanaugh wird euch instruieren. Horne, McFarlane …«
    Dunbar organisierte das Team und ließ Cavanaugh dann die anderen über den Stand der bisherigen Untersuchungen informieren. Während er sprach, lauschte Cavanaugh mit einem Ohr immerzu auf das abhörsichere Telefon am anderen Ende des Konferenzraums. Die anderen Agenten machten es genauso, denn bei einem derart an die Öffentlichkeit getragenen Terroranschlag – auch wenn dabei die Terroristen einzig aus den Fingern der Presse gesogen waren – war immer die Möglichkeit gegeben, daß eine wirklich gefährliche Gruppierung die Urheberschaft für sich in Anspruch nahm. Oder auch mehr als eine Gruppierung. Die Zentrale würde diese Behauptungen an das Spezialteam weiterleiten und auf diese Weise die Grundlage für Haftbefehle, Zeugenladungen und vielleicht sogar für die Eröffnung eines Verfahrens schaffen. Sehr oft kamen dabei Informationen zutage, die sich als äußerst nützlich für andere laufende Verfahren erwiesen. Es war, als würde man Plastikkrümeln folgen, um zu echten Lebkuchenhäuschen zu kommen.
    Natürlich konnte es geschehen, daß die jeweilige Gruppierung sich bei einer großen Zeitung meldete statt beim FBI. Doch in diesem Fall würde eben die Post oder die Times bei der Zentrale anrufen.
    Wie auch immer, in diesem Fall hatte am Ende der Besprechung noch niemand die Verantwortung für Malaria reading übernommen. Das abhörsichere Telefon blieb stumm.
     
    In der Kochnische ihres Zimmers im Weather Vane Motel stürzte Melanie Anderson den letzten Schluck heißen Kaffee hinunter. Spät, spät. Es war schon 7 Uhr, und sie und Krovetz sollten 10 nach 7 zu den Außenarbeiten aufbrechen. Melanie trug nur ein weißes T-Shirt mit Brusttasche und ein Höschen; ihr dichtes, schulterlanges Haar erst zur Hälfte gekämmt. Und Krovetz, das kleine Genie, würde zu früh an ihre Tür klopfen, das wußte sie genau. Er konnte es einfach nicht erwarten …
    Nun, sie auch nicht. Krovetz und sie würden die Befragung der Familienangehörigen für die epidemiologischen Kurven unterbrechen und es dem Rest des Teams überlassen, weitere Verhaltensmaßregeln zum Schutz der Bevölkerung auszuarbeiten, während sie beide das Zentrum des Malariaausbruches aufsuchten: fünfundsechzig Quadratkilometer Ortschaften, Wälder, Felder und Marschland. Eine ziemlich große Fläche – aber Melanie hatte eine Theorie, nach der sie sich eingrenzen lassen sollte. Um sie zu testen, würden sie und Joe Exemplare von Moskitos sammeln.
    Sie dankte dem Himmel, daß endlich etwas getan wurde.
    Nein, eigentlich sollte sie Libby Turner, dieser Reporterin, danken. Obwohl der Gedanke an Libby Turners Artikel in der Sun sie automatisch an Robert Cavanaugh denken ließ, was sie so in Rage brachte, daß sie ihren leeren Kaffeebecher in die Spüle knallte.
    Er hatte sie doch tatsächlich letzte Nacht angerufen, um ihr zu unterstellen, sie habe die P. reading- Theorie der Presse zugespielt! Nachdem sie Farlow ihr Ehrenwort gegeben hatte, daß sie dies nicht tun würde! Unter ihrer Antwort hatte der Hörer Blasen geworfen, ehe sie auflegte. Der arrogante weiße Bulle!
    Sie fuhr eilig in Socken und Jeans, ruckte mit dem Kamm durch die andere Hälfte ihres Haares und band es zu einem Pferdeschwanz zusammen, ehe sie

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