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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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außerdem geht hier noch etwas anderes vor. Ich weiß zwar nicht genau, was, aber einige Leute benehmen sich in letzter Zeit ziemlich seltsam. Ist Ihnen das denn noch nicht aufgefallen? Ich persönlich glaube, daß es der ständige Druck ist, der die Menschen langsam, aber sicher verrückt macht. Wenn es Scopes wirklich nur um die Erhaltung von Menschenleben geht, warum zwingt er uns dann diesen unmöglich einzuhaltenden Zeitplan auf? Wir arbeiten hier immerhin mit dem schlimmsten Virus, das es je gab. Ein größerer Fehler, und es heißt odiös muchachos. Dieses Projekt hat schon genug Leuten das Leben ruiniert. Das von Burt und Vanderwagon ebenso wie das von Fillson und dem Wachmann Czerny. Von BrandonSmith ganz zu schweigen. Wie viele werden wohl noch dran glauben müssen?«
    »Susana, Sie arbeiten in der falschen Branche«, entgegnete Carson matt. »Alle großen Errungenschaften der Menschheit haben ihren Tribut an Schmerz und Leid gefordert. Aber dafür werden wir auch Millionen von Leben retten, das dürfen Sie nie vergessen.« Irgendwie kamen Carson seine eigenen Worte hohl und klischeehaft vor.
    »Wie edel und gut das alles klingt. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, ob das, was wir hier machen, wirklich ein Fortschritt ist? Wer gibt uns das Recht, das menschliche Genom zu verändern? Je länger ich hier bin und je mehr ich mitbekomme, was hier vor sich geht, desto mehr bin ich der Überzeugung, daß wir etwas grundlegend Falsches tun. Niemand darf sich das Recht herausnehmen, am menschlichen Erbgut herumzumanipulieren.«
    »Das, was Sie sagen, klingt ziemlich unwissenschaftlich. Sie wissen genau, daß wir hier nicht aus Jux und Tollerei am menschlichen Erbgut herumpfuschen, sondern ein für allemal die Grippe besiegen wollen.«
    De Vaca zeichnete mit ein paar raschen, ärgerlichen Bewegungen ihres Stiefelabsatzes einen Strich in den Lavasand. »Indem wir die Keimzellen des Menschen verändern, überschreiten wir eine Grenze, die wir nicht überschreiten dürfen.«
    »Aber wir reparieren doch lediglich einen kleinen Defekt in unserem genetischen Code, mehr nicht.«
    »Einen Defekt. Was genau verstehen Sie eigentlich unter einem Defekt, Carson? Ist das Gen, das für die Glatzenbildung beim Mann verantwortlich ist, ein Defekt? Ist Kleinwüchsigkeit ein Defekt? Wie steht es mit Hautfarben? Mit schlecht frisierbarem Haar? Und wenn jemand schüchtern ist, spricht man da auch von einem genetischen Defekt? Was kommt als nächstes, wenn wir erst einmal immun gegen Grippe sind? Glauben Sie wirklich, die Wissenschaft wird der Versuchung widerstehen und die Menschen nicht intelligenter, langlebiger, größer, schöner und netter machen? Besonders dann, wenn man damit auch noch Milliarden von Dollar verdienen kann?«
    »Für diese Dinge gibt es strenge Regeln«, antwortete Carson. »Ach ja, Regeln. Und wer stellt diese Regeln auf? Sie? Ich? Die Regierung?
    Oder vielleicht Brent Scopes? Ist ja nur eine Kleinigkeit: Entledigen wir uns einfach der unattraktiven Gene, die niemand von uns haben will. Der Gene, die uns fett, häßlich und unausstehlich machen. Der Gene, die für die weniger schönen Seiten unserer Persönlichkeit verantwortlich sind. Legen Sie doch einmal Ihre Scheuklappen ab, Carson, und sagen Sie mir, was das für die Integrität der Menschheit bedeutet.«
    »Bis wir dazu in der Lage sind, ist es noch ein sehr langer Weg«, murmelte Carson.
    »Blödsinn. Wir sind bereits fröhlich dabei, und zwar mit X-FLU. Die Kartierung des menschlichen Genoms ist fast abgeschlossen, bald können wir damit anfangen, es zu verändern. Auch wenn es vorerst nur kleine Änderungen sein mögen, kann niemand garantieren, was letzten Endes dabei herauskommt. Die DNA von Mensch und Schimpanse unterscheiden sich lediglich in zwei Prozent, und doch ist ein riesiger Unterschied zwischen den beiden. Es bedarf also nur winziger Änderungen am Genom, und die Menschen werden sich möglicherweise in etwas verwandeln, was wir nicht einmal erkennen würden.«
    Carson sagte nichts dazu. Es waren dieselben Argumente, die er bereits unzählige Male gehört hatte. Allerdings begannen sie jetzt langsam, einen Sinn zu machen, auch wenn er sich noch so dagegen wehrte. Vielleicht war er bloß müde und hatte nicht die nötige Energie für eine längere Diskussion mit de Vaca, aber vielleicht hatte ihn der Gesichtsausdruck von Teece nachdenklich gemacht, als dieser ihm vor zwei Tagen gesagt hatte: Das, was ich tun muß, verträgt keinen

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