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Motte Maroni - Horrorfahrt der Dämonenbahn

Motte Maroni - Horrorfahrt der Dämonenbahn

Titel: Motte Maroni - Horrorfahrt der Dämonenbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Residenz
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nur, dass es wohl fast zweitausend Jahre alt ist. Er kann die Wörter lesen, aber ihren Sinn versteht er nicht. Die Schriftzeichen sind, das hat er gleich erkannt, lateinische, auch ein paar lateinische Wörter kann er ausmachen. Aber welche Sprache kann das sein? Eine keltische vielleicht? Davon hat er keine Ahnung. Sein Kollege Haubensak vom Institut für Vampirologie könnte sicher helfen. Aber der ist sonntags leider unabkömmlich.
    Versonnen spielt Onkel Schurli mit dem limonadefeuchten Tarantelbein und kratzt sich damit am Kinn. Das hilft ungemein beim Nachdenken. Dann studiert er zum hundertsten Mal die Inschrift auf dem Metalltäfelchen. Er hätte gute Lust, die Worte laut zu lesen, weil ihm das vielleicht zu neuen Erkenntnissen verhelfen könnte. Er traut sich jedoch nicht, denn er weiß aus leidvoller Erfahrung, was so alles passieren kann, wenn man sorglos mit unbekannten Inschriften herumspielt. Dass es mit diesem Fundstück etwas übersinnlich Gefährliches auf sich hat, das ist Onkel Schurli klar. Beschriebene Täfelchen, die aus stinkenden Löchern geholt werden, nun, man kennt so etwas. Diese Inschriften sind selten Briefe ans Christkind oder den Osterhasen. Eher Wunschzettel an den Krampus oder den „Verein real existierenderPerchten“. Womöglich geht es sogar um einen Fluch? Eine Beschwörungsformel für Dämonen? Es gilt jedenfalls, vorsichtig zu sein. Man will ja weder mit Pestbeulen bedeckt tot umfallen noch einen Heuschreckenschwarm herbeirufen! Onkel Schurli wiegt die Tafel in seinen Händen hin und her. Er betrachtet sie zum hundertsten Mal von allen Seiten. Ja, er schnuppert sogar daran. Da melden sich dummerweise die Stimmen wieder, die in seinem Kopf wohnen.
    „Trau dich!“, zischt die eine.
    „Feigling!“, flüstert die andere.
    „Noch einen Eismarillenknödel!“, fordert die dritte. Seufzend legt Onkel Schurli das Tarantelbein auf den Schreibtisch und nimmt einen tiefen Schluck Limonade. Dann geht er in die Küche, um erneut einen Eismarillenknödel zu holen. Die Stimmen lieben Eismarillenknödel, und Onkel Schurli liebt sie auch, überhaupt als Denkhilfe. Zurück am Schreibtisch zischt die erste Stimme dem schmatzenden Onkel Schurli zu: „Trau dich!“
    „Feigling!“, flüstert die zweite Stimme.
    Die dritte Stimme schweigt, sie pflegt, aus Benimmgründen, während des Essens nicht zu sprechen.
    „Du willst doch auch wissen, was passiert“, säuselt die erste Stimme. „Und im nächsten Vampirological Digest einen Artikel darüber veröffentlichen, oder?“
    Onkel Schurli nickt und schüttelt gleich darauf den Kopf. Er greift nach dem Tarantelbein und beginnt erneut, ihm die Härchen auszuzupfen. „Ich soll! Ich soll nicht! Ich soll! Ich soll nicht?“, murmelt er dabei.
    Die zweite Stimme stöhnt genervt. „Langeweiler!“, zischt sie.
    „Fader Zipf!“, brummt die erste Stimme.
    „Ich soll! Ich soll nicht!“, beginnt Onkel Schurli sein Spiel von vorne.
    Die Stimmen werden ungeduldig.
    „Trau dich!“, brüllt die erste Stimme.
    „Feigling!“, röhrt die zweite Stimme.
    Die dritte Stimme rülpst und haucht: „Entschuldigung!“
    Onkel Schurli nimmt das Täfelchen in beide Hände und hält es vor sein Gesicht. Er öffnet den Mund und schließt ihn gleich wieder.
    „Jetzt mach doch!“, zischt die erste Stimme.
    Die zweite Stimme beginnt, wie ein Huhn zu gackern. Die dritte Stimme brummt: „Jetzt wäre ein Schokopudding recht!“
    Auf Onkel Schurlis Stirne bilden sich kleine Bächlein kalten Schweißes. „Genug!“, sagt er. „Ihr seid heute nicht auszuhalten, echt nicht!“ Er hat genug, er kann sich nicht mehr zurückhalten. Er muss einfach wissen, was passiert, wenn man die Inschrift laut liest. Was soll schon sein?Vielleicht ist es ja auch bloß eine sehr alte Einkaufsliste? Onkel Schurli nimmt die Tafel in die rechte Hand und liest mit nervöser Stimme:
    GAUDEAMUS GIPSFIGUR JUCHUI ULULAT ROMADUR CAVE CANEM FENSTERKITT D’EHRE POWIDL DIXIT DAEMONES SUNT VICTORES RAMADAMA SAKRISCH ZORES
    „Na?“, sagt Onkel Schurli und blickt in die Runde. Nichts tut sich. Schon will er das Täfelchen seufzend in seine Bürotasche packen, um es halt doch erst am Montag dem Kollegen Haubensak zu zeigen, da geht ein eiskalter Lufthauch durchs Zimmer. „Öha!“, denkt Onkel Schurli und tritt ans Fenster. Der Himmel hat sich verdunkelt. Die Wolken teilen sich, ein grelles, grünes Licht erstrahlt. Und Onkel Schurli hat eine Vision:
    Eine sehr warme Nacht. Schwitzend wälzt

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