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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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du so schreckliche Dinge über mich denkst. Das würde ich nicht ertragen.« Sein Arm zittert. Klare Flüssigkeit rinnt aus seinen Augen und seiner
Nase. Ich wehre mich gegen den Gürtel, aber er ist zu fest gebunden. Ich kann mich nicht bewegen. Ich starre auf die Pistole. Ich kann nicht glauben, dass das real ist. Ich kann nicht glauben, dass das real ist.
    Ich kann nicht glauben, dass es so endet.
    »Ich muss das hinter mich bringen.« Seine Stimme ist jetzt ruhiger. Er redet mit sich selbst. »Ich muss es schnell tun, dann ist es vorbei.« Er macht einen Schritt nach vorne, legt mir die Arme um die Schultern und drückt mich fest. Ich spüre, wie sein Herz hämmert. »Tu mir einen Gefallen«, flüstert er. »Bitte, bitte schließ die Augen.«
    Zehn Sekunden verbleiben mir noch. Er lässt mich los, küsst mich auf die Stirn und drückt mich noch einmal fest. Fünf Sekunden.
    »Warte, Sean!«
    Vier Sekunden.
    »Ich kann nicht.«
    Drei Sekunden.
    »WARTE!«
    Zwei Sekunden.
    »Es tut mir wirklich leid, meine Süße.«
    Sean holt tief Luft. Er spannt den Abzug.
    Eine Sekunde.
    »Schließ die Augen«, sagt er.

Kapitel 38

    »SEAN, ICH LIEBE DICH!«
    Sean erstarrt, sein Arm ist gerade vor ihm ausgestreckt.
    Er blinzelt.
    » Was? «
    Mein Körper zittert. »Sean, bring mich nicht um«, schreie ich. »Ich liebe dich! Mach mit Nina, was immer du willst. Es ist mir egal! Es ist mir egal, der Einzige, der mir nicht egal ist, bist du.«
    Etwas flackert über sein Gesicht.
    »Das sagst du nur, damit ich dich gehen lasse«, sagt er.
    Aber er will mir glauben, ich sehe, dass er mir glauben will.
    »Nein«, sage ich. »Ich will nicht , dass du mich gehen lässt. Ich will bei dir bleiben .«
    »Und warum… und warum benimmst du dich dann so? Warum hast du mich vorhin so angesehen?«
    »Ich war eifersüchtig! Als ich diese Briefe sah, hat es mich krank gemacht! Weil ich eifersüchtig war und ich wollte, dass du fähig bist, mich so sehr zu lieben.«
    Sean runzelt die Stirn. »Aber warum hast du überhaupt in meiner Tasche herumgewühlt?«
    »Weil ich dich liebe!« sage ich. »Ist das nicht offensichtlich?
Ich habe mich unsicher gefühlt.« Ich halte inne. »Und ich hatte Schiss, dass diese Person, die dich ständig anruft und dann wieder auflegt, tatsächlich ein anderes Mädchen ist, und schon der Gedanke daran ist für mich zum Kotzen, ich will dich für mich allein! Ich wollte einfach sichergehen, dass es niemanden sonst gibt!«
    Sean starrt mich an und ringt mit sich selbst. Ich kann es an seinem Gesicht ablesen.
    Ich mache weiter. »Nina oder dein Bruder oder alle anderen kümmern mich einen Dreck! Ich verstehe, warum du die Dinge getan hast, die du getan hast! Es war doch nur, weil du so leidenschaftlich bist, weil du wirklich weißt, wie man einen Menschen liebt. Weil du wirklich aus vollem Herzen liebst! Deshalb ist es mir egal, was mit Nina geschieht, weil ich dich liebe, und das bedeutet, du bist jetzt meine Familie. Und ich bin deine Familie, wir brauchen niemanden sonst.«
    Sean lehnt sich nach vorne.
    »Du liebst mich wirklich?« Er klingt so verzweifelt.
    »Mehr als alle, die ich jemals gekannt habe.«
    Er lässt die Knarre sinken und lehnt sich noch weiter nach vorne. Unsere Stirnen berühren sich.
    »Ich muss immer noch nach San Francisco gehen und mich um Nina kümmern, klar? Ich glaube nicht, dass ich vorher mit meinem Leben weitermachen kann. Es ist nicht fair, dass sie am Leben ist, wenn er es nicht mehr ist. Und ich werde kein normales Leben leben können, bis alles ausgeglichen ist. Bis ich es gleich gemacht habe.« Er klingt jetzt so ruhig, als würde er über etwas ganz Alltägliches reden.

    »Natürlich«, sage ich. »Sie verdient es. Was immer mit ihr geschieht, sie hat sich da selbst reingeritten.«
    Er lehnt sich zurück. »Also kommst du mit mir? Du wirst mir helfen, sie zu finden?«
    Ich nicke. »Ich gehe, wohin du willst«, sage ich.
    »Glaubst du, sie ist noch immer dort?«
    »Oh ja«, sage ich und füge mit meiner lautesten Stimme hinzu: »Sie ist definitiv noch in San Francisco. Und ich weiß auch schon ganz genau, wo wir anfangen, sie zu suchen, wenn wir dort sind. Direkt in der Haight Street. Wir werden einen Hinweis darauf finden, wo sie ist, direkt in der Haight Street. Wir werden in etwa zwölf Stunden dort sein, nehme ich an. Oder vielleicht dreizehn. Und wir gehen schnurstracks in die Haight Street.«
    Sean lehnt sich zurück. Er weint nicht mehr, seine Augen sehen groß aus und seltsam

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