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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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dass die Typen von Monster Hands dort schon nach ihr gesucht haben?«
    »Aber im Haus war niemand.« Meine Stimme klingt merkwürdig. »Ich dachte, es wäre die Fahrt wert, sich das Haus mal anzusehen, weil ihr der Ort offenbar etwas bedeutet hat und sie auf jeden Fall schon mal dort war… ich meine, genau wie die anderen Orte, zu denen wir gefahren sind.« Plötzlich bin ich ganz durcheinander.
    Sean holt tief Luft. »Ellie, willst du das wirklich machen? Ich meine, bist du sicher, dass du so weitermachen willst?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja…« Sean atmet durch die Nase aus. »Na ja, ich habe darüber nachgedacht, und ich frage mich, ob das hier«, – er deutet auf sich und mich –, »nicht vielleicht der Grund gewesen ist, aus dem du die Zeichnung von Nina gefunden hast. Nicht um sie zu finden, sondern damit wir zwei uns finden können.« Er legt seine warme Hand auf meinen Arm und schaut mich durchdringend an. Ich spüre wieder diesen Blitz, aber aus irgendwelchen Gründen macht er mich jetzt nervös.
    »Aber was ist mit alldem, wovon wir gesprochen haben?«, frage ich. »Darüber, dass es unmöglich ist, über manche Dinge hinwegzukommen? Darüber, dass …« Ich verstumme. Er schaut mit ausdruckslosem Gesicht zur Wand. Mein Gesicht wird heiß. Was ist hier los? Ich wende mich ab.

    »Hey, heeeey.« Seans Stimme wird weich. »Oh Scheiße! Es tut mir leid, entschuldige, Ellie.« Er seufzt und schüttelt den Kopf. »Ich will dich nicht davon abhalten, nach ihr zu suchen. Vergiss, was ich gesagt habe, okay? Wir fahren nach Big Sur und suchen nach ihr.« Er legt die Arme um mich. »Wir fahren gleich los, okay?« Er drückt mich an sich. Ich spüre sein Herz durch das T-Shirt heftig klopfen. Dies ist Sean, der süße, wunderbare Sean.
    Ich nicke und lächele dann erleichtert. »Du wirst sie lieben«, sage ich. »Wenn du sie kennenlernst, wirst du sie lieben.«
    Sean lächelt diesmal nicht zurück. Er legt seine Hände um mein Gesicht und schaut mir fest in die Augen. »Ich kann niemand anderen mehr lieben«, sagt er. »Denn ich liebe schon dich.«

Kapitel 30

    Laut der Uhr fahren wir seit einer Stunde, aber es könnte auch eine Minute, eine Woche oder ein Jahr sein. Zeit spielt keine Rolle mehr.
    Und Worte auch nicht. Wir sind in Schweigen gehüllt, nicht das kalte, fremde Schweigen von gestern, sondern eine andere Art, eine warme Flüssigkeit. Was wir sagen müssen, kommunizieren wir mit unseren Händen, die ineinander verschlungen zwischen uns auf dem Sitz liegen, durch die winzigen Bewegungen von Finger an Finger, Handfläche an Handfläche.
    Ich denke nur: Das ist es! So fühlt es sich an, sich zu verlieben.
    Sean fährt bei einem Rasthof vom Highway. »Wir brauchen Snacks«, sagt er. »Und Benzin.« Er fährt noch eine Minute, parkt dann und starrt einen Augenblick ins Leere. Ich versuche, seine Miene zu interpretieren. Er wirkt ein bisschen ängstlich, also drücke ich seine Hand und lächle ihm zu. Er lächelt zurück. »Ich gehe kurz da rein«, sagt er. Er nimmt sein Telefon vom Ladegerät im Auto, drückt meine Hand und steigt aus.
    Ich lehne mich zurück und beobachte, wie er über den Parkplatz läuft. Ich mag seinen Gang, die Schultern gestrafft,
den Kopf ein bisschen nach vorne geneigt. Ich lege meine nackten Füße auf das Armaturenbrett, die kühle Luft streicht über meine Beine. Über das sanfte Summen der Klimaanlage höre ich die gedämpften Geräusche von draußen. Lachen, Rufe, Schreie und Hupen. Sean verschwindet im Rasthof.
    Ich betrachte ein Paar in aufeinander abgestimmten Khakishorts und Baseballkappen, die mit Getränkedosen zu ihrem Auto laufen. Eine Mutter läuft vorbei, sie trägt einen schreienden kleinen Jungen, der Pommes auf den Boden schmeißt. Ein paar Mädchen im College-Alter warten am Kofferraum eines alten Toyota, bis sich eine ihre Flip-Flops angezogen hat. Vor einer Woche hätte ich für diese Fremden noch nichts empfunden. Aber jetzt in diesem Moment liebe ich sie alle, und gleichzeitig tun sie mir leid, denn bestimmt fühlen sie alle nicht das, was ich gerade fühle. Das wunderbare Gefühl, bei dem Menschen zu sein, der einen liebt und den man ebenfalls zu lieben beginnt.
    Ich fand es immer so doof, wie Amandas Freundinnen Typen kennenlernten und eine Woche später behaupteten, sie würden sie liiiiieeeeeben. Ich dachte, das wäre nur die Hitze des Augenblicks, fand sie unreif und dachte, sie hätten keine Ahnung vom wahren Leben. Aber jetzt ist mir klar, dass

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