Motte Maroni - Flossen des Grauens
weiter aus. „Aber sie klammert ein wenig. Männer wie ich brauchen Luft zum Atmen!“ Er knallt ein pinkfarbenes Buch auf den Tisch. „Steht alles da drin!“ Es ist der Ratgeber „Kissmaster – Das Handbuch für den Bussibären“, den Motte schon kennt.
„Ein Buch wie ein Krapfen!“, denkt er. „Außen üppig und innen klebrig!“ – „Super!“, sagt er laut.
„Soll ich dir ein Geheimnis verraten?“, zischt der Meier halblaut.
„Wenn’s sein muss“, brummt Motte.
„So ein Girl will beeindruckt sein“, belehrt ihn der Meier. „Nicht ganz einfach, aber das ist schließlich mein Spezialgebiet. Es ist ja hier ein Monsterfisch los! Und wo ein Fisch, da auch ein Fischer!“ Er grinst und deutet mit dem rechten Daumen auf seine Hühnerbrust. „Und ein Fischer braucht einen Kameraden!“
Motte ist verwirrt. „Wie meinen?“
Der Meier setzt seinen Hut wieder auf und zieht ihn lässig in die Stirne. „Naja, wegen dem Monsterfisch! Auf den ist eine Belohnung ausgesetzt. Fünf Tausender! Da kann man sich tolle Dinge kaufen!“
Motte beginnt zu begreifen.
„Das wären Zwofünf für jeden von uns!“, rechnet der Meier vor. „Immer noch ganz schön viel Kohle!“ Er greift in die Popotasche seiner Jeans und zieht ein Lederetui hervor. Das klappt er auf. Auf der Innenseite des Etuis prangt ein goldener Stern, darunter steht „FFF“. Motte besieht sich den Stern. „Sieht aus wie eine Polizeidienstmarke!“, stellt er fest.
„Das ist mein offizieller Jungfischerausweis!“, sagt der Meier stolz.
Motte ist ein wenig beeindruckt. „Und was bedeutet ‚Eff-Eff-Eff‘?“
Der Meier sieht drein wie ein selbstverliebter Pfau, als er antwortet: „Das bedeutet ‚Fulminater Fisch-Fänger‘. Mein Motto ist: ‚Stets bereit und siebengescheit!‘“ Motte ist noch ein wenig mehr beeindruckt, obwohl er das Motto komisch findet.
„Ich hab einen Plan!“, flüstert der Meier verschwörerisch. „Da kann gar nichts schiefgehen! Bist du dabei, Motte?“
Motte schaut unauffällig in Richtung Nina. Was die wohl sagen würde, wenn er als „Bezwinger der Bestie“ in der Zeitung abgebildet wäre? Und für Zweitausendfünfhundert Euronen, da kann man jede Menge Eis kaufen, für Nina natürlich! Eis, Konfekt, Kekse, Limonade, Hamburger … Motte läuft das Wasser im Mund zusammen.
„Meier, ich bin dabei! Der Fisch kann sich warm anziehen!“
Schnell zaubert er ein lässiges Lächeln auf sein Gesicht, denn Nina ist an den Tisch zurückgekehrt. Sie stellt zwei Gläser mit Himbeer-Eiscreme-Soda auf den Tisch, doch bevor Motte zugreifen kann, schnappt sich Meier ein Glas und knautscht: „Danke, Baby!“ Er leert das Glas in einem Zug. „Bin ziemlich ausgehungert! Das Camp, der Kampf mit den Fischen und den Wellen, das schlaucht alles ziemlich sehr!“ Als er das Glas auf dem Tisch abstellt, ist seine Nase mit Himbeereis verschmiert. Motte hütet sich, ihn darauf hinzuweisen, und betrachtet ihn versonnen. „Warum hast du meinem Kumpel Motte nichts zu trinken gebracht?“, erkundigt sich der Meier mit unnatürlich tiefer Stimme bei Nina, die verzweifelt bemüht ist, ihm keine Ohrfeige zu verpassen.
„Ihr kennt euch, du und der hier?“, fragt sie Motte ungläubig.
„Na, klar! Motte ist mein Lieblingskumpel!“, kommt der Meier Motte schon wieder zuvor und lächelt gütig. „Und Motte ist wegen dem Fisch da! Wegen dem Hai-Monster! Er wird mir helfen, ihn zu erlegen! Stimmt’s, Motterl?“
„Echt? Das find ich ja so cool!“, flötet Nina und blickt Motte tief in die Augen.
Eigentlich will Motte sagen, dass das alles so nicht stimmt, dass die Zeitungen alles aufbauschen. Dass es zwar Süßwasser-Haie gibt, aber dass sein Vater mit keinem Wort behauptet hat, bei dem ominösen Riesenfisch handle es sich um einen solchen. Dass noch niemand nix weiß und dass Professor Maroni bisher annimmt, dass im Neusiedlersee nichts anderes umgeht als ein etwas groß geratener Hecht. Aber Motte verspürt Aufwind. Den will er natürlich nützen. „Jaja“, sagt er und lehnt sich lässig zurück, „mein Vater hat mich in der Haifischjagd ausgebildet. Harpune, Messer, Stick oder die bloßen Fäuste, kein Hai ist vor mir sicher!“
Ninas Miene verfinstert sich: „Na, geh! Die armen Viecherln, die können ja auch nichts dafür!“
Schnell schaltet sich der Meier wieder ein: „Da hast du völlig recht, Darling!“, trompetet er. „Und wir erlegen Haie selbstverständlich nur dann, wenn wir müssen. Ausschließlich
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