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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Auktionator vor, bei dem es sich zweifelsfrei um ihren männlichen Klon handelte.
    Keramikschale aus der Tang-Periode, 16 cm Durchmesser. Die dickwandige einfarbige Herstellungsweise illustriert perfekt den prächtigen …
    Erst bei Posten Nummer 39 bot Donohue zum ersten Mal mit. Cavanaugh las im Katalog, daß es sich hier um eine bemalte Vase aus der frühen Ming-Periode handelte, 18 cm hoch, dekoriert mit jener Eleganz, die kurz zuvor den einfachen Stil in der Landschaftsmalerei ersetzt hatte. Cavanaugh verfolgte die Gebote mit größter Aufmerksamkeit. Donohue bekam die Vase für zweitausend.
    »… sollte dieser Mensch – weil er sich als geborenen Aristokraten betrachtet – auf wenigstens einem Konsumgebiet seinen überlegenen Geschmack zur Schau stellen … sehr wahrscheinlich verdient er zwischen vierzig- und sechzigtausend im Jahr … in einer bestimmten Facette aristokratischen Geschmacks wird er sich nur das Beste leisten und verächtlich auf alles darunter herabsehen …«
    Aber paßte Donohue so gut ins Profil, weil die Profilisten ihr Handwerk verstanden, oder paßte er, weil das FBI nach einem Verdächtigen Ausschau gehalten hatte, der ins Profil paßte, um so die Existenz dieses Profiles zu rechtfertigen? Normalerweise wurden Täterprofile aus Beweismaterial am Schauplatz des Verbrechens entwickelt, aber in diesem Fall war der Schauplatz des Verbrechens das ganze südliche Maryland und ein Teil von Virginia, und das einzige ›Beweismaterial‹ waren ein paar Millionen Moskitos, die das taten, was Moskitos üblicherweise tun: Blut saugen und sich vermehren.
    Bis jetzt hatte Cavanaugh nichts gesehen, nichts gehört und nichts gelesen, was ihn überzeugen konnte, daß dieser Mann mittels einer uneleganten, unaristokratischen und unkultivierten Stechmücke 597 Menschen getötet haben sollte.
     
    Der Rest des Tages brachte nichts Neues hervor. Donohue fuhr heim und tat immer noch so, als würde er zwei Dutzend Reporter, acht FBI-Schatten und eine Unzahl neugieriger Bürger nicht bemerken. Hinter den Fenstern des Reihenhauses in College Park blieben die Vorhänge zugezogen. Eine lokale Blumenhandlung stellte ein kunstvolles Arrangement aus Rosen und Gartenwicken zu. »Wer schickt ihm Blumen?« fragte Cavanaugh.
    »Ein Sender.«
    Natürlich! Sie machten ihm den Hof. Ein Exklusivinterview mit Michael Sean Donohue! Eine untersetzte Frau öffnete die Eingangstür einen Spalt und weigerte sich, die Blumen anzunehmen.
    »Donohues Frau?« fragte Cavanaugh.
    Arnett nickte; das stündliche Kontingent an Wörtern war aufgebraucht.
    Ein Postsack, so groß wie ein Kühlschrank und offenbar ebenso schwer, wurde vor Donohues Tür geworfen und im folgenden ignoriert. Den Reportern lief das Wasser im Mund zusammen, wenn sie nur hinsahen, aber sie wagten es sichtlich doch nicht, das Bundespostgesetz zu übertreten, indem sie den Sack öffneten. Und irgendwann später tauchte die behäbige Frau auf und zog ihn ins Haus.
    Ein Vertreter des National Inquirer klopfte an die Tür, vermutlich um den Hausbewohnern einen lukrativen Exklusivvertrag anzubieten. Niemand öffnete. Alle Medien schossen Fotos von dem Typen, der klopfte.
    Um neunzehn Uhr, als Cavanaughs Schicht endete, war er erschöpft. Wie konnte ein Mensch so müde sein, wenn er nichts getan hatte außer herumzusitzen? Und doch war er müde.
    Auf der Heimfahrt wurde er aber wieder munter, obwohl es auf dem Beltway den üblichen Verkehrsstau gab. Er fuhr ja zu Marcy. Sie würde da sein. Die Marcy von letzter Nacht, die sich Pizza von dem tief ausgeschnittenen Ding gewischt hatte, die sich im Bett über ihn hergemacht hatte … die Marcy aus der Anfangszeit ihrer Ehe, lachend beim Abendessen, in die Sofaecke gekuschelt, um die Nachrichten zu sehen, beim Erzählen von den aktuellen Kämpfen in der Welt der Großunternehmen. Marcy.
    Er blieb vor einem Blumenladen in der Nähe von Marcys Wohnhaus stehen und kaufte ein Dutzend gelber Rosen. Sie liebte gelbe Rosen.
    »Robert! Wie lieb von dir!« Sie war gerade durch die Diele gegangen, als er den Schlüssel im Schloß drehte. Abigail sprang an ihm hoch und wedelte ekstatisch.
    Marcy hatte sich nach der Arbeit nicht umgezogen. Sie trug immer noch ihr dunkelblaues Kostüm und die weiße Seidenbluse. Das blonde Haar hatte sie zu einem Knoten hochgesteckt. Sie sah so umwerfend aus, daß Robert die Blumen augenblicklich auf dem Tischchen deponierte und die Arme um sie legte.
    Sie erstarrte.
    Und plötzlich sah Robert über

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