Mottentanz
das Gesicht an meiner Brust vergraben. Ich bewege mich und rücke mein Kissen zurecht. »Mmmmmmmmh«, sagt Sean. Und er schüttelt den Kopf, als wolle er sagen: »Geh nicht weg!« oder »Bleib bei mir!«.
Als habe er Angst, ich wolle gehen. Ich streiche ihm übers Haar. »Ich gehe nirgendwohin«, flüstere ich. Und dann liege ich da, er liegt in meinen Armen. Ich bleibe wach, bis das kühle, blaue Morgenlicht durch das Fenster dringt. Erst dann schlafe ich endlich wieder ein.
Kapitel 29
Als ich aufwache, scheint die Sonne durchs Fenster und ich liege mit dem Kopf in Seans Armbeuge. Als ich den Kopf hebe, lächelt er und küsst mich auf den Mund. »Guten Morgen, Sonnenschein«, sagt er. »Du bist wirklich das Schönste, neben dem ich jemals aufgewacht bin.« Und er küsst mich wieder.
»Hi«, sage ich. Mein Mund ist trocken. Ich will aufstehen.
»Och.« Sean zieht mich wieder auf sich. »Noch nicht.« Er drückt mich an sich. Mir wird sehr warm.
Ich lehne mich wieder gegen ihn. »Du hattest gestern Nacht ganz schön verrückte Albträume«, sage ich.
»Albträume?« Sean sieht verwirrt aus. »Ich?«
»Ja«, nicke ich. »Wovon hast du geträumt?«
Sean runzelt die Stirn. »Kann mich nicht erinnern. Aber es ist auch egal.« Er zieht meinen Kopf herunter und legt ihn auf seine Brust. Ich höre seinen Herzschlag. Mein Telefon vibriert auf dem Nachttisch. Ich greife danach und schaue aufs Display. Da steht Mon Cœur.
Ich schaue auf die Uhr auf dem Nachttisch. Viertel nach elf. Ich hätte vor mehr als zwei Stunden bei der Arbeit sein
sollen. Hunderte Meilen weit weg. »Ups«, sage ich und klappe das Telefon auf.
»Braddylein! Oje, es tut mir so leid.« Aber dabei lächle ich, denn ich weiß, wenn ich ihm von mir und Sean erzähle, wird er sich so freuen, dass ihm mein Schwänzen egal sein wird.
»Hi, Ellie«, sagt Brad. Er klingt nicht sehr glücklich.
»Ich habe total vergessen, dich anzurufen«, sage ich. »Ich hätte mir heute auch freinehmen sollen. Es tut mir so leid, irgendwie hatte ich das vergessen, als wir am Sonntag miteinander gesprochen haben.« Ich befreie mich von Sean und stehe auf. Er packt mein Handgelenk. Ich lächle und werfe ihm eine Kusshand zu, dann stehe ich auf und gehe zum Badezimmer. »Aber du wirst nicht mehr wütend sein, wenn du hörst, wo ich bin! Ich bin in einem Hotelzimmer mit…«
»Ich weiß«, sagt Brad.
»Du weißt es?« Ich schaue in den Spiegel. Meine Haare sind außer Rand und Band. Ich versuche, sie mit den Fingern zu entwirren.
»Amanda war gerade hier.« Brads Stimme klingt angespannt. »Sie ist um zehn Uhr gelandet und auf dem Rückweg vom Flughafen hier vorbeigekommen.«
»Ach ja?« Ich erstarre.
Brad schweigt eine Minute lang.
»Schau mal, Braddy. Was Amanda gesagt hat, stimmt nicht. Und sie war echt gemein.«
»El.« Brads Stimme wird weicher. »Du weißt, dass ich dich liebe, aber Amanda hat mir heute Morgen ziemlich Angst gemacht. Sie war sehr in Sorge um dich.«
»Sie macht sich keine Sorgen, sie ist nur eifersüchtig«, sage ich.
Brad seufzt.
»Was hat sie gesagt?«, frage ich.
»Dass der Typ, bei dem du bist… ein bisschen schräg wirkt.«
»Amanda hält jeden für schräg.«
»Da hast du allerdings recht.« Ich höre Brad in die Leitung lächeln. »Wann kommst du zurück?«
Ich denke an den Adresszettel in meiner Tasche, den Peter mir gegeben hat. Und an Sean im Bett. »In ein paar Tagen?«
»Oooooookay«, sagt Brad. Er versucht, sauer zu klingen, aber ich höre an seiner Stimme, dass er sich für mich freut. Deshalb liebe ich ihn. Er will sich für andere freuen, im Gegensatz zu Amanda, die herrschsüchtig und theatralisch ist.
»Danke, Braddy«, sage ich. Und dann mache ich eine Pause. »Er könnte mein Thomas sein.«
»Das muss dann wohl ich beurteilen«, sagt Brad. »Bring ihn mit, stell ihn mir offiziell vor, dann reden wir darüber.«
»Okay!« Ich spüle mir den Mund mit Wasser aus und laufe aus dem Bad. Es piept, ich schaue auf mein Telefon. Das rote Batterielicht leuchtet. »Mist, Braddy, mein Telefon gibt bald den Geist auf. Ich habe mein Ladegerät nicht dabei, also bin ich jetzt nicht mehr erreichbar.«
»Okay«, sagt Brad. »Ich erwarte saftige Details, wenn du wieder da bist. Küsschen!«
»Küsschen!« Ich klappe das Handy zu und gehe wieder ins Zimmer.
Sean liegt noch im Bett. »Wem außer mir gibst du Küsschen? «
»Brad, meinem Kollegen«, erkläre ich.
»Aber verschwende keine Küsschen an ihn, die von Rechts
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