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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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ist.« Er legte auf – im gewohnten Felders-Stil: ohne sich zu verabschieden.
    Marcy glättete ihr bereits makellos glattes Haar. »Und wo wirst du während der Ermittlungen wohnen?«
    »In einem Motel, unter einem anderen Namen.«
    »Du kannst hier bleiben.«
    Cavanaugh war völlig überrumpelt, was sich auf seinem Gesicht zeigen mußte, denn Marcy lächelte.
    »Wie ich schon sagte, mein Flug nach Dallas geht um einundzwanzig Uhr dreißig. Ich werde sicher eine Woche weg sein, möglicherweise zwei. Wenn du nicht nach Hause zu … Judy sollst, dann kannst du Abigail auch nicht dorthin bringen. Wenn du hier bleibst, wird keiner wissen, wo du bist, Abigail wird nicht im Frachtraum jaulen, und ich werde das Gefühl haben, ich hätte mich ein wenig dafür revanchiert, daß du mir den Hund abnimmst.«
    Eine Logik ohne Fehl und Tadel. Mustergültig präsentiert. Und doch – unter all der gewandten Verhandlungstaktik spürte Cavanaugh noch etwas. Etwas Neues an seiner Exfrau: den Wunsch, sich nützlich zu machen. Was hatte ihr Liebster, der direktoriale Wunderknabe, bloß mit dieser selbstbewußten Frau gemacht, daß sie es mit einem Mal gar nicht mehr so sehr war?
    »Okay, gern«, sagte Cavanaugh. »Danke.«
    »Gut. Und jetzt mußt du mich entschuldigen, ich muß noch packen.«
    Sie ging aus dem Wohnzimmer, den Kopf hocherhoben und anmutig, genau wie Cavanaugh es in Erinnerung hatte. Er stand auf dem Perserteppich und plante seine nächsten Vorhaben. Dunbar anrufen, Judy anrufen, Jim Farlow anrufen …
    Abigail maunzte und rollte sich auf den Rücken, um gekrault zu werden. Und das brachte eine Reihe von Erinnerungen an sein früheres Leben zurück: der Hund, die Picknicks am Meeresstrand, Marcy …
    Aber jetzt war alles anders.
    Bevor er den ersten Anruf tätigte, mit dem er seine Ermittlungen/Erhebungen in Angriff nehmen würde, hockte er sich hin und suchte Abigails glücklich dargebotenen Bauch nach Moskitostichen ab.
     
    »Wir werden mit Anrufen überhäuft«, sagte Jerry Dunbar. Er fuhr sich mit einer Hand durch das dünn werdende Haar. »Die Hälfte davon von Leuten, die Anzeige machen wollen gegen die Terrorgruppe, die an der Krankheit schuld ist. Unter den Kandidaten haben wir Außerirdische, Republikaner, Versicherungsgesellschaften, Madonna, den Vizepräsidenten und die Stadt New York. Irgendwo tauchte das Gerücht auf, daß das schwere Busunglück gestern nur deshalb passierte, weil der Fahrer schwarz war und einen Schlaganfall erlitt wie Senator Reading.«
    »Lieber Himmel«, sagte ein Agent.
    »Die andere Hälfte der Anrufe kommt von der Zentrale. Sie wollen die Sache gestern gelöst haben.«
    Die zwölf Agenten rund um den Tisch nickten schläfrig. Es war 7 Uhr morgens in Baltimore. Das erste der gemeinsamen Bulletins von Gesundheitsbehörde und Zentrum für Seuchenkontrolle war bereits im Radio gelaufen. Cavanaugh hatte es gehört, während er hergefahren war. Es klang vernünftig, neutral und wohlerwogen. Es kam außerdem zu spät. Die ersten Panikreaktionen hatte es bereits gegeben, besonders beim FBI. Und dies hier war die erste Zusammenkunft des hastig zusammengestellten Teams – die meisten Agenten hatten noch schlafend im Bett gelegen – zur Ausforschung der ›Malariaterroristen‹.
    Keiner der Anwesenden war völlig überzeugt, daß es sich tatsächlich um einen Terroranschlag handelte, nicht einmal Cavanaugh. Aber Libby Turner schlachtete in ihren Artikeln die Angelegenheit weidlich aus; da war alles drin: die Gefährdung der Öffentlichkeit, Rassismus, Paranoia, der Tod und auf das Zehnfache vergrößerte Bilder von Malaria übertragenden Moskitos, die aussahen wie die riesigen mutierten autofressenden Insekten aus den B-Filmen der fünfziger Jahre. Klarerweise liebten die Journalisten die Mücke. Klarerweise schrieben sie darüber. Objektiv, selbstverständlich.
    Cavanaugh wollte nicht objektiv sein. Wie die meisten Agenten betrachtete auch er Journalisten als Schakale. Heulend und kreischend lauerten sie auf alles Schwache und machten sich über jeden Kadaver her. Und störten die ordentliche, methodische Arbeit der Polizeibehörden.
    »Cavanaugh?« sagte Dunbar und brach brutal in seine Gedankengänge ein.
    »›Ein Knochen für die Hunde‹. Von der Baltimore Sun.«
    »Wie bitte?«
    »Nichts.«
    »Ich fragte Sie«, sagte Dunbar, »wieviel Zeit von Ihren anderen Fällen Sie für dieses Spezialteam erübrigen können.«
    »Die ganze Zeit.«
    Dunbar nickte. Anscheinend sah er darin nur ein

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