Mottentanz
ihren Willen. Deine Schwester hat ihm das angetan. « Sean blickt zur Seite und presst die Lippen zusammen. »Es war ihre Schuld, und ich war der Einzige, der das wusste. Ich hatte seit Monaten nach deiner Schwester gesucht, aber in diesem Moment hörte ich auf zu suchen und wartete nur. Ich wusste, wenn ich nur lang genug wartete, würde ich die Chance bekommen, alles wieder in Ordnung zu bringen, weil dies mein Schicksal war. Das Warten war die Hölle. Aber ich verlor nie die Hoffnung, und als ich dich an jenem Abend schließlich im Mothership sah, wusste ich, dass das Warten vorbei war und du mir dorthin geschickt worden warst, um mich hierher zu führen und mir zu helfen, alles in Ordnung zu bringen. Aber dann verliebte ich mich in dich.« Sean legt den Kopf schief und lächelt, als erzähle er eine schöne Geschichte. »Ich dachte, vielleicht sei ja das der Grund dafür, dass ich auf der Party gewesen war. Nicht um Nina zu finden, sondern um dich zu finden! Ich dachte, wenn ich die Vergangenheit loslassen könnte, würde alles gut werden. Deshalb habe ich dir gesagt, sie sei tot… damit wir gemeinsam… neu anfangen können.«
Sean schaut mich an, sieht mir direkt in die Augen.
»Sieh mich nicht so an«, sagt er.
Ich bewege mich nicht.
»Weißt du, was ich durchgemacht habe, Ellie? Kannst du dir das vorstellen? Du glaubst, dass du für die Liebe gelitten hast? Ich bin derjenige, der aus Liebe leiden musste! Ich wartete so lange auf die Liebe, die mir zustand. Und da warst du, die Freundliche, Schöne, Süße, die genauso aussieht wie sie, aber mich anders ansieht, als sie es jemals getan hat. Als du deiner
Freundin sagtest, sie solle gehen, wusste ich, dass Nina mich nie so geliebt hat wie du. Du bist der Grund, aus dem ich sie gehen lassen konnte. Weil ich jetzt dich hatte. Jemand, der mich so ansah wie du. Aber du siehst mich nicht mehr so an. «
Seans Nase berührt fast die meine. Ich sehe die Muskeln in seinem Kiefer zucken.
»Es tut mir leid«, sage ich leise.
»Schau mich noch einmal so an«, bettelt er. In der Mitte seiner Stirn pulsiert eine Ader. »Bitte, Ellie. Schau mich noch einmal so an, wie du mich früher angesehen hast.«
Und ich versuche es. Ich versuche mit jeder Faser meines Wesens, sein Gesicht anzuschauen und das zu sehen, was ich gesehen habe, bevor ich die Wahrheit wusste.
Aber ich kann es nicht.
»Du siehst angeekelt aus, Ellie«, sagt Sean. Sein Atem ist heiß auf meinem Gesicht. »Ich hatte keine Wahl, Ellie.« Er holt zitternd Luft. »Sag es mir.« Seine Stimme ist nur noch ein leises Knurren. »Sag mir, dass du verstehst, warum ich tun musste, was ich getan habe! SAG ES MIR!«
»Ich verstehe, warum du tun musstest, was du getan hast«, sage ich.
»Sag mir, dass du auch verstehst, warum ich das tun muss, was ich als Nächstes vorhabe«, sagt er. In seinen Augen stehen Tränen und er nickt langsam.
Mein Körper erstarrt zu Eis. »Und was ist das?«
»Das weißt du schon«, sagt Sean. »Ich habe dir die Geschichte schon erzählt.«
»Die Geschichte?«
»Die von Nina auf dem Parkplatz.«
»Aber das ist nicht passiert!«
»Das ist…« Tränen laufen ihm über die Wangen. »… noch nicht passiert.«
Mein Mund klappt auf, ich kann nicht sprechen.
»Ich will das nicht tun«, sagt Sean und stampft mit dem Fuß auf. »Das weißt du doch, oder? Ich erledige dich hier zuerst, damit du nicht zusehen musst, und dann fahre ich alleine nach San Francisco, wenn du…«
»Redest du davon…« Meine Stimme ist nur ein Flüstern. »Redest du davon, mich zu töten?«
Sean schaut zu Boden. »Wenn du es so sagst, klingt es so schlimm.« Er lächelt sein lustiges Lächeln, dann bricht er in Tränen aus. Er schluchzt herzzerreißend, seine Schultern zittern. Ich schaue ihm nur zu. Er hebt den Kopf wieder, wischt sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich muss es tun. Ich wünschte, ich hätte die Wahl…«
»Aber die hast du!«, sage ich panisch. »Man hat immer eine Wahl.«
»Nein!«, widerspricht Sean. Er wedelt mit der Kanone, als sei sie die Verlängerung seines Zeigefingers. »Ich kann dich leider nicht freilassen.« Er schüttelt den Kopf. »Du würdest es Leuten erzählen und dann könnte ich die Dinge nicht mehr in Ordnung bringen.« Sean richtet die Pistole auf mich. Er steht auf und weicht einen Schritt zurück. »Und selbst, wenn du schweigen würdest, liebst du mich nicht mehr und hältst mich für ein Monster. Ich könnte einfach nicht mit dem Wissen leben, dass
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