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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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Seine Ausdauer. Die Maske, die er zu der Party trug. Damit ihn niemand erkannte? Oh Gott, oh Gott, Oh Gottogottogott. Ich denke daran, wie er in meine Augen gestarrt hat. Mir gesagt hat, wie ähnlich ich ihr sehe. Oh Gott.
    Ich höre ein Auto draußen vorfahren. Sean ist wieder da. Die Briefe liegen überall verstreut. Ich renne zur Tür und lege die Kette vor. Dann schnappe ich mir die Briefe und stopfe sie alle zurück in die Tasche und schließe das Schloss. Ich höre, wie sich ein Schlüssel im Schloss dreht. Ich klettere auf den Stuhl und hebe die Tasche über meinen Kopf. Der Türknauf dreht sich. Ich schiebe die Tasche zwischen die Decken, lehne mich zurück und falle fast vom Stuhl. Die Tür öffnet sich.
    Jemand muss mir jetzt sagen, was ich tun soll.
    »Ellie?«, ruft Seans Stimme von draußen. Ich steige vom Stuhl und zerre ihn ohne zu atmen zum Schreibtisch. »Ellie?
« Seans Hand erscheint im Türspalt. Er tastet nach der Kette. »Ich kann nicht rein«, ruft er. »Ellie? Bist du noch in der Dusche?«
    Die Dusche. Ich reiße mir die Kleider vom Leib und renne ins Badezimmer. Ich drehe das Wasser auf. Ich höre, wie Sean draußen meinen Namen ruft. »Ellie! Ellie! Ellie! Ich bin ausgesperrt! Ich kann nicht rein.« Das Wasser ist eiskalt. Ich mache meinen Kopf und mein Gesicht nass. Als mein ganzer Körper nass ist, springe ich aus der Dusche. Dabei stoße ich mir den Knöchel an der Wanne. Heftig. Mir steigen die Tränen in die Augen. Ich wickle ein dünnes Handtuch um mich, drehe das Wasser ab und renne tropfend zur Tür.
    »Sean? Bist du das?«
    »Ja, Ellie, ich bin ausgesperrt.«
    Was soll ich tun? Was kann ich tun? Ich kann gar nichts tun. Aber er weiß nicht, was ich gesehen habe. Das muss unbedingt so bleiben.
    »Sorry!«, rufe ich. »Ich mach schon auf.«
    Ich löse die Kette und ziehe die Tür auf. Sean steht mit einem Plastikbehälter da. »Hallo, du!«, sagt er. »Ich bringe dir Salat.«
    »Hi«, sage ich. Ich versuche, normal zu klingen, aber ich schreie. »Hast du lange gewartet?«
    »Nein, aber warum hast du abgeschlossen?«
    »Ich habe plötzlich Angst bekommen.« Das Wasser tropft von meinem Körper und bildet auf dem Boden eine Pfütze. Mein Knöchel pulsiert. »Als du weg warst, hatte ich auf einmal Schiss. Wegen Nina wahrscheinlich. Ich habe in der Dusche die Zeit vergessen.« Ich lächle. Verhalte ich mich
normal? Ich weiß nicht mehr, wie normale Menschen sich verhalten.
    »Ach, Süße«, sagt Sean. Er kommt herein und schließt die Türe hinter sich. Er stellt den Salat und ein pinkfarbenes Vitaminwasser ab. »Es tut mir leid, dass ich dich so lange allein gelassen habe. Keine Sorge, das mache ich nicht wieder.«
    Er drückt seinen Körper an mich und hält mich. Es kostet mich viel Überwindung, ihn nicht wegzustoßen. »Du zitterst ja«, sagt Sean. Er reibt meine Arme.
    »Mir ist kalt«, sage ich.
    Ich lehne mich zurück und betrachte Seans Gesicht. Alles, was an ihm schön war, sieht jetzt anders aus. In seinen aufmerksamen grauen Augen lauert etwas Dunkles, Krankes. Seine Wangenknochen sind zu spitz. Seine Lippen zu feucht.
    »Willst du dich anziehen?«, fragt Sean. Seine Stimme ist leise und sanft, als redete er mit einem Kind. Ich denke nur: Wie komme ich aus der Sache raus? Ich werde ins Bad gehen und meine Kleider anziehen. Und dann?
    Und dann?
    »Dann kannst du deinen Salat essen«, sagt Sean.
    Ich nicke. Nur weil man mit einem Typen im Hotelzimmer ist, der deine Schwester verfolgt und seinen eigenen Bruder getötet hat, darf man seine Vitamine nicht vergessen.
    Ich sammele meine Kleider ein und bringe sie ins Badezimmer. Ich betrachte mich im Spiegel, während ich mein Hemd über den Kopf und die Hose hochziehe. Ich lächle mir zu. Ich sehe total verängstigt aus.
    Als ich wieder rauskomme, steht Sean beim Schreibtisch. Er hat den Salat aufgemacht, daneben liegt eine Plastikgabel
auf einer Papierserviette. Das Vitaminwasser steht daneben. Er hat mir den Deckel schon abgeschraubt.
    »Für dich, meine Liebste.« Ich gehe zu ihm.
    Sein Telefon vibriert. Er greift in seine Tasche und schaltet es aus. Ich starre auf seine Hände. Er packt die Rückenlehne des Stuhls und zieht ihn unter dem Tisch vor. Ich starre auf die Plastikschüssel – schlaffer Salat, geschwollene rote Tomaten, gummiartige Gurkenscheiben, Mais. Alles bedeckt von sauer riechender Salatsauce. Ich stecke die Gabel in ein Stück Tomate. An der Seite klebt ein Maiskorn, wie ein fauliger Zahn. Ich würge.
    »Bist

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